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Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka

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sem Tag fand ich einen Brief im<br />

Briefkasten. Adressiert an Ida Braune,<br />

Absender Luise Krupinski. Meine<br />

Schwester fragte, ob jemand von ihren<br />

Angehörigen in Danzig eingetroffen<br />

wäre. Ich schrieb gleich an Luise<br />

und sie hat den Brief auch bekommen.<br />

Die Arbeitsmaiden waren rechtzeitig<br />

nach Bayern gebracht worden.<br />

Letzte Rettung: die Marine.<br />

Gotenhafen - Kopenhagen<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />

Jetzt musste ich mich noch erkundigen,<br />

wo es für Flüchtlinge etwas zu<br />

essen ab. Ich ging zur Ausgabestelle<br />

und bekam Pellkartoffeln und ein<br />

Stück Brot. Es kam noch eine Nichte<br />

von Frau Maier-Falk mit ihren zwei<br />

Kindern. Ihr Mann war Offizier bei der<br />

Marine und sie wusste, dass noch<br />

Schiffe über die Ostsee in den Westen<br />

fuhren. Sie ging zum Heeresamt<br />

und bekam Fahrscheine für das<br />

nächste Schiff, auch einen für mich.<br />

Dieses Dokument habe ich noch, es<br />

hat Unterschrift, Stempel und Datum.<br />

Ich weiß nicht, wieviele Tage noch bis<br />

zum Abfahrtstermin waren. Drei Tage,<br />

bevor wir Danzig verließen, stand<br />

Ida Braune in der offenen Tür.<br />

„Ruthchen, warum bist du noch hier?<br />

Der Russe hat schon den Ring bei<br />

Stettin zugemacht, unser Zug kam<br />

nicht mehr durch, er brachte uns<br />

nach Danzig zurück.“<br />

Der Abschiedstag kam. Ida Braune<br />

gab mir noch eine Reisetasche mit<br />

ein paar Sachen zum Anziehen. Wir<br />

mussten nach Gotenhafen. Ich weiß<br />

nicht, womit wir dahin gekommen<br />

sind, die Straßenbahnen gingen damals<br />

noch. Frau Henke, ihre Kinder<br />

und ich kamen ohne Schwierigkeiten<br />

auf das Schiff. Wohin es ging, wussten<br />

wir nicht. Unten im Schiffsbauch<br />

durften wir Platz nehmen. An einer<br />

Stelle stand ein Bottich mit Wasser,<br />

da konnten die Seekranken reinspu-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

cken. Wir bekamen Mittagessen: Trockengemüseeintopf.<br />

Ich war die<br />

meiste Zeit an Deck. Das Wetter war<br />

scheußlich, trübe, nasskalt. Nach<br />

zwei Tagen kamen wir unversehrt in<br />

Kopenhagen an. Die Flucht war zu<br />

Ende, der Kriege noch nicht. Die Internierung<br />

begann. Und das Wandern<br />

von einen Lager zum anderen.<br />

RUTH KRUPINSKI<br />

ALS FLÜCHTLING IN<br />

DÄNEMARK (1945–1947)<br />

Von einem Lager zum anderen<br />

Nachdem unser Flüchtlingsschiff in<br />

Kopenhagen angekommen war, wurden<br />

wir zunächst in einer Schule untergebracht.<br />

Ich schloss mich einer<br />

Gruppe von Mädchen an. Beatrix, die<br />

Lehrerin, sorgte dafür, dass diese<br />

Gruppe beisammen blieb. Mit „Trix“<br />

verstand ich mich gut. Wir wurden<br />

ins Lager Agger verlegt und haben<br />

dort die Küche geführt und für 28<br />

Personen gekocht. In dieser Zeit<br />

freundete ich mich mit drei dänischen<br />

Mädchen an, die waren so lieb<br />

und freundlich, ein Foto von ihnen<br />

habe ich immer noch.<br />

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