Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka
Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka
Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />
eine Planstelle in Frankfurt/Oder erhalten.<br />
Dort war ein Kriegsgefangenenentlassungslager<br />
aus der Sowjetunion.<br />
Otto ging dorthin, las die Namen,<br />
um darunter Verwandte oder<br />
Freunde zu finden. Er entdeckte Fritz<br />
Jerosch und Kurt Kordaß. Die Freude<br />
des Wiedersehens werden Fritz und<br />
Kurt erlebt haben!!<br />
Bruder Otto schrieb, dass ich mich im<br />
Osten zur Weiterbildung melden<br />
könnte. Ich tat es und kam zunächst<br />
nach Wanzleben bei Magdeburg. Von<br />
dort wurde ich zur fachlichen Fortbildung<br />
nach Halle (Saale) einberufen.<br />
Hier einige Erlebnisse aus dieser Zeit.<br />
Verpasster Kinobesuch<br />
Durch die Ummeldung gab es in Halle<br />
zunächst keine Lebensmittelkarte.<br />
Um mich vom Hunger abzulenken,<br />
stellte ich mich in die Reihe vor der<br />
Kinokasse, um einen Platz zu ergattern.<br />
Plötzlich sind meine Sinne entschwunden....Ich<br />
fand mich auf einem<br />
Sofa liegend wieder....Ein Glas<br />
Wasser wurde mir gereicht. Man sagte<br />
mir, ich sei leichenblaß umgefallen.<br />
Na ja, ich habe es überlebt...<br />
Zugfahrt Wanzleben–Halle/Saale<br />
Ich fuhr nach Wanzleben, um einen<br />
Beutel Kartoffeln, Körner und Mehl zu<br />
holen. Auf dem Bahnhof sagte man,<br />
dass ein Reisender einen frei laufenden<br />
Hund getötet und im Sack versteckt<br />
hätte.<br />
In Magdeburg war der Zug überfüllt.<br />
Die Reisenden standen vollgepfercht<br />
im Zug an den Füßen die Beutel mit<br />
Essbarem. Auch Dach und Trittbretter<br />
waren besetzt. Die Menschen hielten<br />
sich an den Türgriffen fest. Auch ich<br />
erwischte einen „Trittbrettplatz“. Der<br />
Zug zockelte im Schneckentempo<br />
voran. Ich stieg in Halle/Saale aus.<br />
Der Zug fuhr bis Leipzig – Dresden.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Kartoffelbauch<br />
Nach der Abschlussprüfung in Halle/S<br />
kam ich an meinen Arbeitsplatz und<br />
Wohnort in Wanzleben. Von einer<br />
Freundin erhielt ich einen Beutel Kartoffeln.<br />
Ihre Eltern waren auch<br />
Flüchtlinge, sie waren kleine LPG-<br />
Bauern geworden. Die Kartoffeln sollten<br />
mindestens eine Woche reichen.<br />
Ich kochte sie als Pellkartoffeln in einem<br />
größeren Topf, denn die Küche<br />
war nicht immer benutzbar. Ich wollte<br />
die Kartoffeln portionieren, aber<br />
dazu kam es nicht. Zunächst pellte<br />
ich gierig die heißen Kartoffeln. Dabei<br />
saß ich auf der Bettkante am kleinen<br />
Tisch, der daneben stand. Ich aß und<br />
aß und aß. Plötzlich merkte ich, dass<br />
mein Leib prall und rund wurde. Wie<br />
gut, dass ich auf der Bettkante saß.<br />
Langsam legte ich mich lang hin und<br />
bleib ruhig eine zeitlang liegen und<br />
schlief allmählich ein...<br />
Versuchter Mundraub<br />
Ich ging durch eine Kirschenallee. Die<br />
hochstämmigen Bäume standen voller<br />
pflückreifer Kirschen. Es war zu<br />
verlockend, nach ihnen zu greifen.<br />
Ein paar Mal sprang ich hoch, um einige<br />
zu erwischen – ohne Erfolg.<br />
Sorglos ging ich weiter. Der Obsthüter<br />
erblickte mich und kam auf mich<br />
zu. Er belegte mich mit groben Beschimpfungen<br />
und forderte meinen<br />
Personalausweis. Zum Beweis meiner<br />
Unschuld zeigte ich ihm meine sauberen<br />
Hände. Den Ausweis zeigte ich<br />
nicht. Nur schade, dass ich keine Kirsche<br />
probiert habe.<br />
Wo die vielen Zentner Kirschen wohl<br />
geblieben sind? Nach einigen Tagen<br />
wurden sie geerntet. In den Läden<br />
waren keine zum Verkauf angeboten.<br />
Zum Essen ging ich in die Volksküche.<br />
Rund um die Woche gab es<br />
Steckrübensuppe, in der ein paar<br />
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