SPRACHE BILDUNG INTEGRATION - Vorarlberg Online
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Genauso kann es vorkommen, dass in der Herkunftsfamilie, die<br />
Verwendung der deutschen Sprache nicht gern gesehen wird<br />
(vielleicht aus Angst vor dem Verlust der Muttersprache) und<br />
damit dem Kind signalisiert wird, das es diese Sprache hier besser<br />
nicht spricht.<br />
1.2.5<br />
Mehrsprachigkeit – Chance für alle Kinder<br />
Die Mehrsprachigkeit ist bei uns und in weiten Teilen der Erde<br />
eigentlich schon lange der Normalfall. Nicht erst seit Europa mit<br />
sehr vielen verschiedenen Sprachen näher zusammen rückt, wird<br />
die Fähigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen hoch eingeschätzt.<br />
Diese Fähigkeit ermöglicht ein Mehr an privaten und beruflichen<br />
Möglichkeiten für den einzelnen Menschen und ist gesellschaftlich<br />
und wirtschaftlich von größter Bedeutung.<br />
In Deutschland, welches die frühe Sprachförderung seit PISA 1<br />
(im Jahr 2000) besonders stark forciert, zeigt sich ein eindeutiger<br />
Trend in Richtung Mehrsprachigkeit in pädagogischen Einrichtungen.<br />
Es geht nicht mehr so sehr darum ein „Bildungsdefizit“<br />
auszumerzen, sondern vielmehr darum eine neue Bildungsqualität<br />
im Bereich der Sprachentwicklung und Sprachförderung zu<br />
erarbeiten. Große Kongresse mit wissenschaftlich hochkarätig<br />
besetzten ReferentInnenlisten (z.B. Kongress „Frühe Mehrsprachigkeit:<br />
Mythen – Risken – Chancen“ am 5./6. Oktober 2006 in<br />
Mannheim oder der geplante internationale Fachkongress<br />
„Frühkindliche Mehrsprachigkeit als Baustein einer gelungenen<br />
Bildungsbiographie“) stellen sich dieser Thematik sehr offensiv.<br />
Mit diesen neuen Impulsen auf fachlicher Ebene lässt sich in der<br />
Praxis sehr schnell etwas anfangen, wenn deren Ergebnisse<br />
bewusst wahrgenommen werden und rasch kommuniziert werden.<br />
Die Mehrsprachigkeit unserer Kinder als Chance zu begreifen,<br />
macht das Thema Sprachförderung schnell zu einem reizvollen<br />
und zukunftsträchtigen Thema.<br />
Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Günther<br />
H. Oettinger, verwies auf die Bedeutung früher Sprachförderung<br />
für Wirtschaft und Gesellschaft. “Mehrsprachigkeit ist ein<br />
Mehrwert für ein Land, für seine soziale Kompetenz, seine ökonomische<br />
Kompetenz und seine Welt-Integration. Deshalb ist<br />
frühe Sprachförderung eine große Chance”, so der<br />
Ministerpräsident. “Dank der kindlichen Begabung und Neugier<br />
ist frühkindliche Bildung möglich, und hier gehört Sprache in<br />
den Mittelpunkt.”<br />
(gesprochen beim Mannheimer Kongress Okt. 2006)<br />
Quelle: ernst.6900<br />
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22<br />
1.2.6<br />
Rolle der Eltern beim (Zweit-)Spracherwerb<br />
Die Rolle der Eltern im Spracherwerb ihrer Kinder ist eine aktive<br />
und ist besonders im Erwerb der Grundfähigkeiten des<br />
Sprechens und im Erwerb der Muttersprache besonders wichtig.<br />
Wenn man davon ausgeht, dass ein Kind bis 3 Jahre vor allem im<br />
Kreis der Familie lebt und wir das vorher erwähnte Wissen über<br />
den Spracherwerb heran ziehen, lassen sich schlüssig die<br />
Aufgaben für die Eltern ableiten (und zwar für alle Eltern, egal<br />
welche Erstsprache sie in ihrer Familie sprechen):<br />
Ab der Geburt:<br />
Eltern sorgen dafür, dass die medizinische Vorsorge für ihr Kind<br />
stattfindet und eine normale Entwicklung des Körpers und der<br />
Sinnesorgane sicher gestellt ist<br />
Eltern sorgen dafür, dass das Kind eine Atmosphäre der Liebe,<br />
Zuneigung und Akzeptanz erlebt.<br />
Eltern reden, singen, lachen, kommunizieren auf verschiedenste<br />
Weise mit dem Kind<br />
bis drei Jahre:<br />
Eltern tragen dazu bei, dass das Kind Lust auf Sprache entwickelt<br />
(siehe Sprachbaumgießkanne)<br />
Eltern gestalten das Umfeld des Kindes sinnesanregend und<br />
interessant.<br />
Eltern nähren ihr Kind mit Sprache (Geschichten erzählen,<br />
Bücher vorlesen, pädagogisch wertvolle Spiele spielen)<br />
speziell für migrantische Eltern:<br />
Eltern sind besonders bemüht, dass ihr Kind einen positiven<br />
Bezug zu seiner Muttersprache bekommt und diese altersgemäß<br />
erlernt und weiter entwickelt<br />
Eltern sind für ihre Kinder Vorbild im Umgang mit der<br />
Umgebungssprache (ihr Verhalten im Alltag ist Beispielgebend<br />
für die Grundeinstellung ihres Kindes zur deutschen Sprache)<br />
Eltern achten darauf, dass ihr Kind schon frühzeitig<br />
Berührungskontakte mit der Umgebungssprache bekommt<br />
(Spielplatz, Eltern-Kind-Zentren, Bücherei, deutschsprachige<br />
Geschichten, Hörspiele, kindgerechte Fernsehsendungen)<br />
Eltern achten darauf, dass sie nicht willkürlich Muttersprache<br />
und Deutsch vermischen<br />
ab drei Jahren:<br />
Eltern tragen aktiv dazu bei, dass ihr Kind Kontakt zur deutschen<br />
Sprache bekommt<br />
Eltern unterstützen ihr Kind aktiv im Erlernen der deutschen<br />
Sprache und zeigen Interesse am Erlernten und Erlebten ihres<br />
Kindes<br />
Eltern arbeiten aktiv mit pädagogisch tätigen Menschen zusammen<br />
(in Spielgruppe, Kinderbetreuung, Kindergarten, Schule,<br />
etc.) und übernehmen Übungsaufgaben, welche zuhause mit dem<br />
Kind gemacht werden<br />
Eltern tragen dazu bei, dass ihr Kind freundschaftliche Kontakte<br />
zu Kindern mit deutscher Muttersprache haben können.