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SPRACHE BILDUNG INTEGRATION - Vorarlberg Online

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1 Kapitel:<br />

Grundlagen – Einführung<br />

1.1<br />

<strong>SPRACHE</strong> - <strong>BILDUNG</strong> - <strong>INTEGRATION</strong><br />

1.1.1<br />

Sprache als Schlüssel zur Integration 1<br />

Sprache brauche ich, um mich selbst besser zu verstehen und um<br />

mich darstellen zu können. Sprache brauche ich, um Abläufe besser<br />

zu verstehen und erklären zu können. Sprache brauche ich,<br />

um den Kontakt mit anderen Menschen besser zu verstehen und<br />

um mich als soziales Wesen zu erleben. 2 Sobald Sprache als<br />

Mittel der Verständigung zwischen mindestens zwei Menschen<br />

dient, ist eine gemeinsame Sprache von großem Nutzen.<br />

In unserem Kontext des gesellschaftlichen Tuns ist Sprache sowohl<br />

Medium der alltäglichen Kommunikation als auch Ressource,<br />

insbesondere bei der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Sprache oder Akzente dienen auch als Zeichen der Zusammengehörigkeit<br />

oder auch Fremdheit. Beides hat emotional erkennbare<br />

Auswirkungen.<br />

In alltäglichen Beobachtungen ist leicht festzustellen, wie sich<br />

das Verhalten von Menschen verändert, wenn sie die geläufige<br />

Sprache der anderen Leute beherrschen oder eben nicht. Die Entscheidung,<br />

wo ich einkaufe, wo ich meine Freizeit verbringe, ob<br />

ich an kulturellen Ereignissen teilnehme, wird direkt davon beeinflusst.<br />

Besonders beeinflussend scheint eine gemeinsame Sprache,<br />

wenn es gilt betriebliche Abläufe sicher zu stellen, Vereinbarungen<br />

zu treffen und Notsituationen meistern zu können.<br />

Für Menschen, die von einer Sprachwelt in eine andere einwandern,<br />

ist der Erwerb der Sprache des Einwanderungslandes<br />

gleichsam von Bedeutung, sowie die Beibehaltung der Herkunftssprache<br />

(oder eben deren Aufgabe). Der Spracherwerb der<br />

neuen Sprache hängt von mehreren Faktoren ab:<br />

- Motivation (z.B. Aussicht auf ein höheres Einkommen)<br />

- Zugang (z.B. Kontaktmöglichkeiten oder Kursangebote)<br />

- Fähigkeiten (z.B. Intelligenz oder die bereits erfahrene<br />

Lernfähigkeit von Sprachen) und<br />

-<br />

Kosten des Lernens (z. B. Zeitaufwand, Angleichungsstress,<br />

Geld)<br />

Diese Form der Sprachaneignung ist besonders relevant für Einwanderer<br />

im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter. Für Kinder,<br />

welche in diesem Einwanderungsland bereits geboren sind oder<br />

in sehr jungen Jahren eingereist sind, sind die oben genannten<br />

Faktoren insofern bedeutsam, da sie von Seiten der Erwachsenen<br />

beeinflussbar sind.<br />

1<br />

Aus Migration, Sprache und Integration: Die AKI-Forschungsbilanz 4 kurz gefasst<br />

von Hartmut Esser, Jänner 2006, Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche<br />

Integration (AKI) und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

(WZB)<br />

2<br />

Gösse, Rose: Sprache und Spielförderung in Kindergarten und Schule.<br />

8<br />

Dieses hier vorliegende Gesamtkonzept richtet den Blick vor<br />

allem auf diese Gruppe von Menschen. Kindern mit nichtdeutscher<br />

Muttersprache, welche in Österreich aufwachsen, soll es im<br />

Vorschulalter ermöglicht werden, die Deutsche Sprache so gut zu<br />

erlernen, dass sie eine faire und hoffnungsvolle Chance für ihr<br />

weiteres Leben hier in Österreich bekommen.<br />

1.1.2 Sprache als Schlüssel zum Bildungserfolg<br />

Schulische Leistungen sind sowohl direkt als auch indirekt an<br />

sprachliche Kompetenzen gebunden. Entscheidend sind dabei<br />

heute fast ausschließlich Kompetenzen in der Landes- und<br />

Unterrichtssprache. Dass Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache<br />

nach dem Pflichtschulbesuch von österreichischen Schulen<br />

einem hohen Bildungsunterschied unterworfen sind, zeigt sich in<br />

mehrfacher Weise. Zum einen haben die Ergebnisse von PISA<br />

2003 aufgezeigt und bestätigt, dass Kinder/Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

(Jugendliche der 1. Generation = im Inland<br />

geborene Kinder von im Ausland geborenen Eltern und Jugendliche,<br />

die wie ihre Eltern im Ausland geboren wurden) deutlich<br />

schwächer abschneiden als einheimische Kinder (Kinder, die in<br />

Österreich geboren wurden und von denen zumindest ein Elternteil<br />

in Österreich geboren wurde). Und zum anderen zeigt ein<br />

Vergleich der Präsenz von Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

in den Schulen nach der Pflichtschulzeit, wie deutlich niedriger<br />

ihr Anteil ist – oder anders formuliert, wie selten es Jugendlichen<br />

mit Migrationshintergrund gelingt, eine höhere bzw.<br />

weiterführende Schule zu besuchen und dadurch eine zukunftsträchtige<br />

Bildung zu erlangen. Dieser Umstand ist umso bedeutsamer,<br />

wenn aus Sicht der einheimischen Wirtschaftsbetriebe ein<br />

akuter Facharbeitermangel vorherrscht und dieser in den nächsten<br />

Jahren sich noch deutlicher verschärfen wird.<br />

1.1.2.1<br />

Pisa 2003 3<br />

Im internationalen Vergleich belegt Österreich mit einem Mittelwert<br />

von 506 Punkten den 15. Rang und liegt somit im OECD-<br />

Durchschnitt (ähnlich wie Frankreich (511), Schweden (509),<br />

Deutschland (503), Slowakei (498) oder Norwegen (495).<br />

Allerdings ist der Abstand zu den Spitzenländern beträchtlich<br />

und signifikant. Hongkong (550), Finnland (544) und Korea<br />

(542) sind Österreich weit voraus. Besonders interessant ist der<br />

Vergleich mit den Niederlanden (538), Belgien (529) und der<br />

Schweiz (527), da diese Länder vergleichbare Strukturen im Bildungswesen<br />

betreiben.<br />

Faktor Migration<br />

Mathematik Lesen Naturwissenschaft<br />

Einheimische Jungendliche<br />

(86,7 %) 515 501 502<br />

1. Generation (4,1 %) 459 428 435<br />

Im Ausland geborene<br />

SchülerInnen 452 425 422<br />

3<br />

aus Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse der internationalen Bildungsstudie<br />

PISA 2003 – mit dem Fokus auf das Abschneiden der SchülerInnen migrantischer<br />

Herkunft von Simon Burtscher, okay.zusammenleben

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