MMM_Dokumentation_02_017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
55. <strong>MMM</strong>-KONGRESS<br />
„Freiheit bedeutet,<br />
sich einbringen<br />
zu können.“<br />
CHRISTOPH WERNER<br />
Mitglied der Geschäftsführung<br />
von dm-drogerie markt<br />
Christoph Werner, seit 2010 Mitglied der Geschäftsführung<br />
von dm-drogerie markt, sprach<br />
auf dem 55. <strong>MMM</strong>-Kongress über Unternehmertum<br />
und Freiheit in innovativen Handlungsfeldern.<br />
In seinem von Tiefgang und Gedankenreichtum<br />
geprägten Beitrag machte er deutlich: Es braucht<br />
die Freiheit, damit Unternehmen und ihre Mitarbeiter<br />
die komplexen Herausforderungen der<br />
heutigen Zeit meistern und sich stetig verbessern<br />
können.<br />
Nicht so sehr sein Unternehmen wolle er in den Vordergrund<br />
seiner Ausführungen stellen, kündigte Werner<br />
an, vielmehr wolle er mit seinen Zuhörern hinter die<br />
Kulissen schauen und fragen: „Was beschäftigt uns<br />
eigentlich, wenn wir in der Wirtschaft tätig sind?“ Im<br />
Falle des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump<br />
sei auffällig, dass er als Politiker so agiere wie zuvor<br />
als Unternehmer, der Menschen in seiner Show mit den<br />
Worten „You’re fired“ weggeschickt habe.<br />
Den Gedanken der auf einen „Lenker“ fokussierten<br />
Unternehmenskultur spann Werner weiter am aktuellen<br />
Beispiel der Volkswagen AG. VW sei ein großes<br />
Unternehmen in Deutschland und gleichzeitig auch ein<br />
Unternehmen, in dem Eigentümer, Politik und andere<br />
Interessengruppen wie die Gewerkschaften starken<br />
Einfluss ausübten. Vor dem Abgasskandal sei VW ein<br />
bewundertes Unternehmen gewesen. Jeden Euro seines<br />
Einkommens sei der Vorstandsvorsitzende Martin<br />
Winterkorn wert, habe der Betriebsratsvorsitzende<br />
damals noch verkündet.<br />
Nach dem Abgasskandal habe sich dieses Bild massiv<br />
gewandelt, unterstrich der dm-Geschäftsführer und<br />
zitierte in diesem Kontext aus einem Bericht der Süddeutschen<br />
Zeitung vom Januar 2<strong>017</strong>: „Der Druck gehört<br />
zu VW wie die berühmte Currywurst in der Werkskantine.<br />
Im November 2006 ist Scheitern für die Ingenieure<br />
daher keine Option, die beschlossene Alternative aber<br />
verwirrt und verstört sie ebenso. Ein bisschen betrügen,<br />
sich nicht erwischen lassen. Was genau wird von ihnen<br />
eigentlich erwartet? Gehör finden die Zweifler nicht.<br />
„Ein bisschen betrügen,<br />
sich nicht erwischen<br />
lassen. Was genau<br />
wird von ihnen<br />
eigentlich erwartet?“<br />
Mehrere Beteiligte erzählen später den US-Ermittlern,<br />
man habe sie nicht ernst genommen und stattdessen<br />
als Bedenkenträger gerügt oder ihnen geraten, über<br />
derart brisante Dinge lieber nicht so viel zu reden. Sie<br />
hätten sogar um ihren Job fürchten müssen.“ Und<br />
weiter: „ … Augen zu und durch. Als Entwickler bietet<br />
man ja eh nur Lösungen an, über deren Nutzung<br />
andere entscheiden. Dieselbe Hierarchie, an der man<br />
sich die Zähne ausbeißt, kann auch sehr bequem sein.<br />
Wir haben gesagt, was zu sagen war. Die Verantwortung<br />
trägt stets der nächste Vorgesetzte. Alibi per<br />
Organigramm.“<br />
34