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1. Einleitung - Fachhochschule Potsdam

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<strong>1.</strong> <strong>Einleitung</strong><br />

6<br />

Der Sinn und der Zweck einer Auswahl (Spezialinventar und –bibliografie) von<br />

unveröffentlichten archivalischen Quellen, Registratur- und Sammlungsgut wie z.B.<br />

aufgenommene Gespräche mit jüdischen Zeitzeugen auf Tonträger oder Videoband,<br />

Fotos, Zeitungen, Karten und der gedruckten Monografien, Zeitschriften-,<br />

Handbuchartikel und Findmittel zur zeitgeschichtlichen deutsch-jüdischen Geschichte<br />

der Städte Lübbecke, Preußisch-Oldendorf, Rahden und der Gemeinde Levern im<br />

Altkreis Lübbecke, der Städte Werther, Halle i.W., Borgholzhausen, Versmold im<br />

Altkreis Halle i.W. sowie der Städte Lage (Kreis Lippe) und Höxter (Kreis Höxter) für<br />

den Zeitraum des 19./20. Jahrhunderts bedürfen einiger einleitender Erklärungen. 1<br />

Im zeitgeschichtlichen Diskurs stehen oft solche Themen zur Diskussion, die sich auf<br />

die Anfänge, die Entwicklung und das Ende der Emanzipation der deutschen<br />

Staatsbürger jüdischen Glaubens im Zeitraum von der Einrichtung der westfälischen<br />

Regierungsbezirke Minden, Münster, Arnsberg und ihrer Stadt- und Landkreise bis<br />

zum Ende des Zweiten Weltkrieges beziehen.<br />

Aus politischer Perspektive unterschied Imanuel Geiss drei Perioden der<br />

Emanzipation der Juden in Deutschland bis zur Reichsgründung: 1808-1815 (unter<br />

französischer Gesetzgebung), 1848/49 (Grundrechts- und Verfassungsdiskussion)<br />

und schließlich 1859-71 (so genannte Neue Ära bis zur Reichsgründung), zwei<br />

Perioden der Reaktion: 1815-47 und 1849-58 sowie drei Perioden des so genannten<br />

modernen Antisemitismus unter zunehmend kapitalistisch-industriellen Bedingungen:<br />

1878-81 (organisierter Antisemitismus) und 1873-96 (Große Depression), 1893-1912<br />

(Antisemitenparteien und Abgeordnete), 1912-1914 (rechtsextreme alldeutsche<br />

Reaktion auf sozialdemokratischen Wahlerfolg). 2<br />

Während des Ersten Weltkriegs wirkte neben der weiterhin aktiven antisemitischen<br />

Propaganda in der rechtsextremen und konservativen Publizistik die vom<br />

Kriegsministerium initiierte Judenzählung (1916) entfremdend auf die deutschen<br />

Staatsbürger jüdischen Glaubens. Während der Weimarer Republik bildeten die<br />

Ermordung des Außenministers Walther Rathenau (1922), der erste Pogrom im<br />

Berliner Scheunenviertel (1923), der Hitler-Putsch (1923) sowie verstärkte<br />

antisemitische Propaganda seit dem katastrophalen NS-Wahlerfolg in den

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