SPRACHE BILDUNG INTEGRATION - Vorarlberg Online
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1.Kapitel:<br />
“Grundlagen und Einführung”<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>SPRACHE</strong> – <strong>BILDUNG</strong> – <strong>INTEGRATION</strong><br />
Diese drei Themenfelder bedingen und fördern sich gegenseitig.<br />
Grundsätzlich hängt der Erwerb einer neuen Sprache von vier<br />
Faktoren ab:<br />
Motivation (z.B. Aussicht auf ein höheres Einkommen)<br />
Zugang (z.B. Kontaktmöglichkeiten oder Kursangebote)<br />
Fähigkeiten (z.B. Intelligenz oder die bereits erfahrene<br />
Lernfähigkeit von Sprachen) und<br />
Kosten des Lernens (z. B. Zeitaufwand, Angleichungsstress, Geld)<br />
Diese vier Faktoren stellen für Kinder beim Erwerb von Deutsch<br />
als Zweitsprache keine unüberwindbaren Hindernisse dar und<br />
sind eigentlich leicht erfüllbar. Aber der Blick auf den Bildungsund<br />
Berufsbereich spricht eine deutlich andere Sprache. Laut der<br />
PISA-Untersuchung von 2003 beträgt der Unterschied im Bildungsniveau<br />
zwischen Einheimischen und Migranten dem Lehrstoff<br />
von eineinhalb Jahren, wobei es kaum einen Unterschied<br />
macht, ob die migrantischen Jugendlichen in Österreich geboren<br />
wurden oder erst später nach Österreich kamen.<br />
Wenn wir die Belegungszahlen in den verschiedenen Schultypen<br />
ansehen, kann zusammengefasst festgestellt werden (siehe Tab.<br />
1; 7a; 7b):<br />
Viele SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache schaffen<br />
den Weg in eine weiterführende berufliche Ausbildung nicht.<br />
Beträgt der Anteil in den Volksschulen 21%, in den Hauptschulen<br />
19%, nimmt er danach rapide ab: Poly 16%, berufsbildende mittlere<br />
Schulen 15%, berufsbildende Pflichtschulen 9%, Berufsbildende<br />
höhere Schulen (BHS) 7%, Allgemeinbildende höhere<br />
Schulen (AHS) 4%.<br />
Schon der Einstieg in das Regelschulwesen scheint für SchülerInnen<br />
mit nichtdeutscher Muttersprache schwieriger zu sein.<br />
Ihr Anteil an den Allgemeinen Sonderschulen (ASO) ist mit 32%<br />
besonders hoch.<br />
Es gibt einen besonders deutlichen Unterschied in der Bildungslaufbahn<br />
zwischen SchülerInnen mit türkischer Muttersprache<br />
und jenen aus den ehemaligen Jugoslawischen Staaten.<br />
Dieses frühe „Steckenbleiben“ auf der Bildungsleiter hat direkt<br />
erkennbare Folgen, was die beruflichen Chancen von jugendlichen<br />
Migranten anbelangt. In <strong>Vorarlberg</strong> waren Ende Jänner<br />
2007 444 Jungendliche (unter 25 Jahren) aus Staaten mit nichtdeutscher<br />
Muttersprache arbeitslos oder in einer AMS-<br />
Schulungsmaßnahme. Das entspricht einem Anteil von 17, 3 %.<br />
Wobei von diesen 444 Jugendlichen 105 keinen positiven<br />
Pflichtschulabschluss haben und 259 den Pflichtschulabschluss<br />
als höchstes Ausbildungsniveau vorweisen können.<br />
Bei einer 2002 in Dornbirn durchgeführten Befragung wurde<br />
erhoben, dass nur 19% der Migranten eine höhere Schule oder<br />
eine abgeschlossene Lehre haben. Dementsprechend versteht<br />
sich, dass nur 12 % der Migranten Angestellte sind, hingegen<br />
44% Hilfsarbeiter oder angelernte Arbeiter.<br />
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GRUNDSÄTZE DES <strong>SPRACHE</strong>RWERBS<br />
Wolfgang Wendlandt hat die Sprachentwicklung eines Menschen<br />
in das Bild eines Baumes eingebaut und diese wie folgt beschrieben:<br />
Die Wurzeln beinhalten notwendige Entwicklungen, die ein<br />
Kind erfolgreich durchlaufen muss, um sprechen zu lernen.<br />
Dies sind im Normalfall völlig selbstverständliche Entwicklungen,<br />
die es lediglich zu beachten und zu beobachten gilt.<br />
Der Stamm beschreibt das Entstehen von Sprechfreude und<br />
Sprachverständnis. Hier wird die aktive Haltung der Bezugspersonen<br />
gefordert.<br />
Die Baumkrone beschreibt die ausgebildete Sprache mit ihren<br />
Aspekten Artikulation, Wortschatz und Grammatik.<br />
Die Sonne verkörpert die emotionale Umgebung des Kindes,<br />
welches direkten Einfluss auf seine Sprachentwicklung nimmt.<br />
Die Gießkanne beschreibt das unmittelbare sprachfördernde<br />
Verhalten der Eltern.<br />
Die Erde beschreibt das soziale und kulturelle Umfeld eines<br />
Kindes, welches natürlich wesentlich dazu beiträgt, wie eine<br />
Sprachentwicklung aus diesem Nährboden heraus möglich ist.<br />
Wichtige Grundlagen des Spracherwerbes werden in den ersten<br />
drei Lebensjahren gelegt. Der weitere Sprach-Lernprozess erstreckt<br />
sich bis in das Schulalter hinein. Aus diesem Grund ist es<br />
nachvollziehbar,<br />
dass die Muttersprache das Fundament für jede weitere Sprache<br />
im Leben des Kindes darstellt<br />
dass eine frühe Sprachförderung einer Zweitsprache, die Entwicklung<br />
der Muttersprache nicht stören oder ersetzen darf.<br />
Förderliche Faktoren für das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache<br />
sind:<br />
die Kontaktmöglichkeiten zu deutsch sprechenden Kindern oder<br />
Erwachsenen sowie die Art der Beziehungen in der deutschsprachigen<br />
Umgebung<br />
der gute Entwicklungsstand in der Erstsprache<br />
die gute Motivation, sich auf die neue sprachliche Umgebung<br />
einzulassen<br />
das Alter des Kindes<br />
die Vorbildwirkung der Eltern<br />
Hinderliche Faktoren für das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache<br />
sind:<br />
Angst vor Fehlern<br />
Schlechtes Image von Deutsch in der Herkunftsfamilie<br />
Schlechtes Image der Muttersprache in der deutschsprachigen<br />
Umgebung<br />
Mehrsprachigkeit ist in unserer Zeit und in unseren Breiten ein<br />
Gewinn und eine Chance für alle Kinder. Eine Atmosphäre der<br />
Mehrsprachigkeit ist bereits alltäglich vorhanden. Sie gezielt<br />
und qualitätsvoll zu gestalten ist die gemeinsame Aufgabe von<br />
den Eltern, wie auch von pädagogischen Einrichtungen.