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HfG Karlsruhe Jahresbericht Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

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22 23<br />

Literatur / Literature<br />

<strong>HfG</strong> <strong>HfG</strong><br />

Dr. Stephan Krass<br />

CENSEO | GENERO. Der Rezensionsautomat<br />

Nach einem Gedankenexperiment von Dietmar Kamper schuf Gott den Menschen, weil er ihn<br />

träumte. Der Mensch hatte indes einen anderen Traum, das war die Maschine. Darüber ver-<br />

gaß er Gott. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts aber hat die Maschine den Menschen<br />

vergessen. Wer vermöchte nun zu sagen, was sie träumt? Träumt sie am Ende davon, die Dich-<br />

tung zu verbessern? Ja, träumt sie davon, die Kritik zu verbessern? Bevor wir uns in Spekula-<br />

tionen ergehen, schalten wir uns auf den Bordmonitor des Rezensionsautomaten CENSEO und<br />

hören, was die Stimme des Navigationssystems mitteilt: »Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.<br />

Für den semantischen Überschuss der Texte ist allein der Apparat verantwortlich. Dieser<br />

Service ist kostenlos.«<br />

Mit dem Rezensionsautomaten CENSEO wird erstmals ein Modus der Literaturkritik präsentiert,<br />

der allein auf dem Verfahren automatisierter Texterzeugung basiert. Konzipiert und hergestellt<br />

wurde der Rezensionsautomat im Literaturseminar der <strong>HfG</strong>. CENSEO ist kein netzgestützter<br />

Textgenerator <strong>für</strong> Internet-User oder Web-Surfer, sondern eine physisch präsente,<br />

begehbare Installation <strong>für</strong> ambulante Leser. An der Wiege zu CENSEO stand der Gedichtgenerator<br />

»Genero« der »Versfabrik«, der einige Jahre zuvor ebenfalls an der <strong>HfG</strong> entwickelt wurde.<br />

Also schien die Zeit reif, den Literaturbetrieb von einer anderen Seite zu beleuchten. So<br />

entstand der Rezensionsautomat CENSEO, der im Kontext mit GENERO ein in sich geschlossenes<br />

Paradigma des Literaturbetriebs darstellt.<br />

Die Installation CENSEO | GENERO wurde am 19. April 2007 im Foyer des ZKM erstmals vorgestellt.<br />

Während die taz von einem »Maschine gewordenen Albtraum eines jeden Literaturkritikers«<br />

sprach, fragte sich Michael Braun in der Stuttgarter Zeitung: »Sind denn wir Rezensenten<br />

gegenüber der Maschine intellektuell noch konkurrenzfähig? Nur ein Selbstversuch<br />

am Automat kann hier Gewissheit bringen.« Diesen Selbstversuch haben inzwischen zahllose<br />

Besucher machen können. Seit ihrer Premiere ist die Installation an verschiedenen Orten<br />

zu besichtigen gewesen, so beim »poesiefestival« Berlin, beim Literaturtag in der <strong>HfG</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />

oder bei der Ausstellung »Poesis« in der Akademie der Künste Berlin. Im Jahr 2010 soll<br />

CENSEO | GENERO in den Bestand des ZKM eingefügt werden. Ebenfalls 2010 erscheint im<br />

Rahmen der Schriftenreihe der <strong>HfG</strong> »Der Rezensionsautomat. Die Maschine als Medium der<br />

Literaturkritik« (Fink Verlag München).<br />

CENSEO | GENERO. The Review Machine<br />

According to a thought experiment by Dietmar Kamper, God created man because he had<br />

dreamt him. Man, however, had a different dream, and that was the machine. He forgot about<br />

God. At the end of the 20th century, however, it was the machine that had forgotten man.<br />

Who can say what the machine is dreaming of now? Is it perhaps dreaming of improving poetry?<br />

Before we start speculating, let us switch to the on-board monitor of the review machine<br />

