Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

Berufswunsch oder Wunschberuf
3 Daten und Methoden
fangspunkt vor dem für die Forschung zentralen Lebensabschnitt zu setzen, denn eine gelungene
Haupterzählung wird im Verlaufe dichter gestaltet und orientiert sich zunehmend an den eigenen
Relevanzstrukturen. Wichtiger Bestandteil jeder Einstiegsfrage ist schliesslich auch der Hinweis,
dass die Zeiteinteilung des Interviews voll und ganz in den Händen der Befragten liegt und sich
ihr Gegenüber im ersten Teil passiv verhält. Oft wird der Abschluss der Haupterzählung durch
eine typische Wendung angezeigt, etwa: „Ja das ist so ein wenig das.“ Das Versprechen, die erzählte
Person bis zu diesem Zeitpunkt des Interviews nicht zu unterbrechen, darf keine leere Behauptung
sein. „Der besondere Vorteil dieser Erzählform ergibt sich nach Schütze aus den Zugzwängen
des Erzählschemas, in die sich der Interviewte verstrickt und damit mehr Informationen
produziert als in üblicheren Verfahren“ (Witzel 1982, S. 47). Interviewer müssen darüber hinaus
zu aktivem Zuhören fähig sein, also zur Bildung und Aufrechterhaltung einer Beziehung zu der
befragten Person mittels der Signalisation von Interesse ohne eigene Interventionen. Auf unklar
bleibende Passagen im Gesprächsverlauf oder interessierende Situationsbeschreibungen wird erst
im narrativen Nachfrageteil des Interviews näher eingegangen. Dazu ist es notwendig, dass die
Forscherin oder der Forscher während der Haupterzählung fallspezifische Nachfragen als Stichworte
notiert. Der narrative Nachfrageteil dient der Vervollständigung unklarer Erzählansätze
und offener Fragen. Anhand der Notizen zur Haupterzählung werden möglichst erzählgenerierende
Fragen gestellt. Die Beibehaltung der Reihenfolge der Notizen ist sinnvoll, da so eine
Rückkehr in die sequentielle Gestaltung der Haupterzählung ermöglicht wird. Erzählgenerierend
meint, dass möglichst offene Frageformen gewählt werden.
Narratives Nachfragen kann das Ansteuern einer Lebensphase beinhalten, von Interesse kann
auch eine vorher benannte Situation sein. Schliesslich wird auch nach einer Belegerzählung zu
einem Argument gefragt. Nach Flick (1995) folgt an dieser Stelle die Bilanzierungsphase, die den
Sinn des Ganzen auf einen Nenner bringen soll. Dies geschieht mit Hilfe von Wie- und Warum-
Fragen, welche nach einer theoretischen Erklärung für das Geschehen suchen. Als externes Nachfragen
bezeichnet Rosenthal (1995) die Phase des Interviews, während der Fragen, deren Themenbereich
bis jetzt von der interviewten Person noch nicht angesprochen wurden, gestellt werden
können.
Als Abschluss des Interviews ist es ratsam, die befragte Person um eine Gesamtbewertung des
Gesprächs und der Gesprächssituation zu ersuchen. Ein Instrument des problemzentrierten Interviews
(Witzel 1982, 1985), das sich an dieser Stelle anbietet, ist der Kurzfragebogen: Er dient
dazu, „einige zentrale, die soziale Situation (...) kennzeichnende (...) Informationen (...) aus den
Interviews herauszunehmen. Damit wird vermieden, daß durch exmanente, d.h. von ‚außen‘ in
den Erzählstrang eingebrachte Fragen ein Frage-Antwort-Schema aufgebaut wird, das den narrativen
Fluß stört“ (Witzel 1982, S. 90).
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