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Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />

JUGENDERINNERUNGEN<br />

Von Ruth Brummund<br />

Johannisburg, meine Heimatstadt,<br />

liegt heute in Polen und heißt Pisz.<br />

Dort bin ich bis zur Flucht in meinem<br />

Elternhaus mit 2 Schwestern aufgewachsen.<br />

Die einzige von uns drei<br />

Mädchen war Thea, die Jüngste, die<br />

das Glück hatte, 2 Kindern das Leben<br />

zu schenken.<br />

Nach dem Tod meiner beiden<br />

Schwestern war der Kreis um uns Alte<br />

nicht mehr da. Thea hatte ihren<br />

Nachkommen versprochen, ihre Heimat<br />

zu zeigen, dort, wo sie aufgewachsen<br />

war und eine glückliche<br />

Kindheit und Jugend verlebt hatte.<br />

Wie oft sprach sie von ihren Freundinnen,<br />

mit denen sie ihre Freizeit<br />

verbracht hatte und Späße ausheckte.<br />

Zu ihnen gehörten Gisela Droysen,<br />

Helga Bogdan, Rosemarie Maslowski,<br />

Sigrid Becker und mehr.<br />

Jetzt trat man an mich heran, als die<br />

einzige, die ihnen noch das zeigen<br />

konnte, was sie so gern sehen wollten.<br />

Dass vieles nicht mehr vorhanden<br />

war, unser Haus nicht mehr<br />

stand, wussten sie.<br />

Aber ich mit meinen 86 Jahren, die<br />

schon lange keine größeren Reise unternommen<br />

hatte, stand vor einer<br />

schwierigen Entscheidung. Würde<br />

mein langsames Gehen, die lange<br />

Sitzerei im Auto für mich körperlich<br />

zur Plage und Belastung für die Jugend<br />

sein? Lange Rede kurzer Sinn.<br />

Ich wagte das Abenteuer.<br />

Tatjana, Theas Enkelin, fuhr den Wagen<br />

ihres Mannes, weil er uns mit<br />

unserem Gepäck am besten dienen<br />

konnte, und wir starteten am<br />

10.5.2008, dem Tag vor Pfingsten.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Jörg und Karin lösten sie am Steuer<br />

ab, bis wir abends Bromberg erreichten<br />

und am Rande der Stadt ein Hotel<br />

fanden. Dort verbrachten wir 2<br />

Nächte und erfuhren, dass für den<br />

nächsten Tag die Tische wegen der<br />

Kommunionsfeiern bereits gedeckt<br />

waren, und wir am nächsten Morgen<br />

kein Frühstück erhalten würden.<br />

Dennoch entschieden wir uns, hier zu<br />

bleiben, hatten wir doch die ersten<br />

Verständigungsschwierigkeiten hinter<br />

uns. Der Bus brachte uns in die<br />

Stadt, wo wir einen herrlichen Sonnentag<br />

im Park der Innenstadt verlebten.<br />

Am nächsten Tag machten wir<br />

in Allenstein eine längere Mittagspause,<br />

um einen kleinen Eindruck von<br />

der Stadt zu erhalten und erreichten<br />

in Pisz das Hotel NAD PISA gegen 19<br />

Uhr.<br />

Dort erfuhren wir, dass auf der anderen<br />

Seite des Flusses gleich hinter<br />

der Fußgängerbrücke heute Markttag<br />

war. Auf den früheren Wiesen, wo wir<br />

im Winter uns auf dem Eis mit<br />

Schlittschuhen vergnügten, beherrschte<br />

jetzt im Sommer emsiges<br />

Treiben den Platz. Fehlende Kleidungsstücke<br />

mussten gekauft werden,<br />

denn wir froren in unseren leichten<br />

Kleidungsstücken. Obst war das,<br />

was mich interessierte. So konnten<br />

wir alle unsere Wünsche befriedigen.<br />

Beim ersten Rundgang durch die<br />

Stadt schlenderten wir am Rathaus<br />

vorbei, eine Marktseite entlang, und<br />

ich versuchte die Gebäude zu beschreiben,<br />

wo das Kino von Bogdan<br />

und das Hotel Graf Yorck von Maslowski<br />

etwa gewesen waren. Dann<br />

strebten wir zur Schiffsanlegestelle.<br />

Wir wollten erfahren, wann wir eine<br />

Rundreise machen könnten. Doch die<br />

Enttäuschung war groß, denn keine<br />

Möglichkeit für einen Planaushang<br />

war vorhanden.

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