Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wir wissen auch, dass ab der Pubertät das Selbstwertgefühl der Mädchen unter<br />
das Niveau der Buben sinkt, und dass es deutlicher an Schönheit und gutes Aussehen<br />
geknüpft ist (Paxton u.a., 1991), wobei Schlankheit eine zentrale Stellung<br />
inne hat.<br />
Frauen stehen in den westlichen Industrieländern unter einem erheblich höheren<br />
Schlankheitsdruck als Männer (bei Männern tragen nur bestimmte Gruppen ein<br />
höheres Risiko, bei denen der eigene Körper eine große Bedeutung hat bei<br />
gleichzeitig ausgeprägter Leistungsmotivation, z.B. Tänzer, Sportler). Das gesellschaftlich<br />
vorgegebene Idealbild der Schlankheit ist realitätsfern, es verschärft<br />
sich zudem durch Veränderung seiner Werte in Richtung geringeres Körpergewicht<br />
bei steigender Körpergröße, und gibt damit eigentlich jedem Mädchen/jeder<br />
Frau das Gefühl, nicht „richtig” zu sein. Es kann kaum verwundern, dass unter<br />
diesen Umständen fast alle Mädchen unzufrieden mit ihrem Aussehen sind und<br />
sich Sorgen um ihr Gewicht machen (Habermas, 1990).<br />
Der Körper gewinnt <strong>für</strong> Mädchen eine übergroße Bedeutung. Sie versuchen, Anerkennung,<br />
Glück und Erfolg über die Bearbeitung ihres Körpers zu erlangen –<br />
Ziel dieser Bemühungen ist die Anpassung an die jeweils geltenden Normen von<br />
Weiblichkeit bzw. die damit verbundene Steigerung ihrer heterosexuellen Attraktivität.<br />
Die Vermittlung entsprechender Idealbilder erfolgt weniger über sprachliche als<br />
vielmehr über visuelle Medien, wobei körpersprachlichen Codes eine enorme Bedeutung<br />
zuwächst. Die Behauptung, unsere Gesellschaft sei eine visuelle, trifft im<br />
Besonderen auf die Vermittlung und Tradierung normativer Vorstellungen von<br />
Weiblichkeit und Männlichkeit zu, die durch den Körper und durch Körpersprache<br />
vorgegeben werden und damit die ihnen zugrunde liegenden traditionellen Konzepte<br />
besonders wirkungsvoll und glaubwürdig bestätigen. Visuelle Medien haben<br />
die Fähigkeit, Geschlechternormen und -rituale unterschwellig zu vermitteln, sie<br />
somit zu tradieren ohne sie explizit zu thematisieren. Jeder Film, jede Werbung,<br />
jedes Plakat, das Männer und Frauen abbildet, transportiert neben seinem oberflächlichen<br />
Inhalt immer auch Botschaften über Weiblichkeit und Männlichkeit, die<br />
weitgehend außerhalb der kritischen Instanz des Bewusstseins wirksam werden.<br />
Erst eine bewusste Wahrnehmung dieser Botschaften eröffnet uns ihren ideologischen<br />
Gehalt und macht ihn kritischer Reflexion und Bearbeitung zugänglich.<br />
Welche Botschaften über Männlichkeit und Weiblichkeit vermitteln uns visuelle<br />
Medien heute? Welches Ideal heterosexueller Beziehungen wird uns vorgestellt,<br />
und wie sieht das Geschlechterverhältnis aus, das sich daraus ableiten läßt? Wie<br />
gelingt es, die Zustimmung und Bereitschaft der Individuen zu erreichen, sich diesen<br />
Normen freiwillig zu unterwerfen?<br />
Im Folgenden möchte ich anhand von medialen Beispielen demonstrieren, welche<br />
Weiblichkeits- und Männlichkeitskonzepte gegenwärtig körpersprachlich vermittelt<br />
werden. Der überwiegende Teil der Bilder von Frauen und Männern vermittelt jene<br />
Vorstellungen, die von der Forschung über geschlechtsgebundene Stereotypen,<br />
Vorurteile, stillschweigende Annahmen seit langem nahezu unverändert immer<br />
wieder festgestellt werden.<br />
Mit Männlichkeit werden folgende Vorstellungen verknüpft: Kraft, Aktivität, Unabhängigkeit,<br />
Rationalität, Aggressivität, Wettbewerbsorientierung, seelische Robustheit,<br />
Durchsetzungsvermögen ...<br />
Mit Weiblichkeit werden hingegen Vorstellungen wie Schwäche, Passivität, Abhängigkeit<br />
(Beziehungsorientiertheit), Emotionalität, Empathie, Nachgiebigkeit,<br />
Unterwürfigkeit, Empfindsamkeit, Eitelkeit verbunden.<br />
Der polarisierende und hierarchisierende Charakter der vorherrschenden Geschlechtskonzepte<br />
wurde bereits 1970 in der berühmten Studie von Broverman<br />
35