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Frauen im Minijob - Bundesministerium für Familie, Senioren ...

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Verlockung zum <strong>Minijob</strong> („Honigspur“), sondern als Hürde aus dem <strong>Minijob</strong> hinaus in eine<br />

sozialversicherungs- und steuerpflichtige Beschäftigung.<br />

„Das Rechnen kommt erst später“ – z. B. bei der ersten Steuererklärung nach Aufnahme des<br />

<strong>Minijob</strong>s – und zeigt für die Frau (und ihren Ehemann), dass der Umstieg in eine sozialversicherungs-<br />

und steuerpflichtige Beschäftigung sich finanziell „nicht lohnt“. Eine sozialversicherungspflichtige<br />

Teilzeitbeschäftigung erscheint ihnen kurzfristig eher als Verschlechterung:<br />

Sie hätten – so ihre Kalkulation – hohe Abzüge (Steuern, Rente, Krankenkasse,<br />

Arbeitslosenversicherung u. a.) und müssten – je nach Ausbildungsniveau und verhandelbarem<br />

Stundenlohn unterschiedlich – relativ viele Stunden mehr arbeiten, um nur etwas<br />

mehr Nettoverdienst zu haben. 29 Damit hätten gerade die <strong>Frauen</strong> mit schlechten Stundenlohnerwartungen<br />

in einer regulären Teilzeitstelle verhältnismäßig wenig Geld mehr zur<br />

Verfügung, aber deutlich weniger Zeit für Haushalt und <strong>Familie</strong>.<br />

Ergebnis: Die aktuellen gesetzlichen Regelungen machen den <strong>Minijob</strong> besonders attraktiv<br />

für verheiratete <strong>Frauen</strong>. Dabei zeigt sich ein spezifisches Zusammenwirken von gesetzlichen<br />

Regelungen und partnerschaftlicher Rollenteilung. Die gesetzlichen Regelungen setzen <strong>im</strong>plizit<br />

voraus, dass Menschen <strong>im</strong> <strong>Minijob</strong> pur finanziell gesichert sind (durch das Einkommen des<br />

Partners). Gerade in dieser Situation der partnerschaftlichen ökonomischen Sicherheit wirken<br />

die gesetzlichen Rahmenbedingungen des <strong>Minijob</strong>s (Befreiung von Steuern, Sozialabgaben,<br />

Krankenversicherung) vor allem für verheiratete <strong>Frauen</strong> attraktiv. Denn sie wirken performativ<br />

als Bestätigung für das Funktionieren und den ökonomischen Vorteil der traditionellen<br />

Rollenteilung <strong>im</strong> Zusammenspiel mit ihrem <strong>Minijob</strong>. So erscheint ihnen der <strong>Minijob</strong> subjektiv<br />

und rational als opt<strong>im</strong>ale Lösung. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen des <strong>Minijob</strong>s bestärken<br />

damit eine bipolare Rollenteilung und verengen bei der Erwerbsentscheidung den Blick<br />

zusätzlich auf die Gegenwart. Fast ein Drittel der <strong>Frauen</strong> <strong>im</strong> <strong>Minijob</strong> pur hat den Eindruck, mit<br />

ihrem <strong>Minijob</strong> „gut zu verdienen“ – Fragen ihrer Alterssicherung sind dabei offensichtlich<br />

ausgeblendet, der gute Verdienst bezieht sich auf ihr Gegenwartseinkommen (<strong>im</strong> Verhältnis<br />

zum Aufwand) und stellt keinen Zusammenhang zur Existenzsicherung heute und erst recht<br />

nicht <strong>im</strong> Alter her. Zukünftige Erwerbsbiografien der Frau, Erwerbsrisiken des Partners und<br />

künftige Erwerbschancen der <strong>Frauen</strong> sind außerhalb des Blickfelds und spielen bei der Bewertung<br />

der Attraktivität des <strong>Minijob</strong>s keine Rolle. Die auf gegenwärtige und unmittelbare Passgenauigkeit<br />

konzentrierten Entscheidungserwägungen werden durch die an Kurzfristeffekten<br />

orientierten Rahmenbedingungen des <strong>Minijob</strong>s opt<strong>im</strong>al bedient, sie haben insofern Einfluss auf<br />

die Motiv- und Entscheidungsstrukturen der <strong>Frauen</strong> <strong>im</strong> <strong>Minijob</strong> pur und sind ein verstärkender<br />

kausaler Faktor für den diagnostizierten Klebeeffekt der <strong>Minijob</strong>s. Ein erheblicher Teil der<br />

verheirateten <strong>Frauen</strong> <strong>im</strong> <strong>Minijob</strong> pur will aus ihrem <strong>Minijob</strong> aufgrund der aus ihrer Sicht<br />

attraktiven Bedingungen gar nicht in eine reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

wechseln – der Verbleib in einer riskanten „Komfortzone“ 30 ist auf diese Weise politisch<br />

induziert.<br />

29 Nur 7 % der <strong>Frauen</strong> mit <strong>Minijob</strong> pur haben einen Hochschulabschluss; 72 % haben eine Berufsqualifikation <strong>im</strong><br />

dualen System; 14 % keine Berufsausbildung (siehe dazu Kapitel SGB-II („Hartz IV“)-Aufstockung?).<br />

30 Der Begriff stammt von Bascha Mika, die den verheirateten <strong>Frauen</strong> in Deutschland den generellen Vorwurf<br />

macht, sich in der Komfortzone he<strong>im</strong>isch eingerichtet zu haben.

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