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Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

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<strong>Berufswunsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wunschberuf</strong><br />

3 Daten <strong>und</strong> Methoden<br />

Blickwinkel wählen, welcher der gegenstandsbezogenen Theorie angemessen ist.<br />

Bei der Anwendung von quantitativen Methoden geht der Operationalisierung der theoretischen<br />

Konzepte <strong>und</strong> der eigentlichen Prüfung der interessierenden Zusammenhänge zwischen den Variablen<br />

ein ausgedehntes <strong>und</strong> umfassendes Studium der verfügbaren Fachliteratur voraus. Strauss<br />

<strong>und</strong> Corbin (1996) weisen auf die Andersartigkeit des Vorgehens in der Forschung mit der<br />

Gro<strong>und</strong>ed Theory hin. Da relevante Kategorien <strong>und</strong> deren Beziehungen untereinander entdeckt<br />

<strong>und</strong> diese Kategorien in neuer, bisher nicht erkannter Weise verknüpft werden sollen, könnte es<br />

sogar störend sein, mit einer im voraus zusammengestellten Liste von Kategorien <strong>und</strong> Hypothesen<br />

an das Datenmaterial heranzutreten. Lamnek (1988a, S. 225. Hervorh. im Original) weist auf<br />

prinzipielle Unterschiede zwischen quantitativer <strong>und</strong> qualitativer Sozialforschung hin: „In der<br />

quantitativen Methodologie ist die Orientierung am deduktiven Erklärungsmodell <strong>und</strong> die Beschränkung<br />

auf die Überprüfung von Hypothesen unübersehbar; qualitative Sozialforscher konzentrieren<br />

sich dagegen stärker auf die Konstruktion von Theorien, ohne aber die Berechtigung einer<br />

Überprüfung gr<strong>und</strong>sätzlich anzuzweifeln.“<br />

In Untersuchungen mit der Gro<strong>und</strong>ed Theory sollen Phänomene unter dem Blickwinkel eines<br />

theoretischen Rahmens erklärt werden, der erst im Forschungsprozess ausgestaltet wird. Wichtig<br />

ist dabei, sich über das eigene Kontextwissen aus Alltagserlebnissen <strong>und</strong> wissenschaftlicher Tätigkeit<br />

im klaren zu sein. Ein völlig unvoreingenommener Zugang zum interessierenden Gegenstandsbereich<br />

ist illusorisch (Bourdieu <strong>und</strong> Krais 1991, S. 271): „Man geht nicht ohne Hypothese,<br />

ohne Konstruktionsinstrumente an das Reale heran. Und wenn man meint, man mache gar keine<br />

Voraussetzungen, dann konstruiert man, ohne es zu wissen, doch immer noch, <strong>und</strong> dann fast<br />

immer schlecht“. Das Festhalten an bereits bestehenden Theorien birgt jedoch die Gefahr, die in<br />

der qualitativen Sozialforschung geforderte Offenheit gegenüber dem untersuchten Gegenstandsbereich<br />

zu behindern (Strauss <strong>und</strong> Corbin 1996, S. 32-33): „Bei dieser Sachlage macht es keinen<br />

Sinn, mit ‚anerkannten‘ Theorien <strong>oder</strong> Variablen (Kategorien) zu beginnen, weil diese wahrscheinlich<br />

das Entwickeln neuer theoretischer Formulierungen verhindern <strong>oder</strong> erschweren“. Es<br />

ist somit nicht ratsam, die gesamte Literatur zu Beginn der Studien durchzusehen. Erst dann,<br />

„wenn sich eine Kategorie als relevant erwiesen hat, sollten wir auf die Fachliteratur zurückgreifen,<br />

um festzustellen, ob diese Kategorie dort vorhanden ist, <strong>und</strong> wenn ja, was andere Forscher<br />

dazu gesagt haben“ (ebd., S. 33). Falls nach Beendigung der eigentlichen Entwicklung der gegenstandsbezogenen<br />

Theorie festgestellt werden kann, dass diese Bezugspunkte zu bereits bestehenden<br />

<strong>und</strong> anerkannten Theorien aufweist, kann die gegenstandsbezogene Theorie dazu dienen,<br />

bestehende Theorien zu erweitern. Auch bereits während der Entwicklung der Theorie können<br />

relevante Elemente bestehender Theorien eingebaut werden, dabei sollte jedoch stets geprüft werden,<br />

ob diese theoretischen Bausteine sich für die vorliegenden Daten als angemessen erweisen.<br />

Bei einem ausreichend kreativen Vorgehen werden in der Analyse neue Kategorien auftauchen, an<br />

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