Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
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In einem anderen Teil der Beratung grenzen wir uns gegenüber der nondirektiven<br />
Haltung ab. Wir sagen auch „deutlich unsere Meinung“. In diesen Teil gehören<br />
unter anderem Informationen über Ess-Störungen und weitere Anlaufstellen sowie<br />
Hinweise auf mögliche Folgen von Verhaltensweisen.<br />
Wir achten darauf, die psychische Struktur und die bei Menschen mit Ess-<br />
Störungen häufig vorhandenen Defizite bereits bei der Gestaltung der Beratungen<br />
zu berücksichtigen, das heißt insbesondere:<br />
• das Selbstbewusstsein zu stärken,<br />
• mögliche depressive Neigungen bei der Motivation zu berücksichtigen,<br />
• die Eigenständigkeit in Entscheidungen und antizipierten Verhaltensweisen zu<br />
fördern.<br />
Nun zum zeitlichen Ablauf der Gespräche: Ihre Dauer beträgt in der Regel 60 Minuten,<br />
je nach Bedarf aber auch kürzer oder länger. Häufig kommt es vor, dass<br />
uns aufsuchende Personen nur ein Gespräch wünschen und sich dann gegebenenfalls<br />
gleich auf die Suche nach einem Therapieplatz machen, oder sich <strong>für</strong> eine<br />
Gruppe bei uns entscheiden, wo sie längerfristig auch bleiben können. Es<br />
können aber auch weitere Termine bei uns vereinbart werden, die Entscheidung<br />
dazu steht jeder/m Beratenen offen. Immer wird am Schluss des Gesprächs der<br />
Hinweis gegeben, dass wir <strong>für</strong> weiteren Rat jederzeit zur Verfügung stehen. Das<br />
sehen wir als besonders wichtig an. Michael Märtens schreibt dazu: Durch das<br />
Anbieten weiterer Sitzungen wird es <strong>für</strong> den Klienten leichter, dass er ohne<br />
Zwang prüfen kann, ob die eingetretenen Veränderungen <strong>für</strong> ihn ausreichend<br />
sind. Diese Überprüfung durch den Klienten wird erschwert, wenn er den Eindruck<br />
bekommt, die Beraterin will in einen längeren Prozess einsteigen. So kann<br />
er seiner eigenen Wahrnehmung nicht unbeeinflusst folgen, da er den Druck<br />
spürt, sich der Erwartung zu unterwerfen oder sich gegen diese aufzulehnen. Genauso<br />
schädlich ist es, wenn der Klient den Eindruck bekommt, eine Beraterin will<br />
ihn unter allen Umständen nach einer Sitzung wieder loswerden. Es ist nach unserer<br />
Erfahrung <strong>für</strong> Klienten ein Sicherheitsfaktor und dadurch beruhigend zu wissen,<br />
sie könnten die Beratungsstelle weiterhin in Anspruch nehmen – auch wenn<br />
sie es dann de facto nicht tun sollten. Häufig kommt es auch vor, dass Klienten es<br />
zunächst bei einem Beratungstermin belassen und uns dann Monate oder Jahre<br />
später wieder aufsuchen, wenn sie mit sich nicht weiterkommen oder sich in einer<br />
Krise befinden.<br />
Neben den Beratungsgesprächen in der Beratungsstelle bieten wir telefonische<br />
und schriftliche Beratung an. Dementsprechend, dass wir im Durchschnitt pro<br />
Woche 900-1000 Besucher auf unserer Homepage haben, hat auch die Anzahl<br />
der eMail-Beratungen in letzter Zeit erheblich zugenommen. Für die Beratungen<br />
außerhalb Münchens führen wir ein bundesweites Adressregister, durch das wir<br />
an Beratungs- und Therapiestellen vor Ort verweisen können. Telefonische und<br />
eMail-Beratungen folgen denselben Prinzipien wie die persönliche Beratung – vor<br />
allem dann, wenn die Ratsuchenden neben Sachauskünften auch persönlichen<br />
Rat suchen. Gerade die eMail-Beratung bietet ja einen Ansatz mit ganz neuen<br />
Möglichkeiten und Fragen. Sie geht von Informationsübermittlung hin zu längeren,<br />
manchmal täglichen Kontakten. Eine Frage, die mich in diesem Zusammenhang<br />
aktuell beschäftigt, ist, wo und wie im jeweiligen Fall eine Grenze zu ziehen ist,<br />
das heißt, wann die Betreffenden auf diesem Weg – über eMail – nicht mehr ausreichend<br />
angesprochen werden können. An der Beantwortung dieser und anderer<br />
Fragen zur eMail-Beratung arbeiten wir.<br />
Ich habe mich im Vorangegangenen überwiegend auf die Beratung der von Ess-<br />
Störungen Betroffenen bezogen. Neben diesen beraten wir auch ihre Angehörigen<br />
und Freunde. Das zahlenmäßige Verhältnis der Anfragen Betroffener zu dem<br />
Angehöriger ist etwa 1:3, das heißt, auf drei Anfragen Betroffener kommt etwa ei-<br />
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