MMM_Dokumentation_02_017
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55. <strong>MMM</strong>-KONGRESS<br />
Klaus Dohle (l.) und Gert Schambach (beide Dohle<br />
Handelsgruppe) schätzen den Austausch bei <strong>MMM</strong>.<br />
Fressnapf-Chef Alfred Glander (l.) mit Dr. Adalbert<br />
Lechner (Lindt & Sprüngli).<br />
Falschmeldungen sind schleichendes Gift<br />
für die Demokratie<br />
Die nächste Stufe, fast noch gefährlicher als der hasserfüllte<br />
Diskurs im Internet, sei die gezielte Manipulation<br />
und Propaganda mithilfe gefälschter Nachrichten.<br />
Diese Art der Falschmeldungen sei, so Roth, schleichendes<br />
Gift und eine Gefahr für die Demokratie. Roth<br />
zog die Einschätzung des Medienrechtlers Professor<br />
Rolf Schwartmann von der Technischen Hochschule<br />
in Köln hinzu. Dessen Argumentationslinie lautet: Wir<br />
können das Grundrecht auf Meinungsfreiheit nur erhalten,<br />
wenn dessen Grenzen auch in den sozialen Medien<br />
gewahrt bleiben. Das geschieht aber nicht mehr. Die<br />
Demokratie läuft deshalb Gefahr, sich von innen zu zersetzen.<br />
Wenn Falschmeldungen Wahlentscheidungen<br />
beeinflussen, dann wird eine Wahl nicht mehr auf Basis<br />
von Fakten entschieden und ist damit rechtswidrig.<br />
„Das Aufwachen der<br />
Zivilgesellschaft ist<br />
vielleicht einer der<br />
wichtigsten Vorgänge in<br />
den letzten Monaten.“<br />
Eine weitere Bedrohung sieht Roth in Hackerangriffen<br />
auf die digitale Infrastruktur staatlicher Institutionen.<br />
Diese Entwicklungen seien eine Bedrohung der Freiheit<br />
von innen heraus und könnten eine Manipulation der<br />
Meinung von außen werden. Das Netz sei heute global<br />
organisiert, eine Beschränkung daher schwer möglich.<br />
Die daraus resultierende Entgrenzung politischer Kultur<br />
könne Krisen auslösen, und zwar nicht nur in Amerika,<br />
sondern weltweit – „ein beunruhigender Gedanke!“<br />
Ohne die Führungsrolle der USA werde der Westen, wie<br />
man ihn bisher kannte, nicht überdauern.<br />
Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam<br />
stark auftreten<br />
Thomas Roth unterstrich, dass man dem Druck auf die<br />
Freiheit und den Demagogen nicht nachgeben dürfe.<br />
Ein geeintes Europa sei eine Antwort auf die aktuellen<br />
Herausforderungen. Darüber hinaus seien die Zivilgesellschaft<br />
und auch die Wirtschaft gefragt, Farbe zu<br />
bekennen und sich den Bedrohungen der Freiheit entgegenzustellen.<br />
Es sei bemerkenswert, dass ausgerechnet die Sätze<br />
des konservativen US-Präsidenten Ronald Reagan heute<br />
aktueller denn je seien, der gesagt hat: „Freedom<br />
is never more than one generation away from<br />
extinction. We didn’t pass it to our children in<br />
the bloodstream. It must be fought for, it must<br />
be protected, and handed over to them to do the<br />
same.” Freiheit sei nicht selbstverständlich, sie müsse<br />
im Sinne der nachfolgenden Generationen beschützt<br />
und verteidigt werden. Roth abschließend: „Es ist Zeit,<br />
dass wir uns tatsächlich aus dem beobachtenden Ohrensessel<br />
erheben und uns deutlich hör- und sichtbar<br />
einmischen in Deutschland, in Europa, aber auch in den<br />
Beziehungen zu den USA. Es steht viel auf dem Spiel.“<br />
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