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MMM_Dokumentation_02_017

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55. <strong>MMM</strong>-KONGRESS<br />

Im Mittelpunkt: Richard<br />

Lohmiller sen. (2. v. l.) und<br />

Günter Fergen (3. v. l.),<br />

Schwarz Gruppe.<br />

seine Überlegungen weiter. Das liberale Denken, das<br />

im 18. Jahrhundert aufkam, habe zu diesem dunklen<br />

Aspekt der menschlichen Realität eine originelle Idee<br />

entwickelt: den Liberalismus. Er setze auf die Wirkung<br />

des Wettbewerbs von unterschiedlichen Interessen, die<br />

sich wechselseitig begrenzen und sich im Wettbewerb<br />

gegenseitig zu Produktivität und schöpferischer Initiative<br />

anstacheln.<br />

„Durch<br />

Demokratie allein<br />

ist die Freiheit<br />

noch nicht gesichert.“<br />

Zivilisierende Kraft von Wettbewerb<br />

und Konkurrenz<br />

Diese Überlegung gelte im liberalen Denken nicht nur<br />

für das Ökonomische, sondern auch für die Politik. Das<br />

habe auch schon der Philosoph Immanuel Kant erkannt:<br />

„Dank sei also der Natur für die Unvertragsamkeit, für<br />

die missgünstig wetteifernde Eitelkeit, für die nicht zu<br />

befriedigende Begierde zum Haben. Ohne sie würden<br />

alle vortrefflichen Naturanlagen in der Menschheit<br />

ewig unterentwickelt schlummern. Der Mensch will Eintracht,<br />

aber die Natur weiß besser, was für seine Gattung<br />

gut ist; sie will Zwietracht. Er will gemächlich und<br />

vergnügt leben; die Natur aber will, er soll aus der Lässigkeit<br />

und untätigen Genügsamkeit hinaus sich in Arbeit<br />

und Mühseligkeit stürzen, um dagegen dann auch<br />

Mittel herauszufinden, sich daraus emporzuarbeiten“.<br />

Safranski brachte es auf den Punkt: „Wir konkurrieren<br />

uns empor.“ Der altehrwürdige Liberalismus der europäischen<br />

Tradition denke sich keine neuen Menschen<br />

aus. Vielmehr nehme er den Menschen an, wie er ist<br />

und setze auf die produktive und zugleich zivilisierende<br />

Kraft von Wettbewerb und Konkurrenz.<br />

Zur liberalen Tradition gehört Safranski zufolge darüber<br />

hinaus ein weiterer, mit der Wettbewerbsidee<br />

zusammenhängender Gedanke: das Prinzip der Gewaltenteilung.<br />

Zum ersten Mal im 18. Jahrhundert von<br />

Montesquieu explizit formuliert, ist es uns vertraut als<br />

die Teilung der Gewalten in Exekutive, Legislative und<br />

Judikative. Es ist zu verstehen als ein Prinzip gegen das<br />

Durchregieren. Denn: Durch Demokratie allein sei die<br />

Freiheit noch nicht gesichert. Die Entwicklung einer<br />

Demokratie zur Diktatur laufe über die Aufhebung der<br />

Gewaltenteilung. Diese knüpfe an die Idee der Konkurrenz<br />

an. Sie sei nichts anderes als geregelte Machtkonkurrenz,<br />

um zu verhindern, dass eine Macht ein<br />

Monopol erringt.<br />

Staat, Wirtschaft, Religion voneinander<br />

trennen<br />

Dieses Prinzip der Gewaltenteilung müsse auch im<br />

Interesse der Freiheitsbewahrung Anwendung finden.<br />

„Man könnte die Konkurrenz zwischen Staat und Markt<br />

– und damit die freiheitsförderliche Machtbalance –<br />

zerstören, indem man entweder die Politik oder die<br />

Ökonomie allmächtig werden lässt. Beides ist ruinös.<br />

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts hat beispielsweise<br />

gezeigt, dass ungesteuerte Märkte mit ihren<br />

Krisenzyklen katastrophale Folgen haben können. Die<br />

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