Frauen im Minijob - Bundesministerium für Familie, Senioren ...
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Erwerbspfade“ (BMFSF: Biographiemuster und Alterseinkommensperspektiven von <strong>Frauen</strong>,<br />
Berlin 2011, S. 18f.). Corsten/Hillmert (2001) hatten bereits festgestellt, dass sich viele berufliche<br />
Entscheidungen be<strong>im</strong> Erwerbseintritt nur schwer wieder revidieren lassen und für den<br />
folgenden Erwerbsverlauf als Weichenstellung fungieren. 58 Das trifft für den <strong>Minijob</strong> pur<br />
ausweislich der hier vorgelegten Befragungsergebnisse unzweifelhaft zu.<br />
Bäcker/Bosch/Weinkopf (2011) sehen in <strong>Minijob</strong>s ein Niedriglohnsegment ohne Aufwärtsmobilität:<br />
Auf Basis der Daten aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) zeigten sie, dass rund<br />
88 % der Menschen, für die der <strong>Minijob</strong> die Hauptbeschäftigung bietet, für einen Niedriglohn<br />
arbeiten: in Westdeutschland weniger als 9,79 Euro brutto und in Ostdeutschland weniger als<br />
7,03 Euro brutto. Auch Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung (2011; 2012) kommen zu<br />
dem Befund, dass vor allem <strong>Minijob</strong>s eine „Niedriglohnfalle“ sind, und bezeichnen auf dieser<br />
empirischen Grundlage <strong>Minijob</strong>s als „Sackgasse für Millionen“. Als eine Ursache wird festgestellt,<br />
dass die steuer- und abgabenrechtliche Privilegierung einen Anreiz für Ehepaare setze,<br />
die Erwerbstätigkeit der Frau auf einen <strong>Minijob</strong> zu beschränken (2012, S. 4). 59 Die mit unserer<br />
Studie präsentierten Ergebnisse bestätigen die prekäre Einkommenssituation von <strong>Frauen</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Minijob</strong> in Lebensverlaufsperspektive und differenzieren bezüglich der Anreizwirkung der<br />
<strong>Minijob</strong>s zwischen Einstiegs- und Verbleibemotivation.<br />
Teilweise bestätigen können wir Ergebnisse der empirischen Arbeitsmarktforschung, dass in<br />
<strong>Minijob</strong>s <strong>Frauen</strong> sozial- und arbeitsrechtliche Leistungen vorenthalten werden. 60 Das betrifft<br />
etwa die Lohnfortzahlung <strong>im</strong> Krankheitsfall und an Feiertagen oder die Gewährung von<br />
bezahltem Urlaub. Es gibt nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforschung zahlreiche Hinweise<br />
darauf, dass das <strong>im</strong> Teilzeit- und Befristungsgesetz verankerte Diskr<strong>im</strong>inierungsverbot für<br />
geringfügig Beschäftigte in der Praxis unterlaufen wird, ohne dass dies Sanktionen nach sich<br />
zieht. 61<br />
Anschlussfähig sind die hier vorliegenden Ergebnisse auch zum aktuellen Positionspapier des<br />
DGB. Der DGB kam zum Fazit, dass sich das „Instrument <strong>Minijob</strong>“ arbeitsmarkt- und sozialpolitisch<br />
nicht bewährt hat: (1) Die Kleinstarbeitsverhältnisse verschärfen die Niedriglohnproblematik,<br />
sie führen weder in ein auskömmliches Arbeitsverhältnis noch verhindern sie<br />
Altersarmut. (2) Sie sind ein Einfallstor für Entgeltungleichheit zwischen Männern und <strong>Frauen</strong><br />
und beeinträchtigen die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsmarkt nachhaltig. (3) Die<br />
mangelnde Durchlässigkeit zum übrigen Arbeitsmarkt beeinträchtigt die Einkommens- und<br />
Erwerbsmöglichkeiten insbesondere von Menschen mit geringer Qualifikation, von Bezieherinnen<br />
und Beziehern der Grundsicherung und ganz grundsätzlich von <strong>Frauen</strong>, unabhängig<br />
von deren Qualifikation. (4) Die steuer- und sozialpolitische Gestaltung setzt falsche Anreize<br />
für die Akzeptanz von Geringverdiensten und hält qualifizierte Beschäftigte in der geringfügi-<br />
58 Siehe dazu auch: Corsten, Michael/Hillmert, Steffen (2001): Qualifikation, Berufseinstieg und Arbeitsmarktverhalten<br />
unter Bedingungen erhöhter Konkurrenz. Was prägt Bildungs- und Erwerbsverläufe in den achtziger und<br />
neunziger Jahren?, Arbeitspapier aus dem Projekt Ausbildungs- und Berufsverläufe der Geburtskohorten 1964<br />
und 1971 in Westdeutschland, Nr. 1, Berlin. Vgl. dazu auch: <strong>Bundesministerium</strong> für <strong>Senioren</strong>, <strong>Frauen</strong> und Jugend<br />
(2011): Biographiemuster und Alterseinkommensperspektiven von <strong>Frauen</strong>. Vgl. IAB-Forschungsbericht 8/2011:<br />
„Erwerbseinstieg und bisheriges Erwerbsleben der deutschen Babyboomerkohorten 1959 und 1965“ von Anita<br />
Tisch und Silke Tophoven; dort S. 18.<br />
59 Weinkopf 2011a, S. 12.<br />
60 Vgl. Winkel 2005.<br />
61 Vgl. Steiner 2007, S.23; Weinkopf 2011a, S. 11.