Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der ...

Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der österreichischen Zivilgesellschaft
7. Zivilgesellschaft als Wissensspeicher
Welches Wissen in Bezug auf Armutsbekämpfung wird von welchen NGOs
benötigt?
Allgemeines Wissen, das alle betroffenen NGOs benötigen, ist: Ursachen
von Armut, Erkennen von Zusammenhängen zwischen den Ursachen;
Möglichkeiten, Akteure zusammenzubringen und Wissen auszutauschen;
wie man mit politischen EntscheidungsträgerInnen verhandelt; wie man
sie von den eigenen Vorhaben überzeugt; Soforthilfe und Anspruchsvoraussetzungen.
Der weitere Bedarf an Wissen ist unterschiedlich, weil die
NGOs im Armutsnetzwerk unterschiedliche Zielsetzungen haben. Die
NGOs als klassische Sozialeinrichtungen haben ein Interesse, Wissen, Know
How, Bedürfnisse, die aus ihrer Erfahrung kommen, an die Sozialpolitik
heranzutragen. Dabei wird die Armutskonferenz als Brücke verwendet, um
Forderungen und Bedürfnisse aus dem Erfahrungswissen weiterzugeben.
Das Wissen über Hintergründe wie etwa die Armutszahlen ist nicht das,
was sie in ihrer täglichen Arbeit brauchen. Viele NGOs wissen darüber
allerdings auch Bescheid, da sie sich im Netzwerk befinden.
Welchen Stellenwert wird Wissen in der Arbeit von NGOs zugeschrieben?
NGOs haben sehr viel klientelspezifisches Wissen. Dementsprechend
haben Wissen und Wissenstransfer einen hohen Stellenwert, wenn es
unmittelbar im jeweiligen Arbeitsfeld angewandt werden kann. Einen
geringeren Stellenwert hat grundsätzliches Wissen, welches man nicht
unmittelbar für den eigenen Arbeitsbereich anwenden kann. Allerdings
braucht man dieses Wissen über Armut auch um argumentieren zu
können, um Forderungen stellen zu können, um sozialpolitisch arbeiten zu
können.
Wissensmanagement hat aber einen nicht sehr hohen Stellenwert in der
Arbeit der NGOs. Es geht immer eher um Sozialmanagement als um
Wissensmanagement. So steht die Frage, „wie kann ich meinen Betrieb
managen?“ im Vordergrund. Wenn Wissen etwa für einen Projektantrag
oder für einen Subventionsantrag dient, dann wird Wissen auch dazu
benutzt. Allerdings gibt es scheinbar keine eigenen Betriebsziele in
Richtung Wissensmanagement. Das kann letztlich dazu führen, dass das
Wissen über Sozialpolitik sogar abnimmt, hingegen Wissen über Controlling
und Rechnungswesen zunimmt.
Wie passiert das Lernen innerhalb des Netzwerkes?
Ein Erfolgsfaktor für das Lernen ist das Erkennen von eigenem Nutzen.
Lernen passiert durch das Entstehen und Ausnutzen von Synergien in der
praktischen Arbeit, wenn Menschen etwa von mehreren NGOS betreut
werden. Dabei passiert das Lernen hauptsächlich durch Informationsaustausch
über KlientInnen.
Endbericht Seite 60