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4. Kapitel: „Gute Praxismodelle“ 4.1 SPRACHFÖRDERMETHODEN Das Angebot an Sprachfördermethoden zum Erwerb der deutschen Sprache als Zweitsprache für Kinder im Vorschulalter ist inzwischen wirklich sehr groß. Neben renommierten Fachinstituten haben sich besonders die einzelnen deutschen Bundesländer sehr engagiert und Sprachfördermodelle entwickelt bzw. entwickeln lassen, die sie nun den Pädagoginnen in den Kindertagesstätten anbieten. Ganz prinzipiell unterscheiden sich die einzelnen Angebote nicht wesentlich. Sie achten die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse und sind darauf aufgebaut, dass ein kontinuierliches und alltägliches Sprachförderangebot in den Gruppen stattfindet. Bemerkt werden soll, dass diese Sprachfördermodelle natürlich allen Kindern in den Gruppen Nutzen stiften – den Kindern mit deutscher Muttersprache genauso wie den Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache. In der nachstehenden Aufstellung (die kein Anspruch auf Vollständigkeit erhebt) sind nur solche Modelle enthalten, die auf der einen Seite auch Schulungsmaßnahmen für das pädagogische Personal anbieten und auch alltagstaugliches Material mitentwikkelt haben. 4.1.1 „Würzburger Koffer“ – „Hören, lauschen, lernen mit den Würzburger Trainingsprogrammen“ entwickelt von der Universität Würzburg, Institut für Psychologie Alle Programme unter: http://www.phonologische-bewusstheit.de/programm.htm Die Trainingsprogramme sind für folgende 5 Anwendungskreise konzipiert: - Das Gruppentraining mit dem Würzburger Trainingsprogramm nach dem Arbeitsbuch „Hören, lauschen, lernen“ (Petra Küspert, Wolfgang Schneider: „Hören, lauschen, lernen“, Arbeitsheft und Arbeitsmate-rial, Verlag; Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 3-525-45841-X) - Die Multimediaversion des Würzburger Trainingsprogramm zur phonologischen Bewussheit - Das Sprachprogramm zur Buchstaben – Laut – Verknüpfung - Das Übungsprogramm Lauschen, reimen, Silben trennen - Das Übungsprogramm Sätze, Wörter, Laute Das Gruppentraining nach dem Arbeitsbuch „Hören, lauschen, lernen“ besteht aus sechs Übungseinheiten (mit insgesamt 57 Spielen), die inhaltlich aufeinander aufbauen. Die Spiele dieser Übungseinheiten verfolgen das Ziel, den Vorschulkindern Einblick in die Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu vermitteln. Im Vordergrund steht die akustische Diskrimination bzw. Abstraktion sprachlicher Segmente wie Wörter, Reime, Silben und Phoneme. Es geht dabei um eine Förderung der Vorläuferfertigkeit phonologische Bewusstheit und nicht um das vorgezogene Lesen- und Schreibenlernen! Das Programm ist mit vielen Bildern, Bewegungs- und Singspielen sehr spielerisch gestaltet und will den Kindern nicht nur Einblick in die Welt der Laute, sondern auch Freude im Umgang mit der Sprache vermitteln. Dieses Programm bezieht sich auf alle Kinder der Gruppe, egal welche Erstsprache sie erlernt haben. Ein gezieltes Zusatzprogramm für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache lässt sich ganz leicht ergänzen. Weiters lässt es sich sehr gut mit dem Bielefelder Sprachscreening kombinieren. Eintägige Personal- - - - - 41 schulungen werden für dieses Programm von mehreren Fortbildungsträgern angeboten. Die direkte und nahe Zusammenarbeit mit Eltern ist in diesen Modellen mitberücksichtigt: Unterstützung der Fördermaßnahmen durch die Eltern Die Multimediaspiele aus den Übungsprogrammen Lauschen, Reimen, Silben trennen und Sätze, Wörter, Laute bieten die Möglichkeit, Fördermaßnahmen bei Vorschulkindern und Kindern in den Eingangsklassen von Grund- und Sonderschulen sowie in Praxen durch ein zusätzlichen Üben zu Hause zu unterstützen. Dies kann allen Kindern helfen und sie zusätzlich motivieren, kann aber vor