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Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

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und Freude ins Haus gebracht. Beim<br />

Einkauf von Kleidung und Geschenken<br />

war er sehr pingelig. Die Sachen<br />

wurden genau nach Qualität geprüft,<br />

ehe er sich zum Kauf entschloss.<br />

Otto besuchte die internatsmäßige<br />

Volkshochschule in Carlshof bei Rastenburg,<br />

die Landwirtschaftsschule in<br />

Sensburg, die höhere landwirtschaftliche<br />

Fachschule in Elbing, wodurch<br />

er später die Berechtigung zum Fachschulstudium<br />

als landwirtschaftlicher<br />

Berufsschullehrer erhielt. Damit übernahm<br />

Fritz die Leitung unseres Bauernhofs.<br />

Nach 1933, als Hitler aufrüstete,<br />

musste Otto ein Jahr lang seinen Militärdienst<br />

ableisten. Er hatte einen<br />

humorigen Sinn im Kopf. Beispiel: Als<br />

er in einer Freistunde vor dem Fenster<br />

der Kaserne stand, übten die Rekruten<br />

unten auf dem Kasernenhof.<br />

Auf Befehl des Feldwebels standen<br />

sie unbeweglich in Reih und Glied.<br />

Otto rief aus dem Fester: „Rechts<br />

um!“ Die Kompanie parierte. Entsetzt<br />

schaute sich der Feldwebel um und<br />

erblickte ihn. Er rief ihn zu sich und<br />

es gab einen gewaltigen „Anschiss“<br />

und eine Meldung an den Kompaniechef.<br />

Dieser jedoch sah den Vorfall<br />

gelassener, und Otto kam ohne Strafe<br />

davon.<br />

Als der Polenfeldzug begann, wurde<br />

Schütze Otto Jerosch sofort einberufen.<br />

Nach wenigen Wochen bekam<br />

Mutter die Nachricht, dass ihr Sohn<br />

Otto am rechten Arm verwundet im<br />

Lazarett in Königsberg liege. So war<br />

für ihn der Krieg schnell beendet.<br />

Nun konnte er seine Ausbildung fortsetzen.<br />

Er studierte in Frankfurt/Oder,<br />

wurde landwirtschaftlicher<br />

Berufsschullehrer, er erhielt eine<br />

Planstelle und lernte Ursel Wolter<br />

kennen, die im gleichen Ort als junge<br />

Lehrerin tätig war. Sie hatte sich verpflichten<br />

müssen, ihre Probezeit in<br />

den Ostgebieten abzuleisten. Wie es<br />

88<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

weiter lief, wisst ihr ja. Ende 1944<br />

wurde in Brandenburg geheiratet.<br />

Ich war der einzige Hochzeitsgast der<br />

Familie Jerosch. Zu der Zeit war ich<br />

in Danzig in Ausbildung. In Rogallen<br />

war Fluchtstimmung. Ich hatte in den<br />

Weihnachtstagen Mutter besucht, da<br />

waren die Familien mit Kindern nicht<br />

mehr in Rogallen.<br />

Ja, die Hochzeitsfeier war gemütlich,<br />

familiär. Es gibt gewiss Fotos. Hochzeitsgäste<br />

waren Ursels einziger Bruder,<br />

ein Onkel mit Frau, Ursels<br />

Freundin. Der Bruder ist mir als froher,<br />

junger Mann in Erinnerung. Otto<br />

hat aus Rogallen von Mutter Henriette<br />

eine Bratengans mitgebracht. Die<br />

Familie war noch zusammen. Das war<br />

die letzte Feier vor dem schlimmen<br />

Ende.<br />

Dann kam die schreckliche Flucht.<br />

Mutter Wolter und Familie mussten in<br />

den letzten Kriegstagen die furchtbare<br />

Nachricht vom Tode des einzigen<br />

Sohnes und Bruders Gerhard erfahren.<br />

Nach dem Zusammenbruch wurde<br />

Vater Wolter von den Russen abgeholt<br />

und ist nie zurückgekehrt.<br />

1945 hat Otto die entlassenen, halbverhungerten<br />

Krieggefangenen aus<br />

Russland im Lager aufgesucht, z. B.<br />

Fritz und Kurt.<br />

Der einzige Halt und Trost waren die<br />

beiden Enkel. Hans-Otto wurde in der<br />

Hungersnot geboren. Es gab kaum<br />

Milch für Mutter und Kind. Später, als<br />

Reinhard geboren wurde, musste<br />

man wohl nicht mehr direkt hungern,<br />

es war aber noch die Zeit der Lebensmittelkarten.<br />

Die beiden haben<br />

Leben in die Familie gebracht und viel<br />

Freude bereitet.<br />

Erinnerungen aus der Nachkriegszeit<br />

Das waren noch Zeiten! Meine Ausbildung<br />

war durch die Flucht abgebrochen.<br />

Bruder Otto hatte als<br />

landwirtschaftlicher Berufsschullehrer

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