Kicker 070-2015
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58 SPANIEN<br />
Von wegen teuere Neuzugänge:<br />
ANTOINE GRIEZMANN (24) trifft<br />
für Atletico zum Sieg. Trainer<br />
Simeone nimmt’s mit Humor.<br />
Einer für alle<br />
AUS SPANIEN BERICHTET<br />
PETER SCHWARZ-MANTEY<br />
Gegen Ende war es wie (fast)<br />
immer: Mit seinen Glanzparaden<br />
hielt Keeper Jan Oblak<br />
den knappen Sieg fest, den Antoine<br />
Griezmann mit seinem goldenen<br />
Tor gegen Aufsteiger Las Palmas<br />
zuvor auf den Weg gebracht<br />
hatte. Nichts Neues also im<br />
Madrider Süden? Doch.<br />
Denn nach dem Saisonstart<br />
ist bereits Ernüchterung<br />
angesagt – nachdem<br />
man zuvor eine Vorbereitung<br />
lang die Tatsache gefeiert hatte,<br />
dass die Colchoneros erneut kein<br />
„Verkäuferklub“ mehr sind, sondern<br />
einer, der seine besten Kräfte<br />
(Koke, Godin oder eben Griezmann<br />
und Oblak) halten kann – und dann<br />
auch noch kräftig investiert.<br />
Gut 130 Millionen Euro hat Atletico<br />
diesen Sommer bislang ausgegeben,<br />
unter anderem für den aus<br />
Chelsea zurückgekehrten Linksverteidiger<br />
Filipe Luis sowie in Sturmtank<br />
Jackson gesteckt, der für 35<br />
Millionen aus Porto geholt worden<br />
war, dazu kam Goalgetter Luciano<br />
Vietto aus Villarreal. Trainer Diego<br />
Simeone meinte vor dem letztlich<br />
22<br />
Ligatore erzielte Antoine Griezmann<br />
in der Vorsaison (sieben<br />
Doppelpacks, einen Dreier). Damit<br />
war er Atleticos bester Torjäger. Zuvor<br />
bei San Sebastian hatte der Franzose<br />
16, 10 und je zweimal 7 Tore geschafft.<br />
Matchwinner: Der Franzose Antoine Griezmann lässt es zum Saisonstart sofort wieder krachen.<br />
müden Saisonstart: „Wir sind im<br />
Angriff jetzt viel besser besetzt als<br />
im Vorjahr mit Mario Mandzukic,<br />
wir müssen es nur noch auf dem<br />
Platz zeigen.“<br />
Genau darin lag gegen Las<br />
Palmas das Problem: Jackson zeigte<br />
sich behäbig und ohne Bindung.<br />
Kein Vergleich zu dem mittlerweile<br />
bei Juve stürmenden Ex-Münchner<br />
und -Wolfsburger, der in seinem<br />
ersten Heimspiel für Atletico vor<br />
einem Jahr gleich den Supercup<br />
gegen Real entschieden hatte. Im<br />
Laufe der Saison baute Mandzukic<br />
dann ab, ob es bei Jackson genau<br />
umgekehrt läuft? Auch Fernando<br />
Torres, der den Kolumbianer ersetzte,<br />
machte es nur wenig besser, sah<br />
sogar für eine Schwalbe Gelb. Vietto<br />
blieb auf der Bank, dafür durfte eine<br />
halbe Stunde lang Angel Correa ran,<br />
ein weiterer Neuzugang. Doch auch<br />
er brachte keine Torgefahr.<br />
Unterm Strich also: Zu wenig<br />
Durchschlagskraft in der mit so vielen<br />
Vorschusslorbeeren gestarteten<br />
Attacke. Wobei es dank des aus Porto<br />
zurückgeholten spielfreudigen<br />
Oliver an Ideen nicht einmal mangelte.<br />
Die Geschichte des Sieges ist<br />
dann schnell erzählt: Griezmann<br />
traf früh per abgefälschtem Freistoß<br />
– das erste direkte Freistoßtor Atleticos<br />
seit 2012. Der Franzose war<br />
schon vergangene Saison Atleticos<br />
Lebensversicherung (s. Info). Einer<br />
für alle und alles.<br />
Den Humor verlor Coach Simeone<br />
dennoch nicht: „Hoffentlich<br />
schießen wir noch viele Freistoßtore.“<br />
Und dann, angesichts des in<br />
zwei Wochen anstehenden Heimspiels<br />
gegen Barca, kommentierte<br />
er die schlechten Platzverhältnisse:<br />
„Stimmt, der Rasen ist schlecht,<br />
aber Barca soll nicht glauben, das<br />
sei Absicht.“ Die Wahrheit ist: Der<br />
Rasen wurde erst vor drei Wochen<br />
verlegt, ist angesichts der extremen<br />
Hitze noch nicht richtig in Schuss.<br />
Foto: picture-alliance/AP-Photo<br />
Ex-Berliner als Aktivposten bei Rayos 0:0 gegen Mustafi und Valencia<br />
Trotz Remis: Gutes Comeback von Ebert<br />
1Null zu null. Aber Rayo-Coach<br />
Paco Jemez war trotzdem zufrieden:<br />
„Angesichts des Gegners, der<br />
zu den Besten der Liga zählt, sind<br />
wir auf dem richtigen Weg,<br />
wir haben mit Valencia auf<br />
Augenhöhe gespielt.“ Eine<br />
Zeitlang, vor allem nach der<br />
Pause, gar noch etwas besser.<br />
Da musste sich Valencias<br />
Weltmeister Shkodran Mustafi,<br />
nach dem Abgang von Nico<br />
Otamendi für knapp 45 Millionen<br />
Euro zu ManCity gewechselt,<br />
der neue Abwehrchef, zum besten<br />
Spieler seines Teams mausern. Unter<br />
anderem machte er Rayos beste<br />
Chance zunichte, als er Manucho<br />
nach einer guten Flanke von Neuzugang<br />
Patrick Ebert am Torschuss<br />
hinderte. Der Ex-Herthaner, nach<br />
zwei guten Jahren 2012 bis<br />
2014 in Valladolid von den<br />
Iberern hochrespektiert, absolvierte<br />
ohne Probleme sein<br />
Comeback-Spiel in Spanien,<br />
hielt auf rechts in Jemez’ laufintensivem<br />
Kombinationssystem<br />
durch – obwohl ihm<br />
am Ende ein wenig die Kraft<br />
fehlte, um wie zu Beginn Akzente zu<br />
setzen. Vor der Pause etwa hatte er<br />
Valencias neuen Keeper Matt Ryan<br />
mit tollem Weitschuss getestet.<br />
„Ich freue mich, wieder in Spanien<br />
zu sein. Es war ein schweres<br />
Spiel mit einer gerechten Punkteteilung.<br />
Hat Spaß gemacht“, so der<br />
28-Jährige. Eberts Fazit: „Es war ein<br />
guter Start.“ Für Valencia, das nach<br />
dem 3:1 im Hinspiel am Dienstag<br />
in Monaco in die Gruppenphase<br />
der Champions League einziehen<br />
will, vergaben derweil Santi Mina<br />
und Alvaro Negredo beste Chancen.<br />
Coach Nuno erklärte angesichts<br />
Otamendis Abgang: „Wir brauchen<br />
einen weiteren Innenverteidiger.“<br />
Neben Ezequiel Garay von Zenit<br />
ist der Holländer Stefan de Vrij von<br />
Lazio Rom im Gespräch.<br />
Für den „Blitz“ im Einsatz: Rayos<br />
Neuzugang Patrick Ebert<br />
Foto: imago