SPRACHE BILDUNG INTEGRATION - Vorarlberg Online
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4.6.1.4 Beispiel Lustenau „Aufgabenzuteilung an Eltern in<br />
Sachen Sprachförderung“<br />
Am Beginn des Kindergartenjahres (sensible Übergangszeit mit<br />
hoher gegenseitiger Aufmerksamkeit) hat die Marktgemeinde<br />
Lustenau (vereinzelte andere Gemeinden in <strong>Vorarlberg</strong> haben<br />
dies auch schon praktiziert) alle migrantischen Eltern zu einem<br />
großen Elternabend eingeladen. Diese Einladung war nachdrükklich<br />
und persönlich genug, dass wirklich fast alle Eltern dieser<br />
gefolgt sind. Dabei wurde das Sprachförderprogramm in den<br />
Kindergärten vorgestellt und dabei auch festgestellt, welche<br />
außerordentlichen (guten) Rahmenbedingungen dafür von Seiten<br />
der Gemeinde bereitgestellt werden. Dabei wurde auch klar<br />
gestellt, dass dieses System es erfordert, dass die Eltern sich aktiv<br />
beteiligen. Zum Beispiel werden von den externen Sprachförderinnen<br />
in den einzelnen Gruppen Arbeitsblätter verwendet,<br />
welche die Kinder mit nach Hause nehmen und dort nochmals<br />
üben sollten. Diese direkte Ansprache der Eltern schafft ganz<br />
sicher Verbindlichkeit und auch Vertrauen.<br />
4.6.2<br />
Eltern übernehmen Aufgaben mit<br />
anderen Kindern<br />
4.6.2.1 Eltern als Sprachhelfer<br />
Dieser konkrete Ansatz wird an verschiedenen Orten in unterschiedlichen<br />
Variationen praktiziert. Einige dieser Modelle wurden in vorigen<br />
Kapiteln schon erwähnt. (z.B. Lernhilfemütter, Kap. 2).<br />
Diese Modelle können so aufgebaut sein:<br />
dass deutschsprachige Eltern oder (gut)zweisprachige Eltern<br />
angesprochen sind<br />
dass diese Eltern in die Einrichtung kommen oder die Kinder zu<br />
ihnen nach hause vermittelt werden<br />
dass die Tätigkeit auf planvolle Konzeptarbeit (mit Beratung der<br />
Pädagogen) oder eher auf „Laienbasis“ stattfindet.<br />
dass diese Tätigkeit völlig ehrenamtlich oder gegen eine geringe<br />
Aufwandsentschädigung geleistet wird<br />
(siehe dazu Grundschule Hoheneck, in Ludwigsburg, Deutschland www.gshokeneck.lb.bw.schule.de)<br />
Allen diesen Varianten ist gemein, dass sie zum einen auf Entlastung<br />
der Einrichtungen setzen und auch auf die Eigeninitiative<br />
von Eltern bauen. Die Kooperation und Bündelung von gemeinsamen<br />
Anliegen und Kräften wird dadurch spürbar.<br />
4.6.2.2 Studierende unterstützen Migrantenkinder beim<br />
Spracherwerb<br />
Dieses Modell mag in Österreich (ev. Abarbeitung der Studiengebühr)<br />
vielleicht ein Reizthema sein. Es birgt allerdings schon<br />
fachliche Möglichkeiten, die nicht einfach übergangen werden<br />
können. Besonders Studierende, welche sich auf pädagogische<br />
Tätigkeiten vorbereiten, bekommen mit Praxiseinheiten während<br />
ihrer Ausbildung eine zusätzliche Möglichkeit ihre pädagogischen<br />
Fähigkeiten zu entwickeln. Durch ihr bereits erworbenes<br />
Fachwissen gelten sie als bereits qualifiziert und können den<br />
Kindern wirklich hilfreich sein.<br />
62<br />
In einem Projekt der Uni-Mannheim unterstützen 55 Studierende<br />
Migrantenkinder in Grundschulen. Seit Herbst 2003 läuft dieses<br />
Projekt und ist vorerst auf vier Jahre beschränkt. Eine Spende der<br />
Heinrich-Vetter-Stiftung in Höhe von € 400.000,— an die Stadt<br />
Mannheim hat den Impuls dazu gegeben. Die bisher gemachten<br />
Erfahrungen bestätigen die positive Wirkung für beide Seiten.<br />
Der direkte Nutzen für die Kinder ist erkennbar, auch die Studierenden<br />
bemerken, dass sie sich speziell im Sprachförderbereich<br />
Kompetenzen aneignen, die sie in ihrer späteren beruflichen Tätigkeit<br />
sehr gut brauchen können.<br />
(Kontakt: Vytautas Lemke, Koordinator der Forschungs- und Kontakt-stelle<br />
Mehrsprachigkeit,<br />
Tel. 0049/621/1813165;<br />
vlemke@rumms.uni-mannheim.de;<br />
www.anglistik.uni-mannheim.de/linguistik/kontaktstelle)<br />
4.6.3<br />
Eltern übernehmen Aufgaben in der Gruppe<br />
4.6.3.1 Projekt „Lesefreude“, SpiKi – Nürnberg<br />
Ehrenamtliche lesen regelmäßig in den Kindertageseinrichtungen,<br />
in Kleingruppen, über einen Zeitraum von etwa einem Jahr,<br />
nach dem dialogischen Prinzip. So fördern sie die Kinder intensiv<br />
in ihrer Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung. Die Ehrenamtlichen<br />
werden dabei vom Jugendamt fachlich qualifiziert und<br />
unterstützt. Zur Zeit sind etwa 100 Ehrenamtliche in 75 Krippen,<br />
Kindergärten und Kinderhorten tätig. Im Betriebsjahr 2004/2005<br />
fand mit Kindertageseinrichtungen der Stadt Nürnberg die erste<br />
Studie über die Auswirkungen des dialogischen Lesens im<br />
deutschsprachigen Raum in Kooperation mit der Erziehungswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg statt.<br />
Wie bei allen SpKi-Projekten gibt es einen sehr alltagstauglichen<br />
Praxisbehelf.<br />
Nähere Informationen unter:<br />
http://www.jugendamt.nuernberg.de/downloads/spiki_faltbl_lesefreude.pdf<br />
4.6.3.2 Kindergarten Scherzhausen Salzburg<br />
Die intensive und sehr direkte Form der Elternarbeit dieses<br />
Kindergartens wurde schon unter 3. ff beschrieben, sei aber hier<br />
nochmals erwähnt.<br />
2 mal im Jahr findet ein großes ganztägiges interkulturelles Fest<br />
statt. Aus diesen Aktionen heraus hat sich eine Gruppe Eltern<br />
gebildet, die regelmäßig in den Kindergarten kommen und muttersprachliche<br />
Märchen (auch traditionelle) erzählen oder mehrsprachige<br />
Bücher vorlesen. Es gibt im Kiga mehrere Leseforen,<br />
welche zum Teil mehrfach „gebucht“ werden.<br />
Eine andere (mehrsprachige) Elterngruppe hat sich gebildet, welche<br />
sich gegenseitige Unterstützung bieten (z.B. bei Behördengängen<br />
oder bei Arztbesuchen, etc.) Es kommt immer öfter vor,<br />
dass Eltern zu anderen Familien nach Hause eingeladen werden,<br />
um dort bestimmte Themen zu besprechen (z.B. pädagogische<br />
Fragen).