8 BUNDESLIGA Die Zeit läuft Real, Arsenal und Chelsea hatten ihn bereits im Blick. Nun Juventus Turin. Aber JULIAN DRAXLER (21) meidet aktuell jede öffentliche Aussage zu einem Wechsel. Schalke will bis zum Freitag für Klarheit sorgen – aber für wie lange? Höflich ist er, keine Frage. Julian Draxler grüßt stets, über mögliche Wechselabsichten schweigt er sich indes aus, öffentlich zumindest. Seit Wochen. Er will auch nach seinem Tor zum 1:1-Endstand gegen Darmstadt am Samstag kein Bekenntnis zum Klub seines Herzens, dem FC Schalke 04, abgeben. Und erst recht meidet er die Offenbarung eines Flirts mit möglichen Interessenten, Juventus Turin etwa. Dabei ist verbrieft, dass die Norditaliener Schalkes Juwel verpflichten wollen. Ob sie einen Transfer mit maximaler Hingabe anstreben, darf jedoch stark bezweifelt werden. Im vorigen Monat hatten sie den Königsblauen ein offizielles Angebot unterbreitet, das allerdings so lächerlich gering war, dass Schalkes Sportvorstand Horst Heldt nicht nur umgehend abblockte, sondern gleichzeitig jeglichen weiteren Kontakt als unerwünscht bezeichnete – sowohl zwischen dem Spieler und Juventus als auch in der Causa Draxler zwischen den beiden Klubs. Zwar konnte Heldt damals „nicht ausschließen, dass sich Turin trotzdem noch einmal meldet“, in der Vorwoche bekräftigte der 45-Jährige jedoch erneut, dass es bis dato kein weiteres Angebot des Rekordmeisters gegeben habe. Anders lautende Gerüchte aus Italien bezeichnet er ohne Umschweife als „falsch“. Heldt betont zudem regelmäßig: „Wir wollen gar nicht, dass sie sich melden …“ Die Zeit läuft für die Gelsenkirchener. Das Transferfenster schließt offiziell zwar erst am 31. August, ungeachtet dessen will Heldt das umworbene Ausnahmetalent aber bereits vorher zumindest bis auf Weiteres für definitiv unverkäuflich erklären, dies idealerweise bis Mitte dieser Woche. Schalkes Spiel am Freitag beim VfL Wolfsburg bezeichnet Heldt dafür schon als „arg spät“. Er will schlichtweg vermeiden, dass Draxler den Klub kurz vor knapp doch noch verlässt und der Manager adäquaten Ersatz finden muss. „Aber die Lage ist entspannt“, versichert Heldt. „Es ist nicht so, dass wir hier hektisch durch die Gegend laufen.“ Dennoch ist er heilfroh, wenn das Dauerthema Draxler endlich ein Ende findet. Wobei – im Grunde ist Heldt längst daran gewöhnt, dass er sich mit Wechselspekulationen rund um Draxler beschäftigen muss. Im Vorjahr hatte er mit Vertretern des FC Arsenal zusammengesessen, zusammengekommen sind die beiden Parteien bezüglich eines Transfers indes nicht. Und im Jahr zuvor gab es die Offerten vom FC Chelsea und von Real Madrid. Draxler selbst blockte damals ab und begründete seine Entscheidung später damit, dass er sie „aus ganzem Herzen und aus voller Überzeugung getroffen“ habe. „Deshalb bereue ich sie nicht.“ Nun also Juventus. Die Zeichen sprechen auch dieses Mal klar gegen Draxlers Abgang. Seine Leistungen in den vergangenen Wochen waren nicht so, dass man ihm mangelhaftes Engagement vorwerfen könnte – ganz im Gegenteil. Obendrein wurde er in diesem Sommer in den Mannschaftsrat gewählt und übernimmt damit zwangsläufig auch abseits des Platzes mehr Verantwortung. Einer von Draxlers Kollegen in diesem Gremium ist Ralf Fährmann, der regelrecht ins Schwärmen gerät. „Jeder weiß, was Julian für eine Klasse hat. Er ist einer der besten Spieler, mit denen ich jemals trainiert habe – und das in dem jungen Alter, für das er allerdings bereits eine enorme Reife besitzt.“ Und weiter: „Er ist in seiner Entwicklung noch längst nicht am Ende angekommen, deshalb weiß ich, dass er dem Verein noch sehr helfen würde.“ Schalkes Torwart ist „froh, dass er bei uns ist. Er ist ein sehr kompletter Spieler, der extrem schnell ist, ein besonderes Auge hat, eine enorme Sprungkraft und ein besonderes Ballgefühl besitzt. Zudem“, so Fährmann, „hat er eine absolut saubere Technik, rechts wie links. Wenn er sich so weiterentwickelt, steht ihm meiner Meinung nach eine große Karriere bevor.“ Fährmann bezeichnet seinen Teamkollegen als „ruhigen Jungen, der auch vom Kopf her sehr strukturiert und klar ist. Man hört von ihm selten ein unüberlegtes Wort. Man könnte manchmal meinen, dass er schon Mitte 20 sei, aber das ist er nun mal noch nicht“. Dafür hat Draxler bereits einiges erlebt. Vor allem Weltmeister ist er und damit Bestandteil eines elitären Kreises. Weltmeister, die einst für den FC Schalke in der Bundesliga debütierten, gibt es nicht viele. Neben Draxler sind da nur noch Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Manuel Neuer sowie Olaf Thon, der den Titel 1990 in Italien gewann, zudem Norbert Nigbur (1974). In den Monaten nach dem Triumph in Brasilien musste Draxler einen herben Rückschlag verkraften. Wegen eines Sehnenteilrisses im rechten Oberschenkel und der unumgänglichen Operation pausierte er fast ein halbes Jahr. Spätestens im Verlauf der Rückrunde kristallisierte sich der Gedanke heraus, dass er sich nach seiner Zeit beim FC Schalke 04, für den er erstmals als Achtjähriger die Schuhe schnürte, doch noch mal aufmachen könnte zu neuen Ufern. Ein Grund war sicher auch die enorme Erwartungshaltung, der er sich seit jeher ausgesetzt sieht – und der er oft nur hinterherläuft; zum Teil sogar „ganz weit“, wie er einmal zugab. Im Nachhinein erscheint es fragwürdig, ob es sinnvoll war, seine Vertragsverlängerung bis 2018 vor zwei Jahren derart zu zelebrieren. Der Klub fuhr regelrecht eine Kampagne mit dem neuen „Gesicht“ des Vereins. „Insgesamt entwickelte sich da eine Erwartungshaltung, die für mich schwer zu ertragen war“, gibt die gehypte Identifikationsfigur zu. Im Januar 2011 war das mit dem Ruhrgebiet fest verwurzelte Talent erstmals so richtig in den Fokus der Öffentlichkeit gelangt. Lesen Sie weiter auf Seite 10 Foto: Getty Images
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