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Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

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<strong>Berufswunsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wunschberuf</strong><br />

4 <strong>Berufswunsch</strong> als Begleiter durch den Lebenslauf<br />

gärtnerin zu werden. Im Lauf eines Welschlandjahres kommt die nötige Lebenserfahrung hinzu,<br />

um ihr Selbstvertrauen zu stärken <strong>und</strong> sie entscheidet sich dafür, Lehrerin zu werden. Sie erzählt:<br />

„Ich habe wirklich das Gefühl gehabt, ja, das will ich machen. Mich hat es einfach gluschtet, mit<br />

Kindern zu arbeiten, irgendwie, Abwechslung zu haben, ja Verantwortung zu übernehmen, Sachen<br />

können organisieren, kreativ sein.“ Der <strong>Berufswunsch</strong> erscheint als die geeignete Lösung, da<br />

sie sich stark für soziale Tätigkeiten interessiert. Ihre <strong>Berufswahl</strong> könnte nur insofern als Kompromisslösung<br />

bezeichnet werden, da sie ursprünglich Kindergärtnerin werden will, dann aber<br />

einen Misserfolg bei der Kindergartensemiprüfung erlebt <strong>und</strong> deshalb später zum <strong>Berufswunsch</strong><br />

Lehrerin wechselt. Doch der Lehrberuf entspricht ihren wichtigsten Interessen, erscheint insofern<br />

(fast) als <strong>Wunschberuf</strong>. Die Beobachtungen scheinen die vermutete Beziehung zu stützen: Die<br />

geringe Ausprägung des <strong>Berufswahl</strong>konflikts tritt zusammen mit einer geringen Neigung auf, die<br />

<strong>Berufswahl</strong> als Kompromisslösung zu empfinden.<br />

Ist Simons <strong>Berufswahl</strong> eine Kompromisslösung? Bei ihm liegt nur ein schwacher Zeitdruck vor,<br />

der etwas zunimmt, als sich der Ges<strong>und</strong>heitszustand des Vaters verschlechtert. Dadurch entsteht<br />

ein gewisser Druck, eine geeignete <strong>Berufswahl</strong> zu treffen, so dass der Vater diese noch miterleben<br />

kann. Es besteht keine ausgeprägte Konkurrenz zwischen attraktiven <strong>Berufswahl</strong>möglichkeiten,<br />

da der ursprüngliche Ausbildungswunsch (das Physikstudium, das zum Beruf als Astronaut führen<br />

soll) sich nicht verwirklichen lässt. Der Lehrberuf erscheint als Kompromisslösung, da er<br />

bloss die zweite Wahl ist. Er stellt keine befriedigende Verwirklichung des Leistungswunsches<br />

dar. Es wäre möglich, dass Simon später die Ausbildung an einer Hochschule fortsetzen möchte.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Daten lässt sich darüber nichts weiter sagen. Es liesse sich ebenso die Sichtweise<br />

vertreten, dass Simons <strong>Berufswahl</strong> keine Kompromisslösung darstellt: Zum Zeitpunkt der Wahl<br />

bestehen keine Alternativen, der Lehrberuf erscheint als einzige Lösung. Sie ermöglicht die Verwirklichung<br />

der sozialen Interessen <strong>und</strong> erlaubt es, den für die Ausbildung geleisteten Aufwand<br />

umzusetzen. In Simons Lebenslauf finden sich ein <strong>Berufswahl</strong>konflikt mit eher geringer Ausprägung<br />

<strong>und</strong> eine <strong>Berufswahl</strong>, die in keinem besonderen Masse als Kompromisslösung erscheint.<br />

Die Beziehung ist in Simons Fall etwas weniger schlüssig.<br />

Für Angelina gestaltet sich die Situation ähnlich wie bei Karla. Der Lehrberuf ist ihr <strong>Wunschberuf</strong>.<br />

In der Übergangsphase der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung unternimmt sie alle nötigen Schritte, um<br />

die Ausbildung am PrimarlehrerInnenseminar möglichst ohne Verzögerungen beginnen zu können.<br />

Der <strong>Berufswahl</strong>konflikt gestaltet sich bei ihr kaum wahrnehmbar. Einige Studienfächer<br />

werden zwar als interessant betrachtet, doch was sie wirklich werden will, ist Lehrerin. Insofern<br />

stellt für Angelina die Wahl des Lehrberufs keine Kompromisslösung dar. Gleichzeitig ist auch<br />

die Problematik der <strong>Berufswahl</strong> von minimaler Intensität. Eine Beobachtung, die den möglichen<br />

Zusammenhang zwischen den beiden Konzepten stützt: Ein schwacher <strong>Berufswahl</strong>konflikt trifft<br />

auf eine geringe Tendenz, die Entscheidung als Kompromisslösung zu empfinden.<br />

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