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Treblinka - Vernichtungslager oder Durchgangslager?

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Kapitel II: Entstehung des Bildes von <strong>Treblinka</strong> als <strong>Vernichtungslager</strong>Gerade darum, weil es sich bei ihr um die Frucht eines Plagiats handelt,ist Wierniks Skizze dermaßen karg: Auf ihr fehlen nicht nurviele Gebäude des Lagers, sondern auch die Verbrennungsroste, obschoner seinen Bericht im Jahre 1944 abgefaßt hat. Erst 1945 berichtigteWiernik diesen Irrtum, indem er einen neuen, „korrigierten“Plan von <strong>Treblinka</strong> lieferte. Vergleicht man diesen mit demjenigendes Vorjahres, so tritt das Plagiat noch greller zutage. 169Anläßlich der Verhandlung 66 beim Jerusalemer Eichmann-Prozeßwies Wiernik den Plan aus dem Jahre 1945 vor, der als Dokument T-1300 zu den Akten kam, behauptete jedoch lügenhaft, ihn im Jahre1943 gezeichnet zu haben. 170Somit ist klar, daß Wiernik ganz einfach den Plan des Berichts vom15. November plagiiert und dabei das Wort Dampfkammern durch»Motorabgaskammern« ersetzt hat. Warum hat er dies getan? Vermutlichwar er – und zwar mit gutem Grund – der Ansicht, die damalsgängigen Versionen der Massenmorde in <strong>Treblinka</strong> seien gar zueinfältig. Andererseits drängte sich der Gedanke mit dem Motor geradezuauf.Daß es in <strong>Treblinka</strong> ein Stromaggregat gab, ist nicht nur wahrscheinlich,sondern sicher. Jedes Konzentrationslager besaß ein solches.Selbst Lager mit Anschluß an die lokale Stromversorgung waren miteinem Notstromaggregat ausgerüstet. Dies galt erst recht für jene, die– wie <strong>Treblinka</strong> – nicht an die örtliche Stromversorgung angeschlossenwaren. Somit war in <strong>Treblinka</strong> das Stromaggregat keine Notvorrichtung,sondern die eigentliche Anlage zur Versorgung des Lagersmit dem zu seinem Funktionieren nötigen Strom, und entsprechendmußte es 24 Stunden pro Tag in Betrieb sein. Der Generator einessolchen Aggregats wurde üblicherweise mittels eines Dieselmotorsbetrieben. Angesichts der Wichtigkeit dieses Motors verwendeteman normalerweise einen – natürlich neuen – Spezialmotor. Wiekomplex eine solche Anlage technisch gesehen war, geht beispielsweiseaus dem »Kostenvoranschlag über Notstromanlage« hervor,der im KL Auschwitz am 10. November von der Firma Georg Gra-169 Siehe Dokument 5 im Anhang. Der Plan wurde von Filip Friedman in seinem Buch Tojest Owicim! (Das ist Auschwitz!), Krakau 1945, publiziert. Eine englische Übersetzungfolgte im Jahre 1946 unter dem Titel This was Oswiecim!, the United Jewish ReliefAppeal, London 1946. Der Plan steht dort auf S. 82f.170 State of Israel. Ministry of Justice, The Trial of Adolf Eichmann. Record of Proceedingsin the District Court of Jerusalem, Jerusalem 1993, Band III, S. 1201-1203.91

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