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Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

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<strong>Berufswunsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wunschberuf</strong><br />

4 <strong>Berufswunsch</strong> als Begleiter durch den Lebenslauf<br />

Den Interviewten erscheint der Lehrberuf als eine Wahl, bei der ein möglichst grosses Bündel<br />

von Interessen verwirklicht werden kann. Rebekka bezeichnet diesen Umstand als „Synthese“<br />

ihrer vielseitigen Interessen. Ramona nannte es ein unter die „Haube“ bringen ihrer Interessen.<br />

Doch alle Interessen können durch den Lehrberuf nicht erfüllt werden. So lässt sich ein ausgeprägter<br />

Leistungswunsch vermutlich besser durch ein Hochschulstudium verwirklichen.<br />

1. <strong>Berufswahl</strong> als Kompromisslösung<br />

Bei der <strong>Berufswahl</strong> ist immer ein Verzicht auf Wahlmöglichkeiten notwendig. Rebekka erzählt<br />

über ihr Gespräch mit der Berufsberaterin:<br />

[Die Berufsberaterin hat] gesagt: Los einmal, das ist doch kein Lebensentscheid, jetzt machst du mal etwas, so<br />

viele Begabungen hast du, ja, mach einmal etwas, einfach das, was dir so in den Sinn kommt, du kannst immer<br />

noch später noch mehr <strong>und</strong> anderes (...) Und sie hat mir auch gesagt, ich müsse auch lernen, Türen zu zu machen,<br />

ich sei so offen <strong>und</strong> so weit interessiert, es sei halt einfach so, mit jeder Entscheidung, die ich treffe, mache<br />

ich auch eine Tür zu <strong>und</strong> das gehöre zum Leben (...) Und dann habe ich gef<strong>und</strong>en, okay, dann werde ich jetzt<br />

mal Lehrerin (...)<br />

Die Formulierung, dass die <strong>Berufswahl</strong> „kein Lebensentscheid“ sei, ist auffällig: Die Entscheidung<br />

für einen Beruf hat Auswirkungen auf den weiteren Lebenslauf. Weshalb nennt die Berufsberaterin<br />

dies keinen Lebensentscheid? Möglicherweise ist die Darstellung der Berufsberaterin<br />

eine bewusst gewählte Strategie, um Rebekka die Schwierigkeit der Entscheidung abzunehmen.<br />

Wenn die <strong>Berufswahl</strong> nicht als Lebensentscheid aufgefasst wird, dann reduziert sich der empf<strong>und</strong>ene<br />

<strong>Berufswahl</strong>konflikt. Der Verzicht auf nicht gewählte attraktive Berufsmöglichkeiten wird als<br />

weniger problematisch empf<strong>und</strong>en. Als Konsequenz fällt Rebekka einen beinahe überstürzten<br />

Entscheid für den Lehrberuf. Hier zeigt sich die Problematik der Wahlalternativen, die in den<br />

vorausgehenden Abschnitten thematisiert wurde. Die Berufsberaterin erklärt, eine Wahl schliesse<br />

immer den Verzicht auf Möglichkeiten mit ein. Rebekka bezeichnet dies als „Türen“ schliessen.<br />

In diesen Aussagen gründet das Konzept der <strong>Berufswahl</strong> als Kompromisslösung: Rebekkas <strong>Berufswahl</strong><br />

stellt einen Kompromiss dar, da sie nicht alle ihre Interessen verwirklichen kann. Auch<br />

die Worte der Berufsberaterin stützen das Konzept Kompromisslösung: Ist die <strong>Berufswahl</strong> kein<br />

Entscheid für’s Leben, dann stellt sie eine Übergangslösung dar. Diese kann später korrigiert<br />

werden, um dann eine der nicht gewählten Möglichkeiten zu realisieren.<br />

Der Kontext von Ramonas Entscheidung für den Lehrberuf wird mit einem geringen Zeitdruck<br />

<strong>und</strong> einem <strong>Berufswahl</strong>konflikt von mittlerer Stärke charakterisiert. Sie verspürt keinen ausgeprägten<br />

Zeitdruck, da ihr Leistungswunsch <strong>und</strong> die Einsicht in die Notwendigkeit der <strong>Berufswahl</strong><br />

gering ist. Sie erzählt: „Man rutscht da so ein wenig rein, weil man nichts gescheiteres weiss.“<br />

Ramonas <strong>Berufswahl</strong> erscheint als Verlegenheitslösung, sie kennt die eigenen Interessen noch<br />

nicht so gut, weisst nicht, was sie wirklich will. Deshalb meidet sie die Entscheidung zwischen<br />

den in Frage kommenden Wahlalternativen Lehrberuf <strong>und</strong> Hochschulstudium. Schliesslich wählt<br />

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