26. Antiquaria 2012 - Antiquaria-Ludwigsburg
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Porträt des Medici-Hofmalers Titi<br />
[Barock – Malerei] [Titi, Tiberio, Florentiner Maler, (1573–<br />
1627)] Poggibonsi, Niccolò, Pisaner Kaufmann. Brief m. eigh.<br />
U. u. Siegel, Pisa, 20. April 1611. Ital. Handschrift auf Papier,<br />
2 1/2 SS. auf 2 Bll., c. 28,5×21 cm. 850,–<br />
An seinen Schwiegersohn, Ottaviano de’ Medici u. dessen Gattin Virginia,<br />
die Poggibonsi den damals berühmten Maler Titi zur Anfertigung eines Porträts<br />
geschickt hatten. Poggibonsi bedankt sich und lobt überschwänglich den<br />
Genius des Malers („M[esser] Tiberio Titi pittore et amicissimo di V[ostra]<br />
S[ignoria] per fare il mio ritratto … misse in opera i suoi penelli e vero circha<br />
di una ora presse la testa e il volto, di poi il e tornato due volte e ritocholo<br />
alquanto … fatto con buon disegnio e artifitio del suo ingegnio“). Gleichwohl<br />
habe Poggibonsi das Unterfangen vorzeitig abbrechen müssen, da er krankheitsbedingt<br />
lange Zeit im Bett verbracht habe und gegenwärtig so schlecht<br />
aussähe, dass ihn der Anblick des Porträts selbst erschreckt habe. Poggibonsi<br />
habe den Porträt-Versuch beendet und Titi sei verärgert abgereist. – Wichtige<br />
Quelle zur Malerei des damals sehr geschätzten Porträtisten Titi. Dieser, ein<br />
Sohn des ebenfalls berühmten Malers Santi di Tito, war bis 1620 der Hofmaler<br />
der Medici und hat zahlreiche Porträts des toskanischen Fürstenhauses angefertigt.<br />
Die meisten seiner Gemälde sind verschollen, so auch der Entwurf<br />
zu Poggibonsis Porträt, der der Forschung unbekannt ist. Zu Titis Werk vgl.<br />
Isabelle M. Paulussen, Tiberio Titi, ritrattista dei Medici, Rom 1980.<br />
Mäzen von Händel, Corelli und Scarlatti<br />
[Barock – Musik] Ottoboni, Pietro, Kardinal (1667–1740).<br />
Brief m. eigh. U., Rom, 1. Dezember 1736. Ital. Handschrift,<br />
Papier, 1/2 S. auf 2 Bll., 27,5×20 cm. 350,–<br />
Als Sekretär der Inquisitions-Kongregation an den Vorstand des Bistums Sabina,<br />
dem er mitteilt, dass Domenico Pucci unter Beobachtung stehe. – Ottoboni<br />
war Neffe des Papstes, einer der mächtigsten und gebildetsten Männer<br />
seiner Zeit. Er schrieb zahlreiche Libretti, unterhielt an seinem Hof musikalische<br />
Genien wie Corelli oder die Scarlattis und förderte Händel.<br />
Italien – „der Sitz des Alterthums“<br />
[Klassizismus – Kunst] Wagner, Johann Martin v., Maler u.<br />
Bildhauer (1777–1858). Eigh. Brief m. U., Rom, 25. Juli 1816.<br />
Dt. Handschrift auf Papier, 2 SS. auf 2 Bll., c. 24,5×18,5 cm.<br />
Altersgebräunt. 320,–<br />
An den Philhellenen Friedrich Wilhelm v. Thiersch (1784–1860) in München,<br />
dem er für eine Abhandlung über die griechische Kunst dankt. Diese habe ihn<br />
sehr efreut, obwohl er nicht in allen Einzelheiten mit Thiersch übereinstimme.<br />
Er hoffe auf ein Treffen mit Thiersch in Rom, dem er einen Studienaufenthalt<br />
in Italien empfiehlt. Thierschs Fragen zum ligurischen Stil ließen sich leicht<br />
durch Zeichnungen beantworten, deren Versendung der bayerische Kronprinz<br />
jedoch untersagt habe. Er verweist dafür auf einen zur Publikation vorgesehenen<br />
Bericht. – Die Förderung durch Goethe hatte Wagner den Weg zu seinen<br />
Studien in Rom geebnet. Die Bekanntschaft mit dem damaligen Kronprinzen<br />
und späteren König von Bayern, Ludwig I., brachte Wagner dauerhaft nach<br />
Rom, wo er im Auftrag des bayerischen Hofes als Kunstagent wirkte und maßgeblichen<br />
Anteil an Auf- und Ausbau der Münchener Pinakothek und Glyptothek<br />
hatte.<br />
Früher päpstlicher China-Diplomat<br />
[China] Mariani, Sabino, päpstlicher China-Gesandter<br />
(1665–1721). Eigh. Brief m. U. u. Siegel, Rom, 24. Oktober<br />
1696. Ital. Handschrift auf Papier, 1 S. auf 2 Bll., c. 27×20,5<br />
cm, etw. angeschmutzt 480,–<br />
Als Mitarbeiter der apostolischen Datarie an den Gemeindevorstand von Soriano<br />
nel Cimino in Finanzfragen. – Mariani begleitete 1702 den päpstlichen<br />
Legaten Tournon nach China, zur Überprüfung der Riten. Nach Anfangserfolgen<br />
fielen beide jedoch wegen Missachtung der Etikette und aufgrund<br />
von Konflikten mit den Jesuiten um Joachim Bouvet bei Kaiser Kangxi in Ungnade.<br />
Mariani wurde 1707 aus Bejing verwiesen und war bis 1719 Prokurator<br />
der römischen Kongregation Propaganda Fide in Macao. Er starb 1721 im indischen<br />
(damals portugiesischen) Madras. – In China war Mariani bekannt als<br />
„Sha Guoan“ [Cha-Quc-Ghan]. Die Beziehungen zwischen der Katholischen<br />
Kirche und China hatten sich erst im 17. Jahrhundert gefestigt. Der Misserfolg<br />
Tournons und Marianis führte zur Ausweisung der christlichen Missionare<br />
aus China.<br />
Kolorierte Wappendarstellungen<br />
[Genealogie – Heraldik] „Velderndorfferisches Stammbüech“<br />
Manuskript [c. 1680]. Dt. Handschrift auf Papier, 56<br />
SS., c. 30×20,5 cm. Einband berieben, Rücken fehlt, Bindung<br />
locker, Tafeln m. Fehlstellen. 750,–<br />
Stammbuch des österr.-bayer. Geschlechts Völderndorff (Velderndorf, Földerndorff).<br />
32 kolorierte Wappen im Text; zwei Falttafeln mit Stammbäumen sowie<br />
neun ganzseitige Stammbäume, je mit zahlr. Einzelwappen. Neben den Völderndorffern<br />
sind Wappen verwandter Adliger dargestellt (Kranichberg, Haager<br />
von Altensteig, Althann, Gerowitz, Rauber, Hochenegg, Kolowrat, u.a.). – Das<br />
Stammbuch steht wohl in Zusammenhang mit der Erhebung des Geschlechts<br />
in den Freiherrenstand (1684). Das aus Völderndorf bei Melk stammende<br />
Geschlecht zählte zum niederösterreichischen Uradel. Hans Adam Eusebius<br />
von Voelderndorff wanderte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach<br />
Bayern aus (Regensburg). Seine Nachfahren ließen sich in Franken nieder.<br />
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