Kicker 070-2015
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kicker, 24. August <strong>2015</strong> 17<br />
Tobias Werner wünscht sich Ajax Amsterdam,<br />
Sascha Mölders hofft auf den FC Liverpool<br />
und Markus Weinzierl will „am besten drei<br />
Kracher“ als Gegner. An diesem Freitag, wenn in<br />
Monaco die Gruppen für die Europa League ausgelost<br />
werden, erfährt der FC Augsburg, wohin<br />
die Reise geht. Wie das Abenteuer enden wird,<br />
lässt sich hingegen noch nicht<br />
prophezeien. Es ist, so viel steht<br />
fest, ein Unterfangen mit vielen Berlin und Nürnberg<br />
Unwägbarkeiten – international,<br />
aber auch in der Bundesliga. stürzten in die 2. Liga ab.<br />
Die Vergangenheit zeigt, dass<br />
Klubs, die sich überraschend für<br />
die Gruppenphase des UEFA-Cups (2004/05 bis<br />
2008/09) bzw. der Europa League (seit 2009/10)<br />
qualifizierten, durch die zusätzliche Belastung<br />
häufig Probleme bekamen (siehe dazu die Analysen<br />
auf den Seiten 17/18). Beispiele wie der<br />
1. FC Nürnberg und Hertha BSC, die international<br />
starteten und am Saisonende in die 2. Liga<br />
abstürzten, befeuern die Angst vor der Eurokrise.<br />
Dass es auch anders geht, zeigt die Entwicklung<br />
von Borussia Mönchengladbach von der Rettung<br />
in der Relegation 2011 über die Europa League<br />
bis in die Königsklasse <strong>2015</strong>.<br />
Die Vorfreude auf die Premiere in Europa<br />
lassen sie sich in Augsburg jedenfalls nicht verderben,<br />
der Gefahr sind sich Trainer Markus<br />
Weinzierl und Manager Stefan Reuter aber bewusst.<br />
Acht oder neun englische Wochen binnen<br />
drei Monaten stehen von Mitte September bis<br />
Mitte Dezember bevor: sechs durch die Europa<br />
League, eine in der Bundesliga, eine oder zwei<br />
im DFB-Pokal. „Die vielen Spiele können unserem<br />
kleinen Kader weh tun“, ahnt Weinzierl. Wie<br />
sich das auswirken kann, zeigte sich besonders<br />
deutlich beim SC Freiburg. Der Sportclub holte<br />
2013/14 in der Liga nur elf Punkte aus den ersten<br />
15 Partien (0,73 pro Spiel) und saß im Tabellenkeller<br />
fest. Nach dem Aus auf internationaler<br />
Bühne steigerte sich die Mannschaft von Christian<br />
Streich auf 1,32 Punkte pro Spiel und schaffte<br />
am Ende mit 36 Zählern den Klassenerhalt.<br />
Im Vergleich zu Freiburg sieht sich der FCA<br />
aber im Vorteil. Die Breisgauer verloren nach<br />
Rang fünf im Sommer 2013 gleich fünf Stammspieler.<br />
Auch bei Mainz 05 hatten der fünfte Platz<br />
2011 sowie der siebte Platz 2014 jeweils einen<br />
personellen Aderlass zur Folge. Beim ersten Mal<br />
gingen Schürrle, Fuchs und Holtby, beim zweiten<br />
Mal Choupo-Moting, Pospech und Nicolai Müller.<br />
Die Rheinhessen scheiterten prompt zweimal<br />
in der Qualifikation zur Europa League.<br />
Diesen Umweg ersparte sich Augsburg<br />
dank Platz fünf und hatte dadurch Planungssicherheit<br />
seit Ende Mai. Ein Ausverkauf blieb<br />
ebenfalls aus. Mit Abdul Rahman Baba und<br />
Pierre-Emile Höjbjerg gingen<br />
zwar zwei große Talente, der<br />
Kern der Mannschaft ist aber<br />
stabil. In dieser Hinsicht ist es<br />
ein Vorteil, dass die meisten<br />
Leistungsträger über 30 sind –<br />
sonst hätte sie die Konkurrenz<br />
längst weggeschnappt. Erfahrung soll auch<br />
international Trumpf bleiben. Für den Verein<br />
ist Europa zwar Neuland, für viele Spieler aber<br />
nicht. 16 Profis im Kader kommen zusammen<br />
auf 244 Spiele im Europapokal, ein Viertel davon<br />
HERTHA BSC<br />
2009 Vierter, 2010 Letzter:<br />
Eklatante Fehler im Erfolg<br />
Von kicker-Experte Oliver Hartmann<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 18<br />
2008 verschaffte sich der<br />
Hauptstadtklub, der diese erste<br />
Saison unter Lucien Favre<br />
als Zehnter abschloss, nur über<br />
die Fair-Play-Wertung Eintritt zum UEFA-Cup.<br />
Ein Jahr später qualifizierten sich die Berliner<br />
nach einer furiosen Runde als Vierter sportlich<br />
für den Wettbewerb. Doch danach bewahrheitete<br />
sich auch bei Hertha BSC die alte Weisheit,<br />
dass man im Erfolg gerne die größten Fehler<br />
macht. Manager Dieter Hoeneß wurde abgesägt,<br />
Nachfolger Michael Preetz und Favre<br />
unterliefen in der Kader-Zusammenstellung<br />
eklatante Fehler. Als Favre nach dem siebten<br />
Spieltag beurlaubt und Friedhelm Funkel engagiert<br />
wurde, war Hertha schon Letzter – und<br />
blieb dies bis zum bitteren Ende.<br />
Saison Liga Europacup<br />
Pkt-Ø vor<br />
EC-Aus<br />
Pkt-Ø nach<br />
EC-Aus<br />
08/09 4. UC-Gruppenspiele 1,94 1,76<br />
09/10 18. EL-Zwischenrunde 0,65 0,82<br />
Das bittere Ende: Friedhelm Funkel löste 2009<br />
Lucien Favre ab, Berlin stieg trotzdem ab.<br />
HANNOVER 96<br />
Schwebend durch die Liga – bis der<br />
Überraschungseffekt verpufft<br />
Von kicker-Experte Michael Richter<br />
Im Jahr nach der Enke-Tragödie<br />
2009 formte sich 2010/11 mit<br />
Zugängen wie Zieler, Pogatetz,<br />
Stindl und Abdellaoue eine<br />
neue Achse, die mit schon vorhandenen Leistungsträgern<br />
zwei Jahre lang Großes vollbrachte.<br />
Die Euphorie mit Events vor stets großer<br />
Kulisse in den Europa-League-Heimspielen<br />
ließ das Team 2011/12 in der Liga schweben,<br />
Probleme kamen nicht auf. 96 rangierte durchweg<br />
in der oberen Tabellenhälfte, qualifizierte<br />
sich erneut für Europa. Im Jahr darauf überraschte<br />
das von Mirko Slomka eingeführte<br />
schnelle Umkehrspiel die Gegner nicht mehr.<br />
Verletzungen wichtiger Spieler (Andreasen,<br />
Eggimann, Stindl, Huszti) machten die Saison<br />
schwierig, ein Absturz aber blieb aus.<br />
Saison Liga Europacup<br />
Pkt-Ø vor<br />
EC-Aus<br />
Pkt-Ø nach<br />
EC-Aus<br />
11/12 7. EL-Viertelfinale 1,46 1,17<br />
12/13 9. EL-Zwischenrunde 1,36 1,25<br />
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