Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
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soll. Das Curriculum enthält neben der Vermittlung der theoretischen Grundlagen<br />
vor allem viele Übungen und Rollenspiele, die die Umsetzung der motivierenden<br />
Gesprächsführung im Gespräch mit Jugendlichen zum Thema haben, konkret<br />
bedeutet dies: Einstieg ins Gespräch, Thematisierung von Ambivalenzen, Umgang<br />
mit Widerstand, gemeinsames Erarbeiten eines Veränderungsplans. Die<br />
Einheiten der Fortbildung werden ergänzt mit Einheiten, die Hintergrundinformationen<br />
sowohl zu einzelnen Substanzen und aktuellen Trends im Konsumverhalten<br />
als auch zu rechtlichen Fragen bieten.<br />
Die Fortbildung wurde im Frühjahr 2002 in fünf Städten Nordrhein-Westfalens in<br />
einem Pilotversuch Kontaktpersonen aus außerschulischer Jugendarbeit, Erziehungshilfe,<br />
Jugendgerichthilfe etc. angeboten und evaluiert. Leitende Fragestellungen<br />
der Evaluation waren:<br />
Entspricht die Fortbildung dem Bedarf der Kontaktpersonen und wird sie in Form<br />
und Inhalt von ihnen akzeptiert?<br />
Lässt sich das Beratungsmodell „motivierende Kurzberatung“, das bisher in erster<br />
Linie in festen Settings wie z.B. ein Gespräch zwischen Arzt und Patient/Beraterin<br />
und Klientin durchgeführt wurde, übertragen auf offene Gesprächssituationen in<br />
Jugendarbeit und Erziehungshilfe, die oft keinen festen Rahmen haben, sondern<br />
eher als Gespräche „zwischen Tür und Angel“ stattfinden?<br />
Die ersten Evaluationsergebnisse des Projektes sind sehr positiv. Die teilnehmenden<br />
Kontaktpersonen zeigten großes Interesse und lobten die ausgewogene<br />
Mischung aus Theorie und Praxisanteilen, die die Fortbildung repräsentiert. Die<br />
Auswertung von Gesprächen, die die Kontaktpersonen im Anschluss an die Fortbildung<br />
mit Jugendlichen führte, zeigte, dass sich diese Beratungsform in den Berufsalltag<br />
von Kontaktpersonen umsetzen lässt und auf vielfältige Weise die<br />
Kommunikation zwischen Jugendlichen und Kontaktpersonen über Konsum fördert.<br />
Überraschendes Ergebnis war, dass 60% der Gespräche von Jugendlichen<br />
initiiert waren. Anlass waren in erster Linie allgemeine Probleme mit Eltern, Schule,<br />
Freundin etc., in deren Rahmen es dann zur Thematisierung von Konsummustern<br />
kam. Die Gesprächsanlässe wurden von Kontaktpersonen genutzt, um mit<br />
den Jugendlichen<br />
• Konsummuster zu klären,<br />
• Sorgen bezüglich der Nachteile von riskantem Konsum zu besprechen,<br />
• Nach der Formulierung eigener Grenzen zu suchen,<br />
• Gegebenenfalls die Jugendlichen in eine weiterführende Beratung zu vermitteln.<br />
Die Evaluation der ersten Umsetzungsphase hat gezeigt, dass motivierende<br />
Kurzberatung ein Konzept darstellt, dass sich im Berufsalltag von Kontaktpersonen<br />
anwenden lässt und den Jugendlichen eine Form der konsumentenorientierten,<br />
lebensweltnahen Beratung bietet.<br />
4. Neue Perspektiven?<br />
Welche Perspektiven bietet das Konzept der motivierenden Kurzintervention <strong>für</strong><br />
die Sekundärprävention insgesamt?<br />
• Das Stadienmodell trägt dazu bei, Ansprüche und Ziele von Prävention exakter<br />
und konsumentengerechter zu formulieren. Klassische Interventionsprogramme<br />
nehmen nur die Stadien der Vorbereitung und der Aktion wahr und<br />
messen ihren Erfolg an dem sichtbaren Ergebnis, dass das Stadium der Aktion<br />
hervorbringt. Personen im Stadium der Absichtslosigkeit werden in vielen<br />
Theorien der Gesundheitsförderung als resistent, unmotiviert und nicht bereit<br />
<strong>für</strong> Interventionen dargestellt. Fraglich ist aber, ob das Problem auf Seiten der<br />
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