CENSEO and hear what the voice of the navigation system tells us: “Read at your own risk.<br />

Sole responsibility for the semantic excess of the texts lies with the machine. This service is<br />

free of charge.”<br />

The review machine CENSEO offers, for the first time, a modus of literary criticism based<br />

solely on the procedure of automated text generation. The review machine was designed and<br />

manufactured in the literature seminar at <strong>HfG</strong>. CENSEO is not a net-based text generator for<br />

Internet users or web surfers, but a physically present, accessible installation for itinerant<br />

readers. The idea for CENSEO was born as a continuation of the poem generator, GENERO,<br />

of the “Versfabrik” [Verse Factory] that had also been developed some years ago at <strong>HfG</strong>. Consequently,<br />

the time seemed right to examine literary workings from a different angle. This<br />

is how the review machine CENSEO came about, which, in context with GENERO, represents<br />

a closed paradigm of literary operations.<br />

The installation CENSEO | GENERO was first presented in the lobby of ZKM [Center for Art<br />

and Media <strong>Karlsruhe</strong>] on 19 April, 2007. While the newspaper taz talked about “the nightmare-turned-machine<br />

of any literary critic,” Michael Braun of the newspaper Stuttgarter Zeitung<br />

asked: “Are we reviewers even able to intellectually compete with the machine?” An<br />

answer can only be found by trying it out. Numerous visitors have had the opportunity to do<br />

so. Since its premiere, the installation could be visited at many different places, such as the<br />

“poesiefestival” [poetryfestival] Berlin, on the Literature Day at <strong>HfG</strong> <strong>Karlsruhe</strong>, or during the<br />

exhibition “Poesis” at the Academy of Arts, Berlin. In 2010, CENSEO | GENERO is to become<br />

a part of the permanent exhibition at ZKM. Also in 2010, “Der Rezensionsautomat. Die<br />

Maschine als Medium der Literaturkritik” (Fink Verlag München) [The Review Machine. The<br />

Machine as a Medium of Literary Criticism. Fink Publishing Munich.] will be published as<br />

part of the <strong>HfG</strong> Series of Texts.<br />

Literatur im Blauen Salon<br />

Seit dem Sommersemester 2006 richtet das Literaturseminar in Zusammenarbeit mit dem<br />

»Adam Seide Archiv« die Veranstaltungsreihe »Literatur im Blauen Salon« aus, wo die Studierenden<br />

im Austausch mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern die im Seminar gewonnenen<br />

Erkenntnisse überprüfen können. Gäste waren u.a. Marcel Beyer, Karl Heinz Ott, Ann Cotten,<br />

Silke Scheuermann, Norbert Gstrein, Nico Bleutge und Katarina Hacker.<br />

Darüber hinaus findet seit 2007 einmal im Jahr der »Adam Seide Literaturtag« statt. Gäste<br />

waren u.a. Herta Müller, Ulf Stolterfoht, Thomas Hettche, Sibylle Lewitscharoff, Katharina<br />

Faber, Andreas Neumeister und Franz Mon.<br />

Literature in the Blue Salon<br />

Since the spring semester 2006, the literature seminar – in cooperation with the “Adam Seide<br />

Archive” – has been hosting the event series, “Literature in the Blue Salon,” where students<br />

can re-examine the insights gained in the seminar by way of intellectual exchange with writers.<br />

Our guests were, among others, Marcel Beyer, Karl Heinz Ott, Silke Scheuermann, Norbert<br />

Gstrein, Ann Cotten, Nico Bleutge, and Katarina Hacker.<br />

Furthermore, we have been hosting the annual “Adam Seide Literature Day” since 2007. Our<br />

guests here were, among others: Herta Müller, Ulf Stolterfoht, Thomas Hettche, Katharina<br />

Faber, Sybille Lewitscharoff, Andreas Neumeister, and Franz Mon.<br />

Webseiten / Web pages<br />

http//:literatur.<br />

hfg-karlsruhe.de<br />

www.adamseide.de

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