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Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

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<strong>Berufswunsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wunschberuf</strong><br />

5 Formale Theorie der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung<br />

tendsten Aspekte des Zeitfaktors innerhalb von Statuspassagen darin besteht, in welcher Intensität<br />

dieser überhaupt wahrgenommen wird. Das Ausmass dieser Einsicht stellt eine entscheidende<br />

Bedingung für die Betroffenen dar, die Planung von Handlungsstrategien wird zu einem wesentlichen<br />

Teil von zeitlichen Aspekten bestimmt (ebd.).<br />

Die Statuspassage Ramonas ist von einem Handlungsproblem begleitet. Dieses liegt darin begründet,<br />

dass eine Anzahl von Handlungsalternativen vorliegt. Neben dem im schulischen Umfeld<br />

favorisierten Hochschulstudium bietet sich die Lehrerausbildung als Wahlalternative an. Die<br />

wahrgenommenen Wahlalternativen sind nicht ausschliesslich von der angetroffenen Situation<br />

abhängig, sie stehen in Verbindung mit Interessen, die sich im Laufe der Sozialisation gebildet<br />

haben. Die Wahlalternativen sind einerseits bestimmt durch biographisch entwickelte Interessensysteme,<br />

andererseits drücken sich in ihnen gesellschaftliche Vorgaben aus in Form von Chancen,<br />

die sich dem Individuum je nach Biographie bieten. Weiter ist es nicht beliebig, welche Handlungsmöglichkeiten<br />

dem Individuum denkbar erscheinen. Entsprechend dem persönlichen Habitus<br />

stehen nur bestimmte Laufbahnen zur Wahl (Bourdieu 1985, Buchmann 1989).<br />

Das Handlungsproblem wird dadurch hervorgerufen, dass keine der erwägten Möglichkeiten alle<br />

vorliegenden Interessenbündel gänzlich zu erfüllen vermag. Die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten<br />

werden in der Folge zu problematischen Möglichkeiten, es entsteht eine Situation des<br />

Zweifels, eine Neugestaltung des Lebensplans wird dadurch notwendig (Schütz 1971). Diese<br />

Situation des Zweifels wird in der entwickelten Theorie als <strong>Berufswahl</strong>konflikt bezeichnet. Es<br />

werden verschiedene Handlungs- <strong>und</strong> Interaktionsstrategien eingesetzt, um das Handlungsproblem<br />

zu bewältigen. Eine Strategie besteht darin, sich Informationen bezüglich der problematischen<br />

Möglichkeiten zu verschaffen. Ramona geht in eine Berufsberatung <strong>und</strong> probiert mögliche<br />

Alternativen aus, sie besucht einige Vorlesungen an der Hochschule <strong>und</strong> nimmt an einer<br />

Übungsst<strong>und</strong>e teil. Im Verlauf der Statuspassage kommt es zu verschiedenen weiteren Begegnungen<br />

mit Gatekeepern: Ramona spricht mit ihren Eltern über die <strong>Berufswahl</strong>, sie berücksichtigt<br />

die Ansichten ihrer Peers in Schule <strong>und</strong> Jugendarbeit <strong>und</strong> spricht mit wichtigen Lehrpersonen<br />

über die <strong>Berufswahl</strong>. In unzureichend geregelten Statuspassagen ist das Individuum häufig selbst<br />

dafür zuständig, geeignete Gatekeeper zu organisieren: „(...) less prescribed, noninstitutionalized<br />

passages often have no agents until the passagee (or someone else for him) recruits one“ (Glaser <strong>und</strong><br />

Strauss 1971, S. 60. Hervorh. im Original). Die ‚situative Logik‘ dieser Interaktionsstrategien ist<br />

ein Faktorenkomplex, der gemäss Burkart (1995) den Entscheidungsprozess mitbestimmt. Als<br />

weitere Strategie greift Ramona auf ihre Wissensbestände zurück. Sie berücksichtigt, dass sie beispielsweise<br />

gerne mit Kindern zusammen ist <strong>und</strong> die „Erfahrung“ bereits hat. Bestehende biographische<br />

Wissensbestände werden als Handlungsressourcen verwendet (Hoerning 1989), durch<br />

neue Informationen in den ‚Aushandlungsprozessen‘ mit den Gatekeepern ergänzt (beispielsweise<br />

der Erkenntnis, dass der Schulunterricht doch etwas anders abläuft, als die Jugendarbeit) <strong>und</strong> in<br />

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