MMM_Dokumentation_02_017
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55. <strong>MMM</strong>-KONGRESS<br />
Austausch: Storck-<br />
Geschäftsführer Sascha<br />
Gervers (l.) und Markenexperte<br />
Martin Pahnke.<br />
das Bild von Afrika, das nur Elend, Leid und Not kenne,<br />
definiere der Westen Afrika noch immer als Opfer. Die<br />
Antwort darauf sei, getrieben von schlechtem Gewissen:<br />
die klassische Entwicklungshilfe. Doch die, so Obama,<br />
biete keine Freiheit, sondern im Gegenteil Abhängigkeit.<br />
„Wir bestimmen nicht selbst, was mit uns passiert. Wir<br />
definieren uns nicht selber, wir entscheiden nicht und<br />
wir haben keinen Impuls, um etwas zu ändern an unserer<br />
Situation. Und die Arbeit, die ich mache, ist der Versuch,<br />
diese Opfermentalität loszuwerden.“<br />
Menschen als Partner in der<br />
Wertschöpfungskette<br />
Um das beschriebene Problem zu lösen, gelte es zunächst,<br />
der Opfermentalität in Afrika zu begegnen.<br />
Der erste Schritt dabei sei, Armut neu zu definieren:<br />
In Afrika gelte als arm, wer kein fließendes Wasser hat<br />
und keinen Strom. In Nordeuropa aber gebe es Menschen,<br />
die teures Geld für Urlaub in einer Hütte ohne<br />
Strom und fließendes Wasser ausgäben. „Die Definition<br />
von Armut müssen wir selber neu erfinden, eine eigene<br />
Identität bestimmen, was wir sind, wer wir sind. Wenn<br />
ich kein fließendes Wasser und keinen Strom habe, aber<br />
Land habe, dann bin ich nicht arm. Und das übersehen<br />
wir auf dem Kontinent.“<br />
Obamas zweite These: Man müsse Entwicklungshilfe<br />
neu definieren. Denn, so ihre Erläuterung: „Entwicklungshilfe<br />
ist keine Hilfe, da mit bloßer Hilfe Abhängigkeiten<br />
geschaffen werden. Mit Hilfe kreiert man<br />
Passivität.“ Im Rahmen eines moderneren Konzepts<br />
von Entwicklungszusammenarbeit seien die potenziellen<br />
Empfänger von Hilfe selbst verantwortlich für das,<br />
was mit ihnen passiert. Es müsse eine neue Sicht auf<br />
die Entwicklungszusammenarbeit geben. Der Fokus<br />
müsse auf die Wirtschaftlichkeit gerichtet werden,<br />
um den Menschen am Ende finanzielle Unabhängigkeit<br />
zu ermöglichen. Sie müssten Teil einer Wertschöpfungskette<br />
werden. Auma Obama: „Philanthropie ist<br />
nicht das Richtige. Es gibt einen Unterschied zwischen<br />
akuter Konflikt- und Katastrophenhilfe einerseits und<br />
nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit andererseits.“<br />
Nothilfe brauche man nach einem Tsunami,<br />
einer Hungersnot oder einem Erdbeben. Nothilfe könne<br />
aber nicht planvolle, nachhaltige wirtschaftliche<br />
Entwicklung ersetzen.<br />
„Philanthropie ist nicht<br />
das Richtige.“<br />
Kinder und Jugendliche stark machen<br />
„Was machen wir bei Sauti Kuu? Wir kümmern uns um<br />
Kinder und Jugendliche zwischen vier und 25 Jahren.<br />
Wir hören zu, wir reden mit ihnen und wir provozieren<br />
sie. Bezogen auf die Frage der Entwicklungshilfe: Wir<br />
geben ihnen keinen Fisch, wir zeigen ihnen nicht, wie<br />
sie fischen. Wir fragen sie, ob sie Fisch essen. In dem<br />
Moment, in dem dieses Gespräch stattfindet, fangen<br />
wir an, wirklich was zu ändern in ihrem Leben, was zu<br />
ändern an ihrer Einstellung, ihren Wertvorstellungen<br />
und ihrem Verständnis von sich selbst. Sie müssen ihre<br />
eigene Stimme finden. Sie müssen ihr Leben selbst<br />
bestimmen. Nur so können sie zu Freiheit gelangen“,<br />
erläuterte Obama das Konzept ihrer Arbeit.<br />
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