2. Bericht Wirksamkeitsdialog - Landesjugendring NRW e.V.
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Drei Beispiele zu Evaluationen im Rahmen des <strong>Wirksamkeitsdialog</strong>es 2004<br />
Problematisch wurde von den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
eher das Verhalten der Kinder untereinander<br />
eingeschätzt. Dies reichte<br />
von kleinen Streitereien bis zu handgreiflichen<br />
Auseinandersetzungen.<br />
Verbale Angriffe mit geschlechtsorientierten<br />
und auch nationalem Hintergrund<br />
mussten bearbeitet werden. Es<br />
ist sehr deutlich geworden, dass<br />
Menschen, die selbst oft Opfer von<br />
versteckten oder offenen fremdenfeindlichen<br />
bis rassistischen Angriffen<br />
und Anfeindungen sind, nicht frei sind<br />
von den Verhaltensweisen, Meinungen<br />
und Einstellungen, unter denen sie<br />
sonst zu leiden haben. „Der Umgangston<br />
ist häufig so heftig und verbal<br />
verletzend, dass sie schon keinen<br />
Maßstab mehr für normalen Umgang<br />
miteinander haben.“ Ein Mitarbeiter<br />
notiert, nachdem er die Kinder auf<br />
ihren Umgangston angesprochen hat:<br />
„Das wurde von den Kindern nicht<br />
verstanden - sie würden doch gar<br />
nichts sagen.“ Hier zeigt sich, dass die<br />
Kinder keinen oder einen anderen<br />
Maßstab zur Beurteilung ihres Verhaltens<br />
haben. Hier wird ein Problem<br />
deutlich, das in zukünftigen Projekten<br />
ähnlicher Art dringend zu berücksichtigen<br />
ist. Man kann sicher nicht sagen,<br />
dass es sich hier um ein völlig unerwartetes<br />
Phänomen handelt, aber man<br />
kann wohl feststellen, dass es nicht<br />
genügend in den konzeptionellen<br />
Überlegungen berücksichtigt wurde.<br />
Ein afrikanischer Junge war dabei<br />
bevorzugte Zielscheibe für die Angriffe.<br />
Dieser Konflikt musste immer<br />
wieder aufgegriffen werden, konnte<br />
aber im Laufe der Seminare deutlich<br />
positiv beeinflusst werden. Bei dem<br />
Betroffenen hat sich ein zunehmend<br />
positiveres Verhalten gezeigt. In einer<br />
Bemerkung heißt es: „Durch viele<br />
emotionale Äußerungen von T. haben<br />
die Kinder m. E. ein anderes Bild von<br />
ihm bekommen. Er ist in erster Linie<br />
nicht mehr ‚nur schwarz’, sondern<br />
‚Mensch’.“<br />
Bereits im dritten Seminar wurden hier<br />
deutliche Veränderungen beobachtet:<br />
„Die große Neuerung innerhalb der<br />
Gruppe, ist das Verhältnis zu T., welcher<br />
dieses mal nicht permanent im<br />
Zentrum allgemeinen Spotts und<br />
Hänseleien steht. S. und F. haben sich<br />
über die Wochenenden an ihn gewöhnt<br />
und danach auch der Rest der<br />
Gruppe.“ Auch für den ein oder anderen<br />
Teilnehmer wird eine positive<br />
Entwicklung festgestellt: Es „fällt<br />
insbesondere die durchweg positive<br />
Entwicklung seines Verhaltens auf,<br />
ohne dass ihm in irgendeiner Form<br />
eine besondere Aufmerksamkeit<br />
unsererseits zugekommen wäre.“<br />
Ein weiterer Grund für Konflikte<br />
untereinander war die Anwesenheit<br />
von Geschwistern unterschiedlicher<br />
Altersstufen. Die Älteren hatten<br />
teilweise den Auftrag der Eltern oder<br />
haben von sich aus die Autorität in<br />
Anspruch genommen, die Jüngeren zu<br />
beaufsichtigen und zu dirigieren oder<br />
auch zu „schützen“. „Die verschiedenen<br />
Geschwisterkonstellationen waren<br />
insofern problematisch, als dass daraus<br />
Verantwortungs- und Verteidigungskonflikte<br />
resultierten, z.B. Auseinandersetzung<br />
über die Zuständigkeit für<br />
die jüngeren Geschwister..., aber auch