1. Einleitung - Fachhochschule Potsdam
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Reichstagswahlen vom 14.9.1930 erste Höhepunkte des NS-Antisemitismus.<br />
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Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Bunde mit den Konservativen<br />
gehörte der Terror gegen Mitglieder der sozialdemokratischen und kommunistischen<br />
Arbeiterbewegung sowie gegen jüdische Bürger zu den brutalen Methoden des<br />
neuen Staats. Wenige Tage nach dem Boykott am <strong>1.</strong> April 1933 eröffnete der liberale<br />
Rabbiner Leo Baeck eine Tagung, zu der Vertreter jüdischer Gemeinden und<br />
Verbände geladen waren, mit den Worten: ‚Die tausendjährige Geschichte des<br />
deutschen Judentums ist zu Ende.‘ 3<br />
Antisemitische Dauerpropaganda, die Gründung antisemitischer Institutionen mit<br />
ihrer Publizistik und die schrittweise Umsetzung von 2-3000 antisemitischen<br />
Rechtsverordnungen machten den deutschen und österreichischen Juden das Leben<br />
täglich schwerer. 4 Diejenigen ausgeplünderten Juden - Männer, Frauen und Kinder -,<br />
für die es nach dem reichsweiten Pogrom nicht mehr möglich war, ins demokratische<br />
Ausland zu fliehen, wurden mehrheitlich später während des Zweiten Weltkrieges in<br />
die Durchgangslager, Ghettos, Arbeits- und Vernichtungslager verschleppt und<br />
ermordet. 5 Der Holocaust war von der NS-Staatsführung geplant worden und wurde<br />
während des Zweiten Weltkrieges vom Reichssicherheitshauptamt organisiert, wobei<br />
die Verantwortung für die mörderische Ausbeutung der Arbeitskraft von KZ-<br />
Häftlingen beim Wirtschaftsverwaltungshauptamt lag.<br />
Erst nach der Befreiung durch alliierte Truppen konnten einige wenige überlebende<br />
Juden zurückkehren und sich am Aufbau der neuen Nachkriegsgemeinden in<br />
Bielefeld, Minden und Herford-Detmold beteiligen.<br />
Die Einführung der preußischen revidierten Städteordnung im Jahre 1834 zunächst<br />
in Höxter und Halle i.W. bzw. der Westfälischen Landgemeindeordnung (1841-43) in<br />
den kleinen Städten und Orten Lübbecke, Preußisch-Oldendorf, Levern und Rahden<br />
im Altkreis Lübbecke und in den Städten Werther i.W., Halle i.W., Borgholzhausen,<br />
Versmold im Altkreis Halle i.W. sowie das Emanzipationsgesetz von 1858 im<br />
Fürstentum Lippe schufen Voraussetzungen für die rechtliche Emanzipation der<br />
jüdischen Bürger, indem diese nun an den Stadt- bzw. Gemeindeverordnetenwahlen<br />
teilnehmen und zu Stadt- oder Gemeindeverordneten gewählt werden konnten, wenn<br />
sie bestimmte ökonomische und rechtliche Bedingungen erfüllten. Der<br />
Grundrechtskatalog von 1848 verkündete die Unabhängigkeit der staatsbürgerlichen