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Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...

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Einleitung<br />

<strong>Viertes</strong> <strong>Bayerisches</strong> <strong>Forum</strong> <strong>Suchtprävention</strong> – Schwerpunktthema Ess-Störungen<br />

In den letzten Jahren haben Ess-Störungen bei Mädchen und Frauen wieder<br />

extrem zugenommen. Bei der Ätiologie von Ess-Störungen kann man nach dem<br />

heutigen Stand der Wissenschaft von einer multifaktoriellen Pathogenese ausgehen,<br />

da neben biologischen und genetischen Faktoren soziokulturelle und psychosoziale<br />

Faktoren eine Rolle spielen. Der Druck der Gesellschaft, schlank und<br />

ewig jung aussehen zu müssen, sorgt schon im vorpubertären Alter <strong>für</strong> Stress<br />

und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Untersuchungen wie die von der<br />

BZgA zeigen, wie frühzeitig – schon vor Eintritt in die Pubertät – sich Mädchen mit<br />

ihrem Aussehen, ihrem Gewicht und ihrem Körper beschäftigen. Die Auswertungen<br />

des von der Bundeszentrale <strong>für</strong> gesundheitliche Aufklärung geförderten Modellprojektes<br />

Kinder- und Jugendtelefon zeigen, dass bereits 9- bis 10-jährige<br />

Mädchen Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper äußern, gerne anders aussehen<br />

oder andere Merkmale aufweisen würden. Eine weitere von der BZgA geförderte<br />

Studie der Universität Bremen belegt, dass fast zwei Drittel der 13- bis 14jährigen<br />

Mädchen gerne besser aussehen würden, über die Hälfte – unter ihnen<br />

viele Mädchen mit Normal- oder Untergewicht – wäre gerne dünner. Nach einer<br />

europäischen Studie (Dingeldey E. et al., Ess-Störungen bei Jugendlichen. Erhebungen<br />

zum Präventionsbedarf, Kassel 1998) empfinden sich 42% aller normal-<br />

und untergewichtigen Mädchen und 30% der Jungen im Alter von 11 bis 19 Jahren<br />

als zu dick.<br />

Mädchen eignen sich insbesondere in der Adoleszenz eine außenorientierte<br />

Sichtweise auf sich und den eigenen Körper an. Sie integrieren schon früh die<br />

von außen propagierten Schönheitsideale, die Fremdbestimmung des weiblichen<br />

Körpers, die Abwertung und Ausgrenzung von Weiblichkeit in ihr Selbstbild. Das<br />

führt meist zu einer kritischen Bewertung oder Ablehnung des eigenen Körpers.<br />

Knapp die Hälfte des weiblichen Anteils und 20% der Jungen hatten im Alter von<br />

11 bis 13 Jahren nach der oben genannten europäischen Studie schon eine Diät<br />

gemacht. Mädchen, die dem allgegenwärtigen Schlankheitsideal mit Diäten nachzueifern<br />

suchen, laufen Gefahr, eine Ess-Störung zu entwickeln. „Diäten machen<br />

nicht schlank, Diäten sind die Einstiegsdroge <strong>für</strong> Ess-Störungen“, so das Urteil<br />

von Dr. Barbara Krebs, Gründerin des Frankfurter Zentrums <strong>für</strong> Ess-Störungen.<br />

Hier befindet sich der Kern der präventiven Arbeit: Primärprävention fängt bereits<br />

im Kindesalter an.<br />

In Deutschland leiden inzwischen 3 bis 4% der Bevölkerung, ca. 2,4 Millionen<br />

Menschen, an Ess-Störungen, davon rund 600.000 Mädchen und Frauen<br />

zwischen 15 und 35 Jahren an Bulimie. Die Tendenz ist steigend. Etwa zehn<br />

Prozent der von Ess-Störungen Betroffenen sind mittlerweile Männer. Ess-<br />

Störungen sind schwerwiegende psychosomatische Erkrankungen mit Suchtcharakter,<br />

die verborgen gehalten werden. Menschen mit Ess-Störungen haben eine<br />

sehr hohe Hemmschwelle, sich zu „outen“. Die Chance, auf Dauer wieder zu einem<br />

sinnvollen Essverhalten zurückzufinden und eine chronische Erkrankung zu<br />

vermeiden, ist um so größer, je früher therapeutische Behandlung aufgesucht<br />

wird. So ist es dringend notwendig, möglichst frühzeitig mit primären und sekundären<br />

Maßnahmen die Prävention von Ess-Störungen zu beginnen. Deshalb<br />

stand diese Problematik im Mittelpunkt des Vierten Bayerischen <strong>Forum</strong>s <strong>Suchtprävention</strong><br />

der LZG in Leitershofen vom 19.-21.November 2002.<br />

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