allem bei Kindern mit Defiziten in phonologischer Bewusstheit eine wertvolle Unterstützung sein. Hinweise, wie man die Übungsprogramme am Besten zur Unterstützung des Gruppentrainings einsetzt, enthält das Handbuch zur Multimediaversion. Eine an der Universität Würzburg durchgeführte Akzeptanzstudie mit den Programmen brachte bei 28 Eltern mit Vorschulkindern u.a. folgende Ergebnisse: 25 Anwender hielten die Programme für die Kinder für sehr gut bis gut geeignet, zwei für mittelmäßig und einer für wenig geeignet 26 Anwender gaben an, dass die Multimediaspiele den Kindern sehr großen bis großen Spaß gemacht hatten 27 Kinder gaben an, dass ihnen die Spiele mit dem Hamster gut gefallen hatten; ein Kind gab eine mittlere Einschätzung 20 Kinder gaben an, dass sie die Spiele gut verstanden hatten, 7 Kinder gaben eine mittlere Einschätzung und ein Kind gab an, es hätte die Spiele nicht gut verstanden - “Der Hamster” wurde überwiegend positiv beurteilt (24 gut; 4 mittel) und die Frage nach dem Wunsch, die Spiele öfter zu spielen wurde von 21 Kindern bejaht, 6 gaben „vielleicht“ an und ein Kind „nein“ Sprachförderung gewinnt stärkere Bedeutung (Text: Caritas) Würzburger Trainingsprogramm für Kindergärten - vom Informationsdienst der Diözese Speyer (www.bistum-speyer.de) Speyer (11.12.2003). Die katholischen Kindergärten im Bistum Speyer fördern verstärkt die Sprachentwicklung. Rund ein Drittel der 267 katholischen Kindertagesstätten haben in diesem Jahr das Würzburger Trainingsprogramm eingeführt. Das von der Universität Würzburg entwickelte Trainingspro-gramm verbessert das Sprachgefühl der Kinder und beugt Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen vor. Durch tägliche Übungen lernen die Kinder, auf den Klang von Lauten, Silben und Wörtern zu achten. Dabei spielen Lauschübungen und Reime eine wichtige Rolle. “Die Kinder lernen nicht Buchstaben, sondern das genaue Hinhören”, erläutert Stephan Rieder von der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes in Germersheim. Das Thema Sprachförderung stößt bei den katholischen Kindergärten auf großes Interesse. Bei Fortbildungen in Neustadt und Pirmasens informierten sich Anfang Dezember rund 100 Erzieherinnen und Erzieher über die theoretischen Grundlagen und den praktischen Einsatz des Würzburger Trainingsprogramms. “Gerade Kinder, die kurz vor der Einschulung stehen, sind sehr aufnahmefähig”, hat Katharina Scherer, Leiterin der Kinder-
- - stätte Arche Noah Ludwigshafen, beobachtet. “Durch das Würzburger Trainingsprogramm hat sich nicht nur ihr Sprachgefühl, sondern auch ihre Konzentrationsfähigkeit verbessert. Die Kinder können länger und besser zuhören”, berichtet sie. Für Johanna Schmitterer-Schneider, Fachberaterin für die katholischen Kindertagesstätten beim Caritasverband für die Diözese Speyer, stellt das Würzburger Trainingsprogramm eine Chance dar, den Kindern den Übergang in die Schule zu erleichtern und der Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule neue Impulse zu geben. “Viele Lehrer bestätigen, dass Kinder, die am Würzburger Trainingsprogramm teilgenommen haben, leichter lesen und schreiben lernen.” Im nächsten Jahr werden etwa 90 katholische Kindergärten im Bistum Speyer das Würzburger Trainingsprogramm einführen, so Johanna Schmitterer- Schneider. In <strong>Vorarlberg</strong> gibt es einige Kindergartenpädagoginnen, die sich methodisch an den Würzburgerkoffer anlehnen. 4.1.2 Projekt „Frühstart“ und „Wir verstehen uns gut“ Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Grüneburgweg 105, 60323 Frankfurt Herbert-Quandt-Stiftung, Am Pilgerrain 15, 61352 Bad Homburg Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung e.V., Friedrichstr. 13, 35392 Gießen Verantwortlich: Diplom-Pädagogin Mehtap Sanli, c/o Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung e.V., Friedrichstr. 