Umwege in Polygonen - Universität Bonn
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4 Existenz e<strong>in</strong>es Umwegmaximums<br />
In diesem Abschnitt werden wir die Existenz e<strong>in</strong>es Punktpaares mit maximalem Umweg<br />
beweisen. Die Argumentation läuft hauptsächlich über die Stetigkeit des <strong>Umwege</strong>s u P (., .)<br />
als Funktion auf P ×P und die Kompaktheit von P ×P . Nur <strong>in</strong> dem Spezialfall e<strong>in</strong>es spitzen<br />
Eckpunktes (siehe Abb. 6), <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e Unstetigkeit von u P (., .) auftritt, ist e<strong>in</strong>e genauere<br />
Betrachtung notwendig.<br />
Jedes Polygon P ist abgeschlossen und beschränkt, also kompakt <strong>in</strong> R 2 . Damit ist auch<br />
P × P kompakt <strong>in</strong> R 2 × R 2 . Könnten wir nun zeigen, dass u P (., .) überall stetig ist, so würde<br />
u P (., .) auf P × P se<strong>in</strong> Maximum annehmen. Die Existenz e<strong>in</strong>es Punktpaares mit maximalem<br />
Umweg wäre gezeigt.<br />
Durch kanonische Abschätzungen ist leicht zu zeigen, dass |π(., .)| auf P × P stetig ist.<br />
Natürlich ist auch |pq| stetig. Beides ist am leichtesten bezüglich der 1-Norm ‖(p, q)‖ :=<br />
‖p‖ R 2 + ‖q‖ R 2 zu zeigen, die bekanntermaßen zur euklidischen Norm äquivalent ist. Die<br />
Stetigkeit von Zähler und Nenner impliziert dann die Stetigkeit von u P (., .) <strong>in</strong> Punktpaaren<br />
(p, q) mit p ≠ q.<br />
Ist p = q ke<strong>in</strong> Eckpunkt, dann s<strong>in</strong>d auch Punktpaare <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Umgebung gegenseitig<br />
sichtbar, also bleibt hier u P (p, q) = 1. Demnach ist u P (., .) auch <strong>in</strong> solchen Punktpaaren<br />
stetig. Gleiches gilt, falls p = q e<strong>in</strong> Eckpunkt ist, der aus dem Polygon herausragt, dessen<br />
Außenw<strong>in</strong>kel also nicht kle<strong>in</strong>er als π ist.<br />
Die Funktion u P (., .) ist also <strong>in</strong> allen Punktpaaren (p, q) ∈ P × P stetig, bei denen<br />
p ≠ q ist, oder bei denen p = q ke<strong>in</strong> spitzer Eckpunkt ist. E<strong>in</strong> solcher spitzer Eckpunkt ist<br />
<strong>in</strong> Abbildung 6 dargestellt. Er liegt vor, wenn die Ecke bildlich gesprochen <strong>in</strong> das Polygon<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> sticht, d.h. wenn der Außenw<strong>in</strong>kel kle<strong>in</strong>er als π ist. Ist p = q e<strong>in</strong> spitzer Eckpunkt,<br />
dann ist u P (., .) an dieser Stelle tatsächlich unstetig.<br />
Zur Analyse dieses Falles nennen wir den Eckpunkt c und den zugehörigen Außenw<strong>in</strong>kel<br />
γ. Da die Ecke <strong>in</strong> c spitz ist, ist also γ < π. Weiterh<strong>in</strong> sei ε so kle<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> der zugehörigen<br />
ε-Scheibe B ε (c) ke<strong>in</strong>e weitere Randkante von P auftaucht. Jetzt kann man e<strong>in</strong>e Umgebung<br />
U von (c, c) ∈ P × P so kle<strong>in</strong> wählen, dass für alle Punktpaare (p, q) ∈ U sowohl p als auch<br />
q <strong>in</strong> B ε (c) liegen. Wir wollen für solche Punktpaare u P (p, q) nach oben abschätzen. Dazu<br />
betrachten wir nur Punktpaare aus U, die nicht gegenseitig sichtbar s<strong>in</strong>d, denn sonst lässt<br />
sich der Umweg ja durch 1 abschätzen.<br />
Nach Lemma 3.1 ist für solche Paare u P (p, q) ≤ u P (p ′ , q ′ ), wobei p ′ und q ′ die beiden<br />
Randschnittpunkte von pq s<strong>in</strong>d (siehe Abb. 6). Es genügt folglich zur Aufstellung der gesuchten<br />
Abschätzung Randpunktpaare (p ′ , q ′ ) zu betrachten, bei denen die beiden Punkte<br />
auf unterschiedlichen Randkanten liegen.<br />
Verschiebt man nun p ′ und q ′ auf dem Rand so, dass die W<strong>in</strong>kel im Dreieck cp ′ q ′ gleich<br />
bleiben, dann bleibt offensichtlich auch der Umweg gleich. Also hängt der Umweg von solchen<br />
sich gegenüberliegenden Randpunkten bei festem γ nur vom W<strong>in</strong>kel β p ′ (bzw. β q ′) ab. Daher<br />
genügt es bei der Suche nach e<strong>in</strong>em Randpunktpaar mit maximalem Umweg, p ′ fest zu lassen<br />
und nur q ′ zu verschieben.<br />
Da <strong>in</strong> dieser Situation alle betrachteten kürzesten Wege über die sich <strong>in</strong> c treffenden<br />
Kanten verlaufen, ist sie analog zum Kettenfall. Nach Lemma 1 von [EBKLL01] gibt es<br />
dann tatsächlich e<strong>in</strong> Maximum, und es ist charakterisiert durch (siehe auch Lemma 5.2 auf<br />
S. 26):<br />
∣<br />
∣p ′ q ′∣ ∣<br />
(8) cos β q ′ = −<br />
|π(p ′ , q ′ )|<br />
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