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HfG Karlsruhe Jahresbericht Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

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AD SZ<br />

ED SC<br />

34 35 Szenografie / Scenography<br />

Prof. Beatrix von Pilgrim<br />

Prof. Penelope Wehrli<br />

Die Frage nach dem Raumformat und dem Betrachtungsvorgang des Rezipienten muss im-<br />

mer wieder neu gestellt werden. Raumentwürfe <strong>für</strong> die herkömmliche Theaterbühne sind<br />

nur ein Bereich. Szenografie – wie wir sie verstehen – meint das Entwerfen von Räumen, und<br />

es bezieht die Erfahrung von Zeit und die Verschiebung von Wahrnehmung durch die Bewe-<br />

gung in diesen Räumen mit ein.<br />

Im Wintersemester 2008/09 untersuchten wir das hybride Medium unter dem Titel »Bewe-<br />

gung/Barock«. Auftakt des Semesters war eine Exkursion nach Oberitalien, wo wir uns mit<br />

historischen Theaterbauten von der römischen Arena über die Festsäle der Renaissance und<br />

des Frühbarock bis hin zu den ersten zentralperspektivisch angelegten Guckkastenbühnen<br />

im Barock auseinandersetzten.<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> das Hauptseminar »STURMapparate« (Wehrli/Kollmann) war »Der Sturm«<br />

von Shakespeare. Einzelne Szenen wurden aus dem Stück herausgefiltert und jeweils ein Ap-<br />

parat oder eine bewegte Sequenz da<strong>für</strong> entwickelt. Objekt, Bewegung, Licht und Klang wur-<br />

den als zentrale Mittel eingesetzt und zu einem Zeitablauf komponiert. Die Studierenden kon-<br />

struierten zwölf Ereignissequenzen, die zu einer gemeinsamen Raumpartitur zusammenge-<br />

fügt wurden, einer mehrspurigen szenografischen Inszenierung, in der sich die Besucher frei<br />

bewegen konnten. Die Inszenierung wurde zum Bauhaus-Festival »Crash Boom Bau« nach<br />

Jena eingeladen und dort im Mai 2009 gezeigt.<br />

Im Hauptseminar »Short Cuts« (Pilgrim/Burger) waren die Kurzgeschichten von Raymond<br />

Carver Grundlage <strong>für</strong> räumliche Inszenierungen. Bewegung wurde als Zusammenfassung<br />

von Zeitwahrnehmung und Raumempfinden thematisiert. Der Moment ihrer Veränderung,<br />

zum Beispiel im Zuge eines katastrophalen Ereignisses, war Gegenstand der räumlichen Auseinandersetzung.<br />

Flankiert wurden die beiden Seminare durch sieben Vorträge und drei Workshops von Künstlern<br />

und Wissenschaftlern, deren Untersuchungen und szenografische Inszenierungen in engem<br />

Zusammenhang mit den Fragen um »Bewegung/Barock« stehen: Vorträge hielten Romeo<br />

Castellucci, Heiner Goebbels, Eva Meyer-Hermann, Chris Kondek, Jörg Laue, Berthold Schneider<br />

und Pablo Ventura; Workshops veranstalteten Prof. Friedemann Kreuder, Xavier LeRoy<br />

sowie Anja Rabes.<br />

»Körper/Bewegung/Spiel« lautete das Thema <strong>für</strong> das Sommersemester 2009. Unter dem Titel<br />

»Blind Date« fand ein Kooperationsseminar mit der Kostümbildklasse der UdK Berlin statt<br />

(Pilgrim/Kollmann/Gerkan/Peters/Sack). Das Seminar wurde durch sechs Vorträge und Workshops<br />

in Berlin und <strong>Karlsruhe</strong> umrahmt, an denen Miriam Dreysse, Lilot Hegi, Annemarie<br />

Matzke/She She Pop, Bettina Milz und Chris Ziegler, pictoplasma sowie Florentine Sack beteiligt<br />

waren. »Blind Date« war als Spiel <strong>für</strong> Spielergruppen in zwei verschiedenen Städten konzipiert.<br />

Die Spieler versuchten, ihren Spielpartner durch per E-Mail versandte Texte dazu anzuleiten,<br />

eine bestimmte Figur zu entwickeln. Figuren aus Stichen von Max Ernst bildeten die<br />

visuellen Vorlagen. Im Zentrum des Seminars standen folgende Fragen: Ist es möglich, eine<br />

Figur über eine große Entfernung nur durch die Beschreibung ihres Wesens zu entwickeln?<br />

Kann man eine Aufführung basierend auf der Antizipation eines virtuellen Treffens mit einer<br />

projizierten Figur inszenieren? Und: Welche Formen der Inszenierung können ein solches<br />

Treffen »real« machen? Das »virtuell /reale« Treffen der Figurenpaare, das »Blind Date«, fand<br />

im Zuge der <strong>HfG</strong>-Jahresausstellung SOMMERLOCH im Juli 2009 auf je einer Raumbühne in<br />

<strong>Karlsruhe</strong> und Berlin statt. Das zeitgleich am anderen Ort stattfindende Geschehen wurde<br />

per Internet übertragen und auf Großleinwand projiziert.<br />

Den Auftakt <strong>für</strong> das Metathema »Konstruktion und Konstruierbarkeit von Realität« des Wintersemesters<br />

2009/10 bildete das Gemeinschaftsprojekt »105« zur Jahresausstellung SOM-<br />

MERLOCH’09: Die komplette »Anordnung« der Einrichtung und aller in ihr befindlichen Objekte<br />

aus dem Szenografie-Studio im 1. Obergeschoss wurde systematisch abgetragen und im<br />

Erdgeschoss detailgetreu wieder aufgebaut. Die Aufbaufläche entsprach genau der Fläche<br />

des Studios ohne seine Wände. Durch das präzise Abbauen und Wiederaufbauen des Raumes<br />

wurde aus dem »realen Raum« eine Konstruktion, ein begehbares und erlebbares Bild der ursprünglichen<br />

»Realität«.<br />

The question of formatting a space and the way recipients perceive it must be constantly<br />

posed anew. Scenic design for the traditional theater stage is only one area of many. Scenography<br />

– as we understand it – means to design spaces, and includes experiencing time and<br />

shifting perception by the movement in these spaces.<br />

AD SZ<br />

ED SC<br />

█ Backstage<br />

Projektseminar »Blind<br />

Date« von / Project<br />

seminar “Blind Date” by<br />

Pilgrim / Kollmann /<br />

Gerkan/ Peters /Sack

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