Kicker 070-2015
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72 2. BUNDESLIGA<br />
Streichs<br />
Schwimmkurs<br />
Mittendrin: SC-Debütant<br />
Föhrenbach blockt<br />
Fortunas Bellinghaus,<br />
rechts Höhn.<br />
Der SC Freiburg setzt weiter konsequent auf die<br />
Jugend – in Düsseldorf wirft der Trainer zum<br />
Beispiel JONAS FÖHRENBACH (19) ins kalte Wasser.<br />
Die Punkteausbeute beim SC<br />
Freiburg stimmt. Nach vier<br />
Spieltagen hat der Sport-Club<br />
mit drei Siegen schon mehr erreicht,<br />
als viele nach dem Abstieg<br />
und Umbruch zu hoffen gewagt<br />
hatten. Nicht umsonst hatte<br />
Trainer Christian Streich immer<br />
wieder vor einer schwierigen<br />
Saison gewarnt. Das haben die<br />
ersten Spiele trotz der Erfolge bestätigt,<br />
denn insgesamt haben die<br />
Freiburger in nahezu allen Bereichen<br />
noch Luft nach oben.<br />
In Düsseldorf haben sie mit viel<br />
Glück einen „dreckigen Sieg“ geholt,<br />
wie Alexander Schwolow zugibt.<br />
Der SC-Torwart hatte mit einem<br />
gehaltenen Elfmeter und zwei<br />
Glanzparaden gegen Sercan Sararer<br />
in der ersten und gegen Christian<br />
Strohdiek in der zweiten Hälfte entscheidend<br />
dazu beigetragen.<br />
Nach der Führung, dem Gegentreffer<br />
und der erneuten Führung<br />
innerhalb von nur sechs Minuten<br />
geriet der Sport-Club in der zweiten<br />
Hälfte zunehmend unter Druck.<br />
Bis auf die Nachspielzeit hatten die<br />
Freiburger keine Torchance mehr.<br />
„Da haben uns Athletik und Power<br />
gefehlt“, sagte Streich, „die<br />
Düsseldorfer hatten sie, und wir<br />
konnten sie nicht aufhalten.“<br />
Der SC-Coach wollte das nicht<br />
nur auf die vier Umstellungen in<br />
der Startelf zurückführen. „Alle<br />
müssen daran arbeiten, athletisch<br />
besser zu werden.“<br />
Um der robusteren Fortuna physische<br />
Präsenz entgegenzusetzen,<br />
hatte sich Streich dazu entschieden,<br />
den leicht angeschlagenen Toptorjäger<br />
Nils Petersen auf die Bank zu<br />
setzen und Karim Guedé den Vorzug<br />
zu geben. „Ich spiele immer,<br />
wenn es bei uns eng wird“, weiß der<br />
Stürmer. Seine Vorzüge liegen mehr<br />
im Durchsetzungsvermögen als im<br />
technischen Bereich. Bei ihm kann<br />
sich Streich darauf verlassen, dass<br />
er auch noch das Letzte aus sich<br />
herausholt, wenn die Beine nach 90<br />
Minuten schon müde sind.<br />
Dazu sind beim SC noch nicht<br />
alle in der Lage. Der Akklimatisierungsprozess<br />
des spielstarken<br />
Absteigers an die zweikampf- und<br />
damit körperbetonte Spielweise<br />
im Unterhaus der Bundesliga ist<br />
unverändert im Gange und wohl<br />
so schnell auch noch nicht abgeschlossen.<br />
Der Mannschaft würde es zum<br />
Beispiel gut tun, wenn sie über die<br />
volle Distanz auf Maximilian Philipps<br />
(21) technische und taktische<br />
Fähigkeiten zurückgreifen könnte.<br />
U-19-Nationalspieler Jonas Föhrenbach<br />
(19) und Neuzugang Lucas<br />
Hufnagel (21) zeigten bei ihren<br />
Zweitliga- beziehungsweise Startelf-Debüts<br />
gute Ansätze, müssen in<br />
puncto Cleverness und Zweikampfhärte<br />
aber noch zulegen. Der SC<br />
geht seinen Weg konsequent weiter,<br />
auf junge Spieler zu setzen, die auch<br />
Fehler machen dürfen. „Sie müssen<br />
irgendwann schwimmen lernen.<br />
Dann heißt es: Rein mit ihm und<br />
KARLSRUHE: Österreicher strotzt vor Selbstbewusstsein – erster Heimerfolg der Saison<br />
Hennings Abgang löst Hoffers Ladehemmung<br />
1Nach einem verdienten Sieg, bei<br />
dem die Badener wenig glänzten,<br />
kehrt der KSC in die Erfolgsspur zurück.<br />
Das 2:0 gegen Duisburg – der<br />
erste Heimerfolg für den badischen<br />
Zweitligisten in dieser Saison –<br />
gehört zur Kategorie Arbeitssieg.<br />
„Wir waren bemüht, aber<br />
nicht sehr gefährlich. Das 1:0<br />
war der Lohn für unsere Geduld“,<br />
so die Analyse von Trainer<br />
Markus Kauczinski.<br />
Der Sieg war wichtig für das<br />
Selbstvertrauen der jungen KSC-<br />
Truppe. Immerhin stand beim Anpfiff<br />
ein Quartett auf dem Platz, aus<br />
dem keiner älter als 21 Jahre ist. Grischa<br />
Prömel, Ylli Sallahi, Jonas Meffert<br />
und Boubacar Barry bescheinigte<br />
Kauczinski eine gute Leistung:<br />
„Das sind Jungs, bei denen lohnt es<br />
sich, sie zu entwickeln.“<br />
Doch der Coach bekannte auch:<br />
„Der Sieg war wichtig, aber wir haben<br />
noch Luft nach oben. Wir brauchen<br />
noch ein bisschen Zeit,<br />
aber das war wieder ein Schritt<br />
nach vorn.“ Vor allem in der<br />
ersten Halbzeit war viel Sand<br />
im KSC-Kombinationsgetriebe,<br />
gab es zu selten kreative Überraschungsmomente<br />
im Spiel der<br />
Badener. Es dauerte, bis die Unsicherheit<br />
wich.<br />
Stark verbessert war das Defensivverhalten,<br />
der MSV kam in<br />
90 Minuten nur zu einer Torchance.<br />
Und die Effektivität ist zurück.<br />
Aus den ersten drei Möglichkeiten<br />
machte der KSC zwei Treffer. „Wir<br />
Seit zwei Spieltagen treffsicher:<br />
Karlsruhes Erwin Hoffer<br />
Foto: imago/Eibner<br />
haben gewartet und dann eiskalt<br />
zugeschlagen“, freute sich Kauczinski.<br />
Der ungemein agile Torschütze<br />
Erwin Hoffer nahm mit<br />
seinem Führungstreffer viel Druck<br />
von den Schultern seiner Teamkollegen.<br />
„Man muss auf die richtige<br />
Situation warten können – und das<br />
haben wir“, erklärte der Österreicher.<br />
Doch ausgerechnet Hoffer<br />
wartete nie, sondern agierte und<br />
attackierte immer wieder. Kurios:<br />
Seit Rouwen Hennings nach Burnley<br />
abgewandert ist, trifft Hoffer.<br />
„Zur Zeit läuft es gut. Jetzt geht’s<br />
nach Braunschweig. Da wollen wir<br />
einiges noch besser machen und<br />
am besten drei Punkte mitnehmen“,<br />
strotzt der 28-Jährige nur so vor<br />
Selbstvertrauen. PETER PUTZING