55. <strong>MMM</strong>-KONGRESS OBEN: Vordenker im Gespräch (v. l.): Peter Pohlmann (Poco), dm-Gründer Prof. Götz W. Werner und der neue <strong>MMM</strong>-Beirat Dr. David Bosshart (GDI). MITTE: Guter Dinge: Die Melitta-Manager Dr. Frank Strege (l.) und Frank Wiezorrek (r.) mit Klaus Mehler (Deutscher Fachverlag, 2. v. l.) und Markus Buntz, Vorstandsvorsitzender Bünting. UNTEN: <strong>MMM</strong>-Stammgäste: Martina Reisch (l.), Vorstand Ware der REWE Dortmund, und Thomas Nonn, Bereichsvorstand REWE Group. 11
55. <strong>MMM</strong>-KONGRESS „Die soziale Marktwirtschaft muss wieder inklusiver werden.“ PROF. MARCEL FRATZSCHER Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW), nahm sich in seinem Vortrag der ökonomischen Seite des Freiheitsbegriffs an. Er verwies darauf, dass Rechtsruck, Extremismus und Populismus ihre Ursache in einem sozialen Konflikt, bedingt durch wachsende Ungleichheit, haben. Die soziale Marktwirtschaft funktioniere nicht mehr. Fratzscher sprach sich für eine inklusive soziale Marktwirtschaft aus, die nicht auf mehr Umverteilung, sondern auf mehr Chancen für die Menschen setzt – u. a. durch Investitionen in die Bildung, Steuergerechtigkeit sowie Stärkung der Vorsorge. Für Fratzscher sind der Rechtsruck und der wachsende Extremismus in den USA bedingt durch einen sozialen Konflikt. Fratzscher: „Die unteren 40 Prozent in den USA besitzen 0,3 Prozent. In Deutschland ist es sehr, sehr ähnlich. Die unteren 40 Prozent in Deutschland haben praktisch kein Nettovermögen.“ Sechzig Millionen Amerikaner haben, so Fratzscher, Donald Trump nicht deshalb gewählt, weil sie sexistisch, rassistisch und fremdenfeindlich sind. Der Grund für seinen Erfolg sei vielmehr eine tiefe Enttäuschung darüber, dass der American Dream, der über Jahrzehnte das Grundmanifest der Amerikaner war, nicht mehr existiere. Das Versprechen des amerikanischen Traums – also mit der eigenen Hände Arbeit für sich sorgen zu können, sich etwas erarbeiten zu können, Chancen zu eröffnen –, diese Freiheit existiere nicht mehr. Und ein ganz wichtiges Element dieses amerikanischen Traums sei es, führte Fratzscher weiter aus, die Regierung draußen zu lassen, die Unabhängigkeit, die Freiheit zu haben, das zu tun und das zu lassen, was man selber will. „Die unteren 40 Prozent in Deutschland haben praktisch kein Nettovermögen.“ Der Sozialstaat ist eine Illusion Fratzscher wies darauf hin, dass aus einer wirtschaftlichen Perspektive eine ungleiche Verteilung per se weder gut noch schlecht sei. Es stelle sich die Frage, was diese Verteilungsungleichheit erklärt. Ist es ein gut funktionierender Markt, in dem alle ihre Chancen und Fähigkeiten einbringen können? Oder fehlen die Freiheit, die Möglichkeit einer immer größeren Gruppe der Gesellschaft, sich einzubringen und für sich und ihre Familie sorgen zu können? Deshalb müsse man die unteren 40 Prozent betrachten; hier liege das Problem, dass immer mehr Menschen abgehängt werden. Eine Vielzahl von Indikatoren zeige, dass 40 Prozent der Amerikaner mit dem geringsten Einkommen heute eine geringere Kaufkraft, geringere Realeinkommen haben als noch vor 30, 40 Jahren. Sind diese Zahlen auf Deutschland übertragbar? Viele Menschen seien der Auffassung, dass wir in Deutschland noch keine amerikanischen Verhältnisse haben, dass die soziale 12