Kicker 070-2015
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36 BUNDESLIGA<br />
Hamburger SV –<br />
VfB Stuttgart<br />
Adler (3)<br />
3:2 (1:2)<br />
Trainer: Labbadia<br />
Diekmeier (3,5) Djourou (2) Spahic (4,5) Ostrzolek (5)<br />
Ekdal (4,5) Jung (3)<br />
Gregoritsch (5) Holtby (4,5) Ilicevic (2,5)<br />
Schipplock (4)<br />
Ginczek (2) Harnik (4)<br />
Didavi (3) Kostic (4)<br />
Gentner (3) Rupp (3)<br />
Insua (3) Hlousek (4) Baumgartl (4) Klein (5)<br />
Trainer: Zorniger Tyton (4)<br />
Eingewechselt: 58. Lasogga (2) für Holtby, 66. Olic (–) für Schipplock,<br />
78. N. Müller (–) für Gregoritsch – 56. Schwaab (4) für Rupp, 76. Gruezo (–) für<br />
Kostic, 85. Werner (–) für Didavi – Reservebank: Hirzel (Tor), Sakai, Diaz, Kacar –<br />
Vlachodimos (Tor), Niedermeier, Maxim, Kliment<br />
Tore: 0:1 Ginczek (24., Rechtsschuss, Vorarbeit Didavi), 1:1 Ilicevic (34., Rechtsschuss,<br />
Djourou), 1:2 Ginczek (42., Linksschuss, Gentner), 2:2 Lasogga (84.,<br />
Rechtsschuss, Olic), 3:2 Djourou (89., Rechtsschuss, Lasogga) – Chancen: 5:4 –<br />
Ecken: 0:5<br />
SR-Team: Perl (Pullach – Assistenten: Stein, Emmer – Vierter Offizieller: Siebert),<br />
Note 1, herausragende Leistung, lag bei allen kniffligen Entscheidungen richtig.<br />
Zu erkennen, dass Ilicevic beim 1:1 nicht im Abseits stand, war das absolute<br />
Glanzstück. Top auch der Durchblick beim 1:2 und die Konsequenz beim Feldverweis.<br />
– Zuschauer: 54 618 (ausverkauft) – Gelbe Karten: Gregoritsch, Djourou,<br />
Jung – Rupp, Kostic, Didavi – Gelb-Rote Karte: Klein (53.) – Spielnote: 2, jederzeit<br />
intensive Partie mit außergewöhnlicher Dramatik, auch wenn fußballerisch<br />
Wünsche offen blieben.<br />
Es berichten Oliver Hartmann,<br />
%-ANALYSE Harald Kaiser und Thiemo Müller<br />
Hamburgs Wucht lässt den VfB bröckeln<br />
Trotz jeweiliger Auftaktniederlage<br />
ließen beide Trainer ihre Startelf<br />
unverändert. Während Hamburg<br />
fast ausschließlich auf lange Bälle<br />
aus der eigenen Abwehr setzte,<br />
zeigte der VfB den gepflegteren<br />
Aufbau. So waren die Aktionen<br />
der Hausherren neben Kampfkraft<br />
vor allem von Zufall geprägt, dagegen<br />
kombinierte Stuttgart strukturiert<br />
und ballsicher. Die Pausenführung<br />
der Gäste ging denn auch<br />
vollauf in Ordnung.<br />
Knackpunkt des Spiels:<br />
Die Gelb-Rote Karte gegen<br />
Stuttgarts Klein binnen<br />
120 Sekunden. In<br />
Überzahl stellte der HSV<br />
auf ein 4-4-2 mit offensiven<br />
Außen um, konnte<br />
Hamburg<br />
Stuttgart<br />
Ø-Note 3,6 3,6<br />
Ø-Alter 27,3 25,2<br />
Teamlaufleistung (km) 112,7 110,6<br />
Laufstärkster 10,99 11,48<br />
Spieler (km) Ekdal Harnik<br />
Meiste Ballkontakte 95 Ekdal 65 Insua<br />
so endlich anhaltenden Druck<br />
aufbauen, auch wenn eine klare<br />
Spielidee weiterhin fehlte. Doch<br />
verlor der VfB, insbesondere der<br />
eingewechselte Gruezo, unter<br />
dem ständigen Anrennen des<br />
Gegners letztlich den Überblick.<br />
FAZIT: Ein schmeichelhafter HSV-<br />
Sieg. Kleins Fauxpas brachte Stuttgart<br />
als bis dahin besseres Team<br />
um den folgerichtigen Lohn.<br />
SPIELER DES SPIELS: Seine<br />
Abwehraufgaben erfüllte<br />
Johan Djourou souverän<br />
– und setzte mit dem<br />
selbst erarbeiteten Siegtreffer<br />
den alles entscheidenden<br />
