Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der ...

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Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der österreichischen Zivilgesellschaft Auch bei dieser Definition finden wir wie bei Raschke (1985) den geringen Organisationsgrad, variable Handlungsorientierungen und die politische Oppositionsfunktion als Merkmal der Zuordnung. Die Freiwilligkeit der Teilnahme wird von Gerdes (1995) als eigenes Definitionsmerkmal angegeben, könnte jedoch auch als Versuch erklärt werden, die Mobilisierung durch soziale Bewegungen zu beschreiben. Zusätzlich bringt Rucht (1994) explizit mit seiner Definition von sozialer Bewegung als “mobilisiertes Netzwerk von Gruppen“ den Gedanken der Vernetzung in die Diskussion. Demnach definiert er soziale Netzwerkbewegung wie folgt: “ Eine soziale (Netzwerk-)bewegung ist ein auf gewisse Dauer gestelltes und durch kollektive Identität abgestütztes Handlungssystem mobilisierter Netzwerke und Organisationen, welche sozialen Wandel mit Mitteln des Protests - notfalls bis hin zur Gewaltanwendung - herbeiführen, verhindern oder rückgängig machen wollen.“ Rucht (1994, S. 76) Neben dem Netzwerk sozialer Bewegung kristallisiert sich ebenso der soziale Wandel gesellschaftlicher Ordnung und Wertvorstellungen als zentraler Punkt der Definition “sozialer Netzwerbewegungen“ heraus. Diese sind oft durch den Versuch gekennzeichnet, einen auf eigenen Entwürfen beruhenden gesellschaftlichen Wandel hervorzubringen. Dadurch unterscheiden sie sich wiederum von Bewegungen, die zwar auch protestieren, allerdings in letzter Konsequenz eine gesellschaftliche Ordnung vertreten, die auf der traditionellen Ordnung beruht. Rucht (1994) führt unter anderem die Bauernbewegung des frühen Mittelalters als Beispiel an, die er als traditionale Bewegung mit politischer Stoßrichtung bezeichnet und die daher keine soziale Bewegung ist. Demnach soll der Begriff der sozialen Bewegung für Bewegungen angewendet werden, die eine eigenständige Vorstellung über neue Gesellschaftsformen besitzen, wie die ursprüngliche ArbeiterInnenbewegung, die eine neue gesellschaftliche Ordnung und Umstrukturierung einforderte. Ein weiteres Charakteristikum von sozialen Netzwerkbewegungen ist das Thematisieren einer Problemlage, die öffentlich aufgezeigt werden soll. So geht Nowak (1988) von dem grundsätzlichen Bild aus, dass zwar soziale Probleme in der Gesellschaft existieren, aber nicht von dieser als solche wahrgenommen werden. Erst wenn sich eine Gruppe von Personen - eine BürgerInneninitiative beispielsweise - dieses Problems annimmt und es an die Öffentlichkeit transportiert, wird dieses Problem politikfähig. So könnte man sagen, dass die Thematisierung der Armut in Österreich, wie die österreichische Armutskonferenz zeigt, ein Beginn einer sozialen Problembewegung, einer sogenannten “Armutsbewegung“ ist. Somit wären soziale Probleme in ihrer gesellschaftlichen Existenz erst ab dem Zeitpunkt des öffentlichen Wahrnehmens manifest, und man nimmt sich dieses Problems an. Soziale Netzwerk-bewegungen sind demnach sehr stark durch soziale Problemlagen definiert, man kann auch von sozialen Problembewegungen sprechen. Endbericht Seite 8
Wissensmanagement und organisationales Lernen im Netzwerk der österreichischen Zivilgesellschaft Zusammenfassend gibt Nowak (1988) die sehr unterschiedlichen Charakteristika der sozialen Netzwerkbewegungen wie folgt an: * Soziale Netzwerkbewegungen suchen laufend nach Unterstützung durch andere, mit dem Ziel, sich weiterhin bewegen zu können. (Mobilität) * Durch kontinuierliche Aktivitäten macht die Organisation auf sich aufmerksam und stellt weiterhin ihren Bewegungscharakter unter Beweis. (Kontinuität) * Sie bilden ihren Gruppenzusammenhalt durch ein stark ausgeprägtes Gruppengefühl. (Hohe symbolische Integration) * In vielen sozialen Netzwerkbewegungen zeigt sich anfangs ein geringer Grad an Ausdifferenzierung und an Festlegung bestimmter Rollen. (Geringe Rollenspezifikation) * Sie sind sehr flexibel und variabel bei der Wahl und Durchführung ihrer formalen Organisation und ihrer Aktionen. (Variable Organisations- und Aktionsformen) * Soziale Netzwerkbewegungen streben einen sozialen Wandel in der Gesellschaft an. Das heißt, sie wollen die Gesellschaft als Ganzes oder zumindest Teilbereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens ändern. (Ziele) Endbericht Seite 9
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