Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der ...

Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der österreichischen Zivilgesellschaft
1. Die Armutskonferenz als soziale Netzwerkbewegung
1.1. Definitionen von sozialen Netzwerkbewegungen
In diesem Kapitel werden die Definitionen und Charakteristika von sozialen
Netzwerkbewegungen dargestellt, um eine dementsprechende Verortung der
Armutskonferenz vornehmen zu können. Soziale Bewegungen bilden durch die
Verbindung vieler kleiner sozialer Einheiten ein Netzwerk, eine soziale Netzwerkbewegung.
Soziale Netzwerke sind Netzwerke, die gegebene Interaktionsgeflechte
(z.B. Bekanntschaftsnetzwerk) abbilden und sind ein Zusammenschluss
von Menschen, die durch das Netzwerk einen Vorteil erfahren oder
erhoffen.
Entsprechend der Definition des Begriffs sozialer Netzwerkbewegung lassen sich
nach Görg (1992) mehrere Anforderungen an diesen festhalten. Zum einen ist
die Definition des Bewegungsbegriffs und die Bestimmung der sozialen
Problemlage, derer sich die Bewegung annimmt, von Bedeutung, um soziale
Bewegungen definieren zu können. Zum anderen ist die Form des öffentlichen
Auftretens der Bewegung für eine Definitionsbestimmung wesentlich.
Allerdings ergibt sich der Eindruck, dass der Begriff der sozialen Netzwerkbewegung
und die damit verbundenen Charakteristika relativ klar definiert
sind, und das Definitionsproblem scheint erst bei der Zuordnung und
Unterscheidung von sozialen Bewegungen zu entstehen.
“ Soziale Bewegung ist ein mobilisierender kollektiver Akteur, der mit einer
gewissen Kontinuität auf der Grundlage hoher symbolischer Integration
und geringer Rollenspezifikation mittels variabler Organisations- und
Aktionsformen das Ziel verfolgt, grundlegenderen sozialen Wandel
herbeizuführen, zu verhindern oder rückgängig zu machen.“ Raschke
(1985, S.77)
Aus dieser sehr komplexen und ausführlichen Definition lassen sich bereits die
typischen Merkmale einer sozialen Bewegung herauslesen, die weiter unten
noch genauer erläutert werden. Dennoch möchte ich hier die Zielbestimmung
des sozialen Wandels hervorstreichen, die sich nach der Richtung der
gewünschten Veränderung definiert. Einige soziale Bewegungen, wie die
Umweltbewegung haben zum Ziel, eine neue Richtung des sozialen Wandels
durchzusetzen, im Unterschied zu Bewegungen, die versuchen, die
momentane gesellschaftliche Situation beizubehalten und gegenüber
Veränderungen abzusichern. Diese Definition ist bei der Typologisierung von
großer Bedeutung. Nach Gerdes (1995, in Nohlen, 1995) sind zu berücksichtigende
Merkmale von sozialen Bewegungen als Netzwerke
• die eher geringe organisatorische Strukturierung,
• die unterschiedlichen Handlungsorientierungen,
• die Unkalkulierbarkeit der politischen Oppositionsfunktion und
• die Freiwilligkeit der Teilnahme.
Endbericht Seite 7