Kicker 070-2015

18 EUROPA LEAGUE
Fortsetzung von Seite 17
entfällt auf Augsburgs Neuzugang Piotr Trochowski
(60 Einsätze).
Der 25 Millionen Euro schwere
Verkauf von Baba zu Chelsea sowie
die um zehn Millionen Euro
gestiegenen TV-Einnahmen verschafften
finanziellen Spielraum,
um Qualität und Breite des Kaders
zu erhöhen. Jede Position ist nun doppelt
besetzt, der Ausfall wichtiger Säulen wird aber
weiterhin nur schwer zu kompensieren sein. In
Ausgburg: Bereits 11 000
Tickets sind verkauft.
der Vorbereitung legte Weinzierl großen Wert auf
Läufe im Grundlagenbereich, um seine Profis für
drei Wettbewerbe zu stählen. „Wir machen uns
intensiv Gedanken, was Reisen, Regeneration,
Ernährung und die Verteilung von
Belastung angeht“, erklärt Manager
Reuter. Der 48-Jährige sieht
seinen Klub gerüstet: „Es wird
immer sehr kritisch gesehen. Ich
sage: Wir sollten uns einfach auf
die Europa League freuen.“
Auch, weil sie Geld bringt: 2,4 Millionen Euro
sind garantiert, dazu kommen Erfolgsprämien sowie
Einnahmen aus dem Marktpool (s. Seite 19).
Und durch Zuschauer: 11 000 der 25 000 Tickets
sind für alle drei Heimspiele bereits weg, der
Einzelverkauf beginnt nach der Auslosung. Aber:
Es entstehen auch Kosten. Ein Teil des Startgelds
fließt in Prämien für die Spieler, die in der Vorsaison
höher ausfielen als kalkuliert. Für 700 000
Euro kaufte der Klub zusätzliche Sitzschalen, der
Umbau von Steh- auf Sitzplätze verschlingt pro
Heimspiel 100 000 Euro. Finanziell lohnt sich die
Europa League erst richtig, wenn die Gruppenphase
überstanden ist. Und wenn ein Absturz in
der Liga ausbleibt. DAVID BERNREUTHER
EINTRACHT FRANKFURT
Gut fürs Image und die Finanzen,
aber schlecht im Alltagsgeschäft
Von kicker-Experte Michael Ebert
Eine unvergessene Saison: Als Pokalsieger stieg der 1. FC Nürnberg 2008 aus der Bundesliga ab.
Foto: imago
Die Europa League wirkt auch
heute noch nach in Frankfurt.
„Bordeaux würde ich gerne
noch mal erleben“, sagt Aufsichtsratsboss
Wolfgang Steubing. Die Spieler
träumen ebenfalls vom erneuten Einzug in den
europäischen Wettbewerb. 2014 war die Eintracht
mit 12 000 Fans zum Gruppenspiel an
die Atlantikküste gereist. Auch finanziell war
das Gastspiel, das mit zwei Remis gegen den
FC Porto (2:2, 3:3) endete, reizvoll. Bei 14 Millionen
Euro Umsatz machte Frankfurt sieben
Millionen Euro Gewinn. Zudem verbesserte
sich das Eintracht-Image durch die internationalen
Auftritte. In der Liga wirkte sich die
Teilnahme negativ aus – wegen einer dünnen
Personaldecke reichte es nur noch zu Platz 13.
Pkt-Ø vor Pkt-Ø nach
Saison Liga Europacup
EC-Aus EC-Aus
13/14 13. EL-Zwischenrunde 1,00 1,17
1. FC NÜRNBERG
Beachtliche Erfolge im UEFA-Cup,
aber in der Liga folgt der Abstieg
Von kicker-Experte Harald Kaiser
Es war eine unvergessene Saison
– in vielerlei Hinsicht. Zum
ersten Mal nach fast zwei Jahrzehnten
durfte der 1. FC Nürnberg
2007/08 wieder an einem Europacupwettbewerb
teilnehmen. Von der Mannschaft, die
2007 den DFB-Pokal gewonnen hatte, musste
Trainer Hans Meyer nur Torhüter Schäfer und
Stürmer Schroth ersetzen. Ein halbes Jahr lang
stand beachtlichen Erfolgen im UEFA-Pokal,
wo der Club erst in der Zwischenrunde an Benfica
scheiterte, die Talfahrt in der Liga gegenüber.
Motto der Spieler: Die zum Klassenerhalt
nötigen Punkte holen wir auch nach einem
Europapokal-Aus noch locker. Im Februar 2008
wurde Meyer entlassen, doch sein Nachfolger
Thomas von Heesen schaffte die Wende nicht;
der Club stieg als amtierender Pokalsieger ab.
Pkt-Ø vor Pkt-Ø nach
Saison Liga Europacup
EC-Aus EC-Aus
07/08 16. UC-Zwischenrunde 0,80 1,07
BOR. MÖNCHENGLADBACH
Keine Eintagsfliege, sondern der
Start in erfolgreichere Zeiten
Von kicker-Experte Jan Lustig
2012/13 scheiterte Gladbach in
den Play-offs zur Champions
League, landete „nur“ in der
Europa League und rutschte in
der Liga etwas ab. Das hing vor allem mit dem
personellen Umbruch zusammen. Mit Überflieger
Reus, Dante und Neustädter brach das
„Rückgrat des Teams“ (Trainer Lucien Favre)
weg. Dennoch betrachten die Borussen gerade
die Saison 2012/13 als wichtige Station der
Stabilisierung: Der Fast-Absteiger von 2011
fiel nicht Richtung Keller zurück, sondern etablierte
sich in der oberen Hälfte. Spieler wie
Xhaka oder Alvaro Dominguez nutzten die
Spielzeit zum Akklimatisieren, stiegen später
zu Leistungsträgern auf. Der Einzug in den
Europapokal war keine Eintagsfliege – sondern
der Start in bessere Zeiten.
Pkt-Ø vor Pkt-Ø nach
Saison Liga Europacup
EC-Aus EC-Aus
12/13 8. EL-Zwischenrunde 1,36 1,42
SC FREIBURG
Nur 14 Punkte bis Weihnachten,
erst nach dem Aus lief es viel besser
Von kicker-Experte Julian Franzke
2012/13 verpasste Freiburg
die Quali-Runde zur Champions
League nur knapp, Platz 5
und der Einzug in die Europa
League waren dennoch eine kleine Sensation.
Doch auf die Euphorie folgte schnell Ernüchterung.
Kruse, Rosenthal, Caligiuri, Makiadi und
Flum verließen den SC und hinterließen klaffende
Lücken. Der Verlust des Quintetts wog
noch schwerer als die ungewohnte Dreifachbelastung.
Christian Streich setzte stark auf Rotation,
brachte in der Europa League teils nur
eine bessere B-Elf. Es half nichts, Freiburg startete
schlechter als je zuvor in eine Erstligasaison,
musste bis zum 11. Spieltag auf den ersten
Dreier warten und holte bis zur Winterpause
nur 14 Zähler. Erst nach dem Gruppenphasen-Aus
lief es besser, der SC hielt die Klasse.
Pkt-Ø vor Pkt-Ø nach
Saison Liga Europacup
EC-Aus EC-Aus
13/14 14. EL-Gruppenspiele 0,73 1,32