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Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

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<strong>Berufswunsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wunschberuf</strong><br />

5 Formale Theorie der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung<br />

wicklung verändert, gestärkt <strong>oder</strong> geschwächt; bis in der Phase der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung die<br />

Umsetzung des Handlungsentwurfs konkret wird. Doch die berufliche Entwicklung ist damit<br />

nicht abgeschlossen: Von Bedeutung für die berufliche Zufriedenheit sind auch die Konsequenzen<br />

der Art <strong>und</strong> Weise der Umsetzung des <strong>Berufswunsch</strong>es, wie dies auch von Holling et al.<br />

(2000) erkannt wird.<br />

5.2.2 Biographische Übergänge im Sozialisationsprozess<br />

Wie sich gezeigt hat, spielt der <strong>Berufswunsch</strong> häufig eine prägende Rolle in der Biographien von<br />

Lehrpersonen: Einige begleitet er als Konstante durch die Schulzeit, bei anderen tritt er in der<br />

konfliktiven Phase der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung in Erscheinung. Die <strong>Berufswahl</strong> verläuft in Form<br />

eines biographischen Übergangs im Sozialisationsprozess. Der dabei auftretende <strong>Berufswahl</strong>konflikt<br />

ist ein Aspekt dieser Phase, begleitet wird er von persönlichen Erfahrungen, die häufig dazu<br />

beitragen, die eigenen Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten besser kennen zu lernen. Auffällig ist, dass die<br />

Übergangsphase der <strong>Berufswahl</strong> oftmals mit ausgeprägten Konflikten angefüllt ist. Simon bezeichnet<br />

diese Erlebnisse als „wilde Zeit“, Rebekka spricht davon, dass sie ins „Rotieren“ gekommen<br />

sei. Diese subjektiven Wahrnehmungen lassen sich Becks These zuordnen, derzufolge in den<br />

letzten Jahrzehnten eine „Individualisierung sozialer Risiken“ (Beck 1986, S. 158. Hervorh. im<br />

Original) stattgef<strong>und</strong>en hat. Die Pluralisierung <strong>und</strong> Flexibilisierung der Abfolge von gesellschaftlichen<br />

Statuskonfigurationen führte zu einer Destandardisierung von Lebensläufen (Kohli 1985,<br />

1986 <strong>und</strong> 1988), in der Folge kommt es vermehrt zu Friktionen in den biographischen Übergangsphasen.<br />

Es bleibt dem Individuum überlassen, die dabei auftretenden Konflikte zu bewältigen.<br />

Normalbiographien werden zur Ausnahme, stattdessen bildet sich der konfliktvolle Typ der<br />

Bastelbiographie heraus (Beck 1986). Es überrascht vor diesem Hintergr<strong>und</strong> nicht weiter, dass<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprobleme in der biographischen Umbruchphase der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung<br />

eine herausragende Rolle einnehmen. Bußhoff (1998, S. 21) charakterisiert biographische<br />

Übergänge als Perioden „in denen die Identität eine krisenhafte Entwicklung durchläuft,<br />

verb<strong>und</strong>en mit Gefahren des Verlustes, aber auch mit Chancen der Neugestaltung“. Gemäss dieses<br />

Verständnisses von Übergängen erscheint die <strong>Berufswahl</strong> als Lösung eines biographischen<br />

Handlungsproblems. Dieses wird ausgelöst durch den Zweifel an der einzuschlagenden Handlungsrichtung.<br />

Erst dieser Zweifel an den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten macht eine<br />

Wahl erforderlich. Schütz (1971, S. 89) bezeichnet dies als die „Tatsache, daß jede Wahl zwischen<br />

mehreren Entwürfen auf die Situation des Zweifels verweist“. Der Begriff des Zweifels<br />

verweist auf eine Hauptkategorie der gegenstandsbezogenen Theorie: dem Konzept des <strong>Berufswahl</strong>konflikts.<br />

Fünf verschiedene Merkmalsvariablen werden von Bußhoff (1998) zur Beschreibung von biographischen<br />

Übergangen benannt: Rollenveränderung, Verursachung, Zeitpunkt, Eintrittsmuster,<br />

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