Offensiv-Impuls.<br />
55+45<br />
57+43<br />
57 % 43 %<br />
Ballbesitz<br />
97 79<br />
Gewonnene<br />
Zweikämpfe<br />
Daten: opta<br />
Glaube, Glück<br />
und Hoffnung<br />
Beim 3:2 gegen Stuttgart redet BRUNO LABBADIA (49)<br />
seine Profis stark – mit Erfolg. Eine fußballerische<br />
Handschrift muss der Coach aber noch vermitteln.<br />
Wer am Samstagabend die<br />
Jubelorgie von Spielern und<br />
Fans im Volksparkstadion<br />
auf sich wirken ließ, konnte sich<br />
des Eindrucks kaum erwehren:<br />
Der HSV feierte schon wieder eine<br />
Rettung – am zweiten Spieltag der<br />
Saison. Der heftige Ausschlag der<br />
Glücksgefühle verdeutlicht<br />
eindrucksvoll, unter welchem<br />
Druck der Klub bereits<br />
zu diesem frühen Zeitpunkt<br />
wieder stand. Und wie (vermeintlich)<br />
aussichtslos er gegen<br />
Stuttgart schon im Hintertreffen lag.<br />
Bei aller Begeisterung um ihn<br />
herum hält Trainer Bruno Labbadia<br />
daher zu Recht fest: „Wir<br />
dürfen jetzt nicht durchdrehen.<br />
Wir haben noch einen knallharten<br />
Weg vor uns.“ In der Tat: Bis<br />
zum Platzverweis gegen Florian<br />
Klein lag spielerisch beinahe ein<br />
Klassenunterschied zwischen den<br />
Fast-Absteigern des Vorjahres. Dem<br />
1Klar, der größte Verlierer in der<br />
Mannschaft des Verlierers ließ sich<br />
leicht ausmachen. In der 52. Minute<br />
sah Stuttgarts Rechtsverteidiger<br />
Florian Klein wegen eines taktischen<br />
Fouls an Albin Ekdal Gelb;<br />
keine eineinhalb Minuten später<br />
hielt ihm Schiedsrichter Günter Perl<br />
nach einem Tritt aufs Schienbein<br />
des Hamburgers Matthias Ostrzolek<br />
die Gelb-Rote vor die Nase – noch<br />
eine milde Entscheidung angesichts<br />
der Härte des Fouls. „Die Gelb-Rote<br />
Karte war der Knackpunkt des<br />
Spiels“, meinte Sportvorstand Robin<br />
Dutt. „Wir wollen in unserer neuen<br />
Konzeption ja viel Emotionalität,<br />
aber so etwas sollte nicht passieren.“<br />
Und Torjäger Daniel Ginczek<br />
HSV fehlten Mittel und Ideen, um<br />
auf Augenhöhe dagegenzuhalten.<br />
Alles, was blieb, war der Glaube.<br />
„In der Pause haben wir der Mannschaft<br />
deutlich gemacht, dass wir<br />
an den Sieg glauben, nicht nur an<br />
ein Unentschieden“, betont Labbadia.<br />
Angesichts des 1:2-Rückstands<br />
und der Dominanz des VfB<br />
eine irrationale Botschaft –<br />
die dennoch ihre Wirkung<br />
zeigte. Das Vertrauen in die<br />
eigenen Fähigkeiten gab den<br />
HSV-Profis das nötige Durchhaltevermögen.<br />
Auch wenn diese Fähigkeiten<br />
gar nicht in dem Maße vorhanden<br />
waren, wie ihr Trainer seine<br />
Spieler erfolgreich glauben machte.<br />
Seiner Truppe Mentalität zu<br />
verleihen, bleibt aktuell Labbadias<br />
größtes Verdienst. „Rückschläge<br />
sind nichts Neues für uns“, sagt etwa<br />
Ivo Ilicevic, „aber wir kämpfen dagegen<br />
an. Das lebt uns der Trainer<br />
Tag für Tag vor.“ Die mannschaft-<br />
STUTTGART: Unterzahl nicht der<br />
Gelb-Rot-Sünder<br />
legte noch einen drauf: „Ich würde<br />
viel Geld wetten, dass wir mit elf gegen<br />
elf drei Punkte geholt hätten“.“<br />
Klein, der sich mit der von den<br />
Fernsehbildern nicht gestützten<br />
Erklärung verteidigte, er habe vor<br />
dem Foul an Ostrzolek das Gleich-<br />
Schwächung: Klein muss runter.<br />
Foto: Rudel