Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

Berufswunsch oder Wunschberuf
3 Daten und Methoden
nomene, Garfinkel nennt eine besondere Erscheinung ein ‚indexikalisches Besonderes‘, sind in
diesem Sinne Indikatoren für abstrakte Konzepte (Bohnsack 1997). Vergleichbares findet sich im
Konzept-Indikator-Modell der Grounded Theory (Strauss 1994, S. 54. Hervorh. im Original):
„‚Die Grounded Theory basiert auf einem Konzept-Indikator-Modell, mit dessen Hilfe eine Reihe
von empirischen Indikatoren nach Konzepten kodiert werden. Empirische Indikatoren sind konkrete
Daten wie Verhaltensweisen und Ereignisse, die in Dokumenten und in Interviewtexten beobachtet
oder beschrieben werden. Diese Daten sind Indikatoren für ein Konzept, das der Forscher
zunächst vorläufig, später aber mit mehr Sicherheit aus den Daten ableitet.‘“
Das verwendete Verfahren der Datenauswertung „nennt sich deshalb Grounded Theory, ‚weil ihr
Schwerpunkt auf der Generierung einer Theorie und auf den Daten liegt, in denen diese Theorie
gründet‘“ (ebd., S. 50. Hervorh. im Original). Es wird eine Theorie entwickelt, ein System von
aufeinander bezogenen Sätzen, das seine Grundlage in den empirischen Daten hat. Die Theoriebildung
beinhaltet die Benennung von Konzepten und Formulierung von Beziehungen zwischen
diesen in der Form von Hypothesen bezüglich eines spezifischen Gegenstandsbereichs. „In den
gegenstandsbezogenen Theorien werden Konzepte zu verschiedenen Hypothesen für einen bestimmten
Gegenstandsbereich formuliert. Ihre Merkmale sind: geringe Allgemeinheit, Bereichsspezifität
und ‚mittlere Reichweite‘“ (Lamnek 1998a, S. 127). Ein Kernpunkt der Theorieentwicklung
besteht in der Ausarbeitung von Konzepten, die in den empirischen Daten gründen.
Die verwendeten Begriffe und deren Zusammenhänge werden im Rahmen einer systematischen
und intensiven Analyse der erhobenen Daten gebildet: „Analyse ist gleichbedeutend mit der Interpretation
von Daten“ (Strauss 1994, S. 28. Hervorh. im Original). Die Theorie soll gegenstandsadäquat
sein. Obgleich sie allgemeine Aussagen beinhaltet, muss sie auf den untersuchten Gegenstandsbereich
zurückführbar sein. Sie soll die Eigenheiten dieses Bereichs repräsentieren.
3.1.2 Entwicklung gegenstandsbezogener Theorien
„Eine ‚Grounded‘ Theory ist eine gegenstandsverankerte Theorie, die induktiv aus der Untersuchung
des Phänomens abgeleitet wird, welches sie abbildet“ (Strauss und Corbin 1996, S. 7). Die
Theoriebildung beginnt mit der Analyse der zu einem bestimmten Fall und Gegenstandsbereich
erhobenen Daten, denn der „erste Schritt in der Entwicklung umfassender Theorien besteht in
der Untersuchung ganz konkreter, spezifischer Gegenstandsbereiche“ (Lamnek 1988a, S. 113).
Die konkreten Daten werden dabei als Indikatoren für die in den Daten repräsentierten Konzepte
verstanden, die im Prozess des Kodierens entdeckt werden. Die Methode umfasst drei Formen
des Kodierens: offenes Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren. Die Arbeitsschritte
des Kodierens folgen nicht einer im voraus festgelegten Reihenfolge. Es ist eine weitgehende Flexibilität
im Vorgehen erforderlich. Die einzelnen Techniken werden nach Bedarf angewendet,
und es wird immer wieder zwischen ihnen hin und her gewechselt.
10