Kicker 070-2015
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12 BUNDESLIGA<br />
Sein Auftrag hat es in sich. Nach<br />
dem Weggang von di Santo und<br />
Selke soll ANTHONY UJAH (24) den<br />
Werder-Sturm wieder entfachen.<br />
Ein Anfang ist gemacht.<br />
Seine Freundin brachte ihn zum Weserstadion.<br />
Die Dame, mit der er seit dem vergangenen<br />
Jahr zusammen ist, verabschiedete ihn<br />
vor der Reise nach Berlin. Cynthia erteilte dabei<br />
ihrem Liebsten einen klaren Auftrag: „Komm<br />
bitte mit Toren heim!“ Mit einem Lächeln erzählt<br />
Anthony Ujah diese Randnotiz vom zweiten<br />
Bundesligaspieltag, der für ihn ein ganz besonderer<br />
war. In den Wandelgängen des Olympiastadions<br />
steht der Stürmer und frohlockt, dass<br />
er der Aufforderung seiner Lebensgefährtin<br />
nachgekommen ist. In der Vorbereitung hat er<br />
regelmäßig getroffen, im Pokal in Würzburg die<br />
wichtige Führung beim 2:0-Sieg markiert. Und<br />
nun sein erster Liga-Treffer für Werder Bremen.<br />
„Ein wichtiges Tor“, sagt Ujah, der rundum glücklich<br />
wirkt, weil seine Aktion seinem neuen Arbeitgeber<br />
einen Punktgewinn beschert hat. Er<br />
sei froh, dass es so schnell geklappt habe. „Dieses<br />
Tor wird mir noch mehr Selbstvertrauen geben.“<br />
„Tony ist einfach gut! Immer<br />
im Spiel und gefährlich.“<br />
THOMAS EICHIN, Werder-Manager<br />
Es war eine Kooperation zweier Zimmerkollegen.<br />
Ujah, der Neue aus Köln, teilt sich vor<br />
den Spielen immer die Bude mit Ulisses Garcia,<br />
dem Neuen aus Zürich. Sie tauschen sich aus,<br />
sie reden über ihre Anfänge an der Weser, sie<br />
bauen sich gegenseitig auf. Dabei erging aus<br />
dem Mund des Nigerianers diese Aufforderung<br />
an den Schweizer: „Uli, bring die Bälle rein! Ich<br />
will mehr Flanken von dir!“ Der junge Garcia,<br />
der Zweite mit diesem Namen im Team, der<br />
den angeschlagenen Santiago auf links passabel<br />
vertritt, hielt sich daran, servierte dem Kumpel<br />
eine butterweiche Hereingabe. Ujah schildert die<br />
Szene so: „Die Flanke kommt gut, ich versuche<br />
es mit dem Kopf, es klappt nicht, doch ich bekomme<br />
die zweite Chance und nutze sie.“ Das<br />
Tor des Tages aus Werder-Sicht, der umjubelte<br />
Ausgleich nach schleppendem Beginn für die<br />
Grün-Weißen in der deutschen Hauptstadt.<br />
Dieses Tor, betont berechtigterweise der<br />
Schütze hinterher, habe sie wieder ins Spiel<br />
gebracht. Auf einmal machte Werder mit, bestimmte<br />
die Partie, wie auch die zweite Hälfte<br />
der zweiten Halbzeit. Am Ende hätten sie Pech<br />
gehabt, analysiert der Torjäger korrekt. Ujah erwähnt<br />
seine zweite Großchance, als Schiedsrichter<br />
Sascha Stegemann auf Abseits entschieden<br />
hatte. Eine knappe Entscheidung. Mehr noch<br />
zielt er auf die beiden Aluminium-Klatscher in<br />
der Schlussphase ab: „Heute wollten wir drei<br />
Punkte, sie wären drin gewesen.“<br />
Es wurde ein Unentschieden, das allerdings<br />
auch Zufriedenheit aufseiten der Norddeutschen<br />
auslöste. Ein Remis dank Ujah, der sie alle bei<br />
Werder begeistert. „Mein wichtigster Mann“, ließ<br />
Der<br />
neue<br />
Tony<br />
sich Trainer Viktor Skripnik zu einer Einstufung<br />
hinreißen, die aus seinem Munde schon recht<br />
ungewöhnlich ist. „Er ist einfach gut“, pflichtet<br />
Thomas Eichin dem überschwänglichen<br />
Coach bei. Und der Geschäftsführer freut sich<br />
über die im Rekordtempo gelungene Integration<br />
und den guten Start seines Premium-Kaufs: „Er<br />
ist immer im Spiel, er ist immer gefährlich, er<br />
gewinnt fast jedes Kopfballduell.“<br />
Mehr Lob geht nicht. An Ujahs Transfer vom<br />
1. FC Köln waren große Hoffnungen und Erwartungen<br />
geknüpft, die sich schon jetzt größtenteils<br />
erfüllt haben. Kurz nach dem Verkauf Selkes<br />
an Zweitligist RB Leipzig verpflichteten ihn die<br />
Bremer im Frühjahr, profitierten dabei davon,<br />
dass die Transfersumme auf 4,5 Millionen Euro<br />
festgeschrieben war. Wie wertvoll der Einkauf<br />
ist, zeigte sich, als spät in der Vorbereitungsphase<br />
der Saison auch noch Angreifer Franco<br />
di Santo den Verein verließ. Werder also ohne<br />
seinen treffsicheren Sturm der Vorsaison. Ohne<br />
das Erfolgsduo, das die Bremer Mannschaft auf<br />
Rang zehn geschossen hatte: Di Santo traf 13-mal<br />
in 26 Spielen, Selke neunmal in 30 Partien.