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Berufswunsch oder Wunschberuf. Ausbildungsweg und Berufswahl ...

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<strong>Berufswunsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wunschberuf</strong><br />

4 <strong>Berufswunsch</strong> als Begleiter durch den Lebenslauf<br />

darum gegangen ist, was machen wir jetzt, alle gehen studieren.“ Der Zeitpunkt des Auftretens<br />

wird bestimmt durch die Einsicht in die Notwendigkeit einer <strong>Berufswahl</strong> nach dem Schulabschluss.<br />

Das Auftreten ist mehr <strong>oder</strong> weniger abrupt. Lange Zeit verliert sie wenig Gedanken an<br />

den <strong>Berufswunsch</strong>. Die Wahlalternativen werden erst problematisch, als der Zeitpunkt der <strong>Berufswahl</strong><br />

näher rückt. Die Beachtung der Haltung der Anderen („alle gehen studieren“ 8 ) weist auf<br />

das Konzept des Umfeldeinflusses hin.<br />

Der durchlebte Handlungskonflikt im Rahmen der <strong>Berufswahl</strong>entscheidung kann von unterschiedlicher<br />

Intensität <strong>und</strong> Dauer sein. Für Rebekka ist der Lehrberuf seit Beginn der Schulzeit<br />

ein konstanter <strong>Berufswunsch</strong>. Doch als die Wahl konkret wird, erwägt sie die Möglichkeit eines<br />

Hochschulstudiums. Damit gerät sie mitten in die Problematik der <strong>Berufswahl</strong> hinein. Sie muss<br />

sich zwischen Wahlalternativen entscheiden: „Und dann plötzlich, so in der vierten Klasse von<br />

dem Semi, ist das unklar geworden, wo es dann darum gegangen ist, dass ich nach der Matur<br />

tatsächlich entscheiden muss, was ich jetzt eigentlich will. Wo es konkreter geworden ist, habe<br />

ich es nicht mehr gewusst. Dann bin ich recht ins Rotieren gekommen.“ Bis zum Zeitpunkt der<br />

eigentlichen <strong>Berufswahl</strong> bleibt der Lebensentwurf unproblematisch. Die Wahl des Lehrberufs ist<br />

eine offene Möglichkeit. Rebekka ist überzeugt davon, dass sie Lehrerin werden will, sie muss<br />

jedoch nicht zwischen weiteren Möglichkeiten wählen. Als die Entscheidung für einen Beruf<br />

nötigt wird, entsteht für sie ein Handlungsproblem. Dieses wird ausgelöst durch die Einsicht in<br />

die Notwendigkeit der <strong>Berufswahl</strong> zu diesem Zeitpunkt. Die in der Schweiz herrschende enge<br />

Verknüpfung zwischen Bildungssystem <strong>und</strong> Berufssystem führt dazu, dass in dieser Lebensphase<br />

eine Entscheidung über die weitere berufliche Ausrichtung getroffen werden muss.<br />

2. Zeitdruck bei der <strong>Berufswahl</strong><br />

Mit dem Eintritt in die letzte Phase der gymnasialen Ausbildung beginnt für viele eine Umbruchphase.<br />

Die Gymnasiasten müssen sich neu orientieren, die Wahl zwischen beruflichen Alternativen<br />

schiebt sich als Problem in den Vordergr<strong>und</strong>. Doch der bei der <strong>Berufswahl</strong> empf<strong>und</strong>ene<br />

Zeitdruck ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Einsicht in die Notwendigkeit einer <strong>Berufswahl</strong>entscheidung<br />

scheint von den meisten interviewten Lehrpersonen geteilt zu werden, allerdings<br />

in unterschiedlicher Ausprägung.<br />

Ramona empfindet keinen ausgesprochenen Zeitdruck, zu einer <strong>Berufswahl</strong>entscheidung zu gelangen.<br />

Sie erzählt: „Nach dem Gymnasium habe ich nicht mal irgendwie das Bedürfnis gehabt<br />

<strong>oder</strong> irgendwie auch das Gefühl, oh, ich muss mich für etwas entscheiden! Es ist wie, irgendwie<br />

auch das Bewusstsein von der Zeit ist gar nicht da gewesen.“ Die Umschreibung des Konzepts<br />

8 Angelina wandelt (wohl unbewusst) auf den Spuren von Mead, als sie die Haltung der Anderen in ihre Überlegungen<br />

miteinbezieht: „Indem sie diese Rolle der anderen übernimmt, kann sie sich auf sich selbst besinnen <strong>und</strong> so ihren<br />

eigenen Kommunikationsprozeß lenken“ (Mead 1973, S. 300).<br />

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