14.12.2012 Aufrufe

Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />

eine Planstelle in Frankfurt/Oder erhalten.<br />

Dort war ein Kriegsgefangenenentlassungslager<br />

aus der Sowjetunion.<br />

Otto ging dorthin, las die Namen,<br />

um darunter Verwandte oder<br />

Freunde zu finden. Er entdeckte Fritz<br />

Jerosch und Kurt Kordaß. Die Freude<br />

des Wiedersehens werden Fritz und<br />

Kurt erlebt haben!!<br />

Bruder Otto schrieb, dass ich mich im<br />

Osten zur Weiterbildung melden<br />

könnte. Ich tat es und kam zunächst<br />

nach Wanzleben bei Magdeburg. Von<br />

dort wurde ich zur fachlichen Fortbildung<br />

nach Halle (Saale) einberufen.<br />

Hier einige Erlebnisse aus dieser Zeit.<br />

Verpasster Kinobesuch<br />

Durch die Ummeldung gab es in Halle<br />

zunächst keine Lebensmittelkarte.<br />

Um mich vom Hunger abzulenken,<br />

stellte ich mich in die Reihe vor der<br />

Kinokasse, um einen Platz zu ergattern.<br />

Plötzlich sind meine Sinne entschwunden....Ich<br />

fand mich auf einem<br />

Sofa liegend wieder....Ein Glas<br />

Wasser wurde mir gereicht. Man sagte<br />

mir, ich sei leichenblaß umgefallen.<br />

Na ja, ich habe es überlebt...<br />

Zugfahrt Wanzleben–Halle/Saale<br />

Ich fuhr nach Wanzleben, um einen<br />

Beutel Kartoffeln, Körner und Mehl zu<br />

holen. Auf dem Bahnhof sagte man,<br />

dass ein Reisender einen frei laufenden<br />

Hund getötet und im Sack versteckt<br />

hätte.<br />

In Magdeburg war der Zug überfüllt.<br />

Die Reisenden standen vollgepfercht<br />

im Zug an den Füßen die Beutel mit<br />

Essbarem. Auch Dach und Trittbretter<br />

waren besetzt. Die Menschen hielten<br />

sich an den Türgriffen fest. Auch ich<br />

erwischte einen „Trittbrettplatz“. Der<br />

Zug zockelte im Schneckentempo<br />

voran. Ich stieg in Halle/Saale aus.<br />

Der Zug fuhr bis Leipzig – Dresden.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Kartoffelbauch<br />

Nach der Abschlussprüfung in Halle/S<br />

kam ich an meinen Arbeitsplatz und<br />

Wohnort in Wanzleben. Von einer<br />

Freundin erhielt ich einen Beutel Kartoffeln.<br />

Ihre Eltern waren auch<br />

Flüchtlinge, sie waren kleine LPG-<br />

Bauern geworden. Die Kartoffeln sollten<br />

mindestens eine Woche reichen.<br />

Ich kochte sie als Pellkartoffeln in einem<br />

größeren Topf, denn die Küche<br />

war nicht immer benutzbar. Ich wollte<br />

die Kartoffeln portionieren, aber<br />

dazu kam es nicht. Zunächst pellte<br />

ich gierig die heißen Kartoffeln. Dabei<br />

saß ich auf der Bettkante am kleinen<br />

Tisch, der daneben stand. Ich aß und<br />

aß und aß. Plötzlich merkte ich, dass<br />

mein Leib prall und rund wurde. Wie<br />

gut, dass ich auf der Bettkante saß.<br />

Langsam legte ich mich lang hin und<br />

bleib ruhig eine zeitlang liegen und<br />

schlief allmählich ein...<br />

Versuchter Mundraub<br />

Ich ging durch eine Kirschenallee. Die<br />

hochstämmigen Bäume standen voller<br />

pflückreifer Kirschen. Es war zu<br />

verlockend, nach ihnen zu greifen.<br />

Ein paar Mal sprang ich hoch, um einige<br />

zu erwischen – ohne Erfolg.<br />

Sorglos ging ich weiter. Der Obsthüter<br />

erblickte mich und kam auf mich<br />

zu. Er belegte mich mit groben Beschimpfungen<br />

und forderte meinen<br />

Personalausweis. Zum Beweis meiner<br />

Unschuld zeigte ich ihm meine sauberen<br />

Hände. Den Ausweis zeigte ich<br />

nicht. Nur schade, dass ich keine Kirsche<br />

probiert habe.<br />

Wo die vielen Zentner Kirschen wohl<br />

geblieben sind? Nach einigen Tagen<br />

wurden sie geerntet. In den Läden<br />

waren keine zum Verkauf angeboten.<br />

Zum Essen ging ich in die Volksküche.<br />

Rund um die Woche gab es<br />

Steckrübensuppe, in der ein paar<br />

89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!