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Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...

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Persönlichkeitsstörungen, besonders in Form einer Borderline-Persönlichkeitsstörung.<br />

Nicht selten ist auch ein Missbrauch von Alkohol und Drogen.<br />

Medizinische Komplikationen müssen beachtet werden. Wichtigste Ursachen sind<br />

Unter- und Mangelernährung, Schäden durch häufiges Erbrechen (Flüssigkeitsverlust<br />

und Säureschäden!) sowie der Missbrauch von entwässernden und abführenden<br />

Medikamenten.<br />

Krankheitsverständnis<br />

Therapiekonzept<br />

Neben der ätiologischen Diskussion unter Fachleuten gibt es eine subjektive Entstehungsgeschichte<br />

einer Ess-Störung, nämlich im Erleben der Betroffenen. Wir<br />

sind davon überzeugt, dass eine sich entwickelnde Ess-Störung eine zunehmend<br />

dominierende, schließlich existenzielle Funktion im Denken und Empfinden der<br />

betroffenen jungen Menschen übernimmt. Magersüchtig oder bulimisch Kranke<br />

schaffen sich mit ihrer Ess-Störung einen eigenen Raum, in dem sie nach eigenen,<br />

meist strengen Regeln leben. Dieser krankhafte Lebensraum bleibt auch<br />

Nahestehenden, Eltern, Geschwistern, Partnern lange Zeit verborgen und selbstverständlich<br />

verschlossen. Mit unglaublicher Energie vollbringen die Magersüchtigen<br />

ihre selbst vorgegebenen Leistungen in der Schule, im Studium, im Beruf oder<br />

wo immer, und natürlich auch im Hungern. Ein sich allmählich verminderndes<br />

Gewicht bringt Selbstbewusstsein, ein erhabenes Gefühl gegenüber denjenigen,<br />

die ihren Körper nicht so gut im Griff haben. Heißhungerattacken sind ein Ventil<br />

<strong>für</strong> aufgestaute Gier nach lange Zeit verbotenem Genuss, ein Mittel, um Frustrationen,<br />

seelische Verletzungen und alle negativen Gefühle „weg zu essen“. Über<br />

lange Zeit erhöhen Ess-Störungen das Selbstwertgefühl, verleihen Macht und<br />

Stärke und sind eine Möglichkeit, den Problemen und Widrigkeiten des täglichen<br />

Lebens aus dem Weg zu gehen. Deshalb werden sie <strong>für</strong> viele Betroffene zu einem<br />

vertrauten, von einigen sogar personifizierten Besitz („meine Magersucht“),<br />

der sie zwar immer wieder sehr belastet, den sie aber dennoch nicht hergeben<br />

wollen. Für Therapeuten ist es wichtig zu begreifen, dass Ess-Störungen <strong>für</strong> die<br />

Betroffenen unentbehrlich geworden sind, und dieses angstvolle Festhalten um<br />

jeden Preis steht gegen die Bereitschaft, sich behandeln zu lassen und dadurch<br />

die Ess-Störung womöglich hergeben zu müssen.<br />

Psychotherapie ist der entscheidende therapeutische Zugang bei Ess-Störungen,<br />

und es muss versucht werden, <strong>für</strong> die Betroffenen in der Therapie eine Alternative<br />

zur Funktion ihrer Ess-Störung zu finden.<br />

Auf der Basis unseres Krankheitsverständnisses haben wir seit 1987 ein eigenes<br />

Therapiekonzept entwickelt [4]. 1989 haben wir die erste Tagklinik <strong>für</strong> Ess-<br />

Störungen in Europa eröffnet [5].<br />

Das Therapiekonzept des TCE hat folgende Merkmale: Behandelt werden ausschließlich<br />

Patientinnen und Patienten mit Ess-Störungen. Die Behandlung erfolgt<br />

überwiegend in Gruppen. Das Therapieprogramm ist in definierte Phasen geteilt<br />

sowie inhaltlich und zeitlich strukturiert. Das Programm folgt weitgehend dem<br />

Prinzip des Selbstmanagements nach Kanfer [6].<br />

Ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die Einbeziehung von aktuellen und<br />

ehemaligen Patientinnen und Patienten in die Organisation und Durchführung des<br />

Therapieplanes. Die angestrebte Eigenverantwortung und Selbstbestimmung<br />

werden dadurch sehr gefördert. Unentbehrlich sind uns unsere Patientinnen bei<br />

allen präventiven Aktivitäten.<br />

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