13, 35392 GießenIm Internet unter: http://www.projekt-fruehstart.de/frames2.php Erzieherinnen in Kindergärten mit hohem Zuwandereranteil brauchen dringend Kenntnisse und Methoden, um eine optimale Sprachförderung für Zuwandererkinder leisten zu können. Frühstart möchte in einem intensiven Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen die Grundlage für eine erfolgreiche sprachliche Bildung im Kindergarten legen. Geschichten, Gedichte, Fingerspiele, Abzählreime, Märchen, Lieder, Rollenspiele, Malen – das Konzept »Wir verstehen uns gut – spielerisch deutsch lernen« gibt den Erzieherinnen vielfältige didaktische und inhaltliche Möglichkeiten zur Vermittlung der deutschen Sprache an die Hand. Es versetzt sie in die Lage, die Sprachförderung in ihren Arbeitsalltag einzubinden. Entwickelt und publiziert wurde es von Elke Schlösser. Sie leitet die frühstart-Erzieherinnenfortbildung.(Elke Schlösser: Wir verstehen uns gut - Spielerisch Deutsch lernen. Methoden und Bausteine zur Sprachförderung für deutsche und zugewanderte Kinder als Integrationsbeitrag in Kindergarten und Grundschule, Ökotopia Verlag, Münster 2001). 4.1.3 „Sprache und frühkindliche Bildung“ Entwickelt hat das Programm „Sprache und frühkindliche Bildung“ als Erweiterung des bekannten Kon-Lab-Programms der Schweizer Sprachwissenschaftler Dr. Zvi Penner. Kon-Lab GmbH, Dörflistr. 13a, CH- 8572 Berg, Tel. 0041-71-6380230 Im Internet unter: http://www.kon-lab.com Das Programm „Sprache und frühkindliche Bildung“ verbindet eine umfassende Sprachförderung mit den drei Kernlernfeldern der Bildungs- und Orientierungspläne: Sprache als Grundlage für das Verstehen des zu vermittelnden Wissens Spracherwerbsregeln und -strategien als Schlüssel zum Erwerb der deutschen Sprache und als Grundlage für das „Lernen lernen” - 42 Literacy, Naturwissenschaft und Mathematik als Lernumgebung für die Sprachförderung Es eignet sich für die Arbeit mit allen Kindern von 0-6 Jahren und bezieht auch Kinder mit Spracherwerbsverzögerungen und Kinder mit Deutsch als Zweitsprache mit ein. Dieses Sprachförderprogramm besteht aus einem abwechslungsreichen Medienmix. Er ermöglicht den systematischen Aufbau aller notwendigen Sprachkompetenzen der Kinder. Das Programm setzt sich zusammen aus den 5 Bestandteilen: Fortbildungen, multimediale Materialien, Praxisordner, Fachbücher und dem Handbuch. Die modular aufgebauten Fortbildungen qualifizieren die ErzieherInnen für den Einsatz des Programms. Mit einer Vielzahl multimedialer Materialien wird die Sprachförderung dann in die Praxis umgesetzt. Zusätzlich bieten Praxisordner zahlreiche Aktivitäten, mit denen in den verschiedenen Lernfeldern sprachliche Fördermaßnahmen durchgeführt werden können. Die Fachbücher vertiefen das theoretische Wissen der ErzieherInnen, zum Beispiel zum Thema „Sehr frühe Förderung als Chance“. Das Handbuch verknüpft die einzelnen Bestandteile des Programms miteinander und erläutert ihre Anwendung. Es gibt ein speziell für dieses Programm konzipiertes Fortbildungsmodulangebot. (siehe 4.4.4). 4.1.4 „SpiKi“ – Spracherziehung und Sprachförderung in Kindertagesstätten Jugendamt der Stadt Nürnberg, Wilfried Knerr im Internet unter: www.spiki.nuernberg.de Um die Kinder und die pädagogischen Fachkräfte zu unterstützen, hat das Jugendamt der Stadt Nürnberg ein Programm zur Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen (SpiKi) entwickelt. SpiKi hat folgende Schwerpunkte: - Förderung der phonologischen Bewusstheit - Dialogisches Lesen - Schriftsprachliche Erfahrungen bieten - Lust auf und an Sprache wecken - Sprachkurse für Mütter mit Migrationshintergrund - Stärkung der Persönlichkeit der Kinder - Bildung und Chancengleichheit
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