Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka
Johannisburger Heimatbrief 2009 - Familienforschung Sczuka
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V.<br />
Unsere Berliner Verwandtschaft war<br />
ausgebombt und ohne genaue Adresse<br />
nicht zu erreichen. Doch in der Not<br />
erinnerte ich mich an Tante Grete in<br />
Lütgendortmund. Verwandt waren<br />
wir zwar nicht, doch war sie für uns<br />
immer die „Tante Grete”. Doch auch<br />
von ihr kannte ich weder Adresse<br />
noch Familienname. Aber wie es das<br />
Schicksal will, kam der Brief dennoch<br />
in Lütgendortmund an. Weiteres<br />
Wunder: Tante Grete schickte mir die<br />
ersten Adressen meiner Verwandten.<br />
Nach und nach fand ich so Verwandte,<br />
Bekannte und schließlich auch<br />
Mutter und Bruder wieder, ebenso<br />
wie meinen Vater, der den Krieg<br />
überlebt und sich in Holstein niedergelassen<br />
hatte.<br />
Im Jahre 1950 besuchte ich Verwandte<br />
in Schalksmühle. Mittlerweile<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2009</strong><br />
war auch mein Schulfreund an die<br />
Volme umgesiedelt.<br />
Berufschancen in Schalksmühle<br />
Ich entschloss mich ebenfalls hier zu<br />
bleiben schon wegen der besseren<br />
Berufschancen. Was machte es zu<br />
jener Zeit schon aus, wenn man als<br />
Unterkunft einen Schafstall oder ein<br />
Barackenzimmer bekam?<br />
1952, sieben Jahre nach dieser<br />
Flucht-Odyssee war die Familie Bilinski<br />
wieder zusammen.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Ein ausführlicher Bericht von Henriette<br />
Bilinski, geb. Schwiderek, ist in der<br />
Sammlung „Fluchtberichte“ veröffentlicht.<br />
Der nachfolgende Bericht wurde in der Fluchtberichte-Sammlung<br />
(Seite 300) leider nur unvollständig veröffentlicht. Die Redaktion bittet<br />
dafür um Entschuldigung. Nachfolgend nun der vollständige Bericht:<br />
Die letzten Tage zu Hause und unsere Flucht<br />
Von Helene Sentrous, geb. Schwekutsch<br />
Als die russischen Truppen Mitte Januar zu ihrer Winteroffensive angetreten<br />
waren, wussten auch wir in Kl. Rogallen, dass unsere Heimat, unser Hab' und<br />
Gut und unser Leben in Gefahr waren. Der Kanonendonner war Tag und Nacht<br />
zu hören und die Einquartierung machte gelegentlich besorgte Bemerkungen.<br />
Man sprach von einer großen Offensive im Weichselbogen. Die Wehrmachtberichte<br />
im Rundfunk waren nur spärlich oder aber der Feind wurde überall zurück<br />
geworfen. Erst am 18.1.1945 hörten wir von einem Durchbruch bei Soldau.<br />
Auch das oberschlesische Industriegebiet ist genannt worden, ebenso<br />
Tschenstochau und Krakau. Auch da glaubten wir noch an eine Wende. Am<br />
20.1. früh, brachte uns Ernst Sommer den Räumungsbefehl, aber erst am<br />
21.1. Sonntag früh, durften wir uns in Marsch setzen.<br />
Mit 3 Wagen und 6 Pferden, die Wagen beladen mit Lebensmittel und dem<br />
Notwendigsten, dazu ein Wagen mit Hafer für die Pferde, ging es auf die Straße.<br />
Es war entsetzlich, Haus und Hof, das brüllende Vieh im Stall verlassen zu<br />
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