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Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />

die Familie in die stadteigene Wohnung<br />

Soldauer Str. 6.<br />

Bereits zum 19. August 1939 erhielt<br />

der bis dahin ungediente Steuerinspektor<br />

den Einberufungsbefehl zu<br />

einem Baubatallion, doch war der<br />

Kriegsdienst nur von kurzer Dauer.<br />

Eine zum 19. Mai 1943 erneute Einberufung<br />

nach Preußisch Holland hingeben<br />

war folgenreicher und währte<br />

länger. Im August erfolgte die Versetzung<br />

zur Heeresgruppe Nord mit<br />

Einsätzen in Russland sowie Kurland<br />

und schließlich die britische Gefangenschaft<br />

auf Fehmarn und in Eutin/Holstein<br />

bis zur Entlassung am<br />

31. Mai 1946.<br />

Als sich die russische Armee bedrohlich<br />

Ostpreußen näherte, verließ die<br />

Familie im Spätsommer 1944 Johannisburg<br />

und begab sich zunächst zu<br />

Verwandten nach Bartenstein. Am<br />

28. Januar 1945, eine Woche vor<br />

dem Einzug der Russen, verließen<br />

Frau Runge mit Mutter und Tochter<br />

zu Fuß und mit nur wenig Handgepäck<br />

die Stadt in Richtung Westen,<br />

ab Praust auf einem offenen Pferdewagen.<br />

Am 13. März erreichte die<br />

Familie Munster (Lager) in der Lüneburger<br />

Heide, wo sie auf einem Bauernhof<br />

ein bescheidenes Obdach fand<br />

und am 31. Mai 1946 ein freudiges<br />

Wiedersehen mit dem abgemagerten<br />

und kranken Heimkehrer feiern konnte.<br />

Unter den gänzlich veränderten Umständen<br />

gestaltete sich der berufliche<br />

Wiedereinstieg schwierig, denn mit<br />

dem Reich hörte 1945 auch die<br />

Reichsfinanzverwaltung auf zu bestehen.<br />

Im September 1948 endlich erfolgte<br />

Runges Einstellung bei der<br />

Steuerfahndung der Oberfinanzdirektion<br />

Hannover in Lüneburg, wo sich<br />

1952 auch eine Wohnung für die Familie<br />

fand.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Zur Linderung der Not und Wiedereingliederung<br />

der zahlreichen Kriegsflüchtlinge<br />

und Vertriebenen hatte die<br />

Bundesregierung am 21. April 1952<br />

das Lastenausgleichsgesetz (LAG) in<br />

Kraft gesetzt. Die Antragsbearbeitung<br />

oblag den dazu eingerichteten<br />

Ausgleichsämtern bei den Landkreisen<br />

und kreisfreien Städten sowie der<br />

von Julius Zander aus Gehlenburg<br />

geleiteten Heimatauskunftsstelle für<br />

den Regierungsbezirk Allenstein in<br />

Lübeck. Dort mussten die Antragsteller<br />

ihre Vermögensverluste und das<br />

Einkommen der Jahre 1937 bis 1939<br />

nachweisen oder durch Zeugenaussagen<br />

glaubhaft machen. Doch wer<br />

schon hatte in der Eile des Aufbruchs<br />

an die Bedeutung von Steuerbescheiden,<br />

insbesondere an den Einheitswertbescheid<br />

zum 01. Januar 1935<br />

gedacht. Somit kam den Zeugenaussagen<br />

und Ermittlungen der mit der<br />

Steuerveranlagung befassten ostpreußischen<br />

Steuerbeamten eine besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Eine hinterlassene im April 1951 begonnene<br />

und bis zum 12. Juli 1966<br />

geführte 209 Blätter starke Akte bezeugt,<br />

dass Harry Runge sich in seiner<br />

Freizeit mit Hingabe den Anliegen<br />

seiner Landsleute bis kurz vor seinem<br />

Tode gewidmet hat. Dabei war der<br />

Umfang der teilweise vor Gericht zu<br />

bezeugenden Verhältnisse und Vermögenswerte<br />

recht unterschiedlich.<br />

Er reichte von der Möblierung eines<br />

Kinderzimmers über Mieteinnahmen<br />

und gewerbliche Einkünfte bis hin zu<br />

einem landwirtschaftlichen Großbetrieb<br />

mit eigener Brennerei und Ziegelei.<br />

All diese Anfragen und anderes<br />

mehr seiner Landsleute und von Behörden<br />

hat er gewissenhaft und<br />

selbstlos beantwortet und dazu häufig<br />

auch Auskünfte Dritter eingeholt.<br />

Harry Runge hat sich damit um die<br />

Wiedereingliederung und Existenzgründung<br />

von achtzig Heimatvertrie

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