Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
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Geschlechtsspezifische Aspekte des Suchtverhaltens und der<br />
Prävention<br />
<strong>Suchtprävention</strong> unter dem Genderaspekt<br />
Anne Fromm, Wolfram Skasa-Weiß<br />
Moderne <strong>Suchtprävention</strong>skonzepte haben sich weg von einer zumeist drogenspezifischen<br />
und geschlechtsneutralen, häufig unter dem Aspekt der Abschreckung<br />
transportierten Aufklärung hin zu einem differenzierten Ansatz der Befähigung<br />
(„Lebenskompetenzförderung“) entwickelt. Im Blickpunkt steht nun der<br />
Mensch, bzw. die Ausrichtung an der Lebenswelt von Zielgruppen, bei der Suchtgefährdungen<br />
in problematischen Entwicklungsverläufen bzw. bei fehlenden Bewältigungsressourcen<br />
ausgemacht werden.<br />
Dieser Ansatz ist heute aus der Präventionsarbeit nicht mehr wegzudenken, unterscheiden<br />
sich doch z.B. sowohl Entwicklungsprobleme wie auch die zur Verfügung<br />
stehenden Bewältigungsressourcen in der konkreten Lebenswelt der Adressaten<br />
von <strong>Suchtprävention</strong> z.B. bei Mädchen und Jungen. Bereiche wie Suchtentwicklung<br />
und Suchtformen weisen daher auch später bei Frauen und Männern<br />
unterschiedliche Ausprägungen auf und setzen somit <strong>für</strong> Jungen- bzw. Mädchenarbeit<br />
in der <strong>Suchtprävention</strong> einen Geschlechter-differenzierenden Blickwinkel<br />
voraus.<br />
Der Aspekt des „Gender“ (das „soziale Geschlecht“) spielt hierbei eine wichtige<br />
Rolle, belegen doch Ergebnisse aus zahlreichen Studien der Geschlechterforschung,<br />
dass Mädchen und Jungen von Geburt an gesellschaftlich immer noch<br />
auf ein bestimmtes Verständnis und auf Idealbilder ihrer Geschlechtlichkeit (Mann<br />
– Frau) festgelegt werden (�„Doing Gender“). Durch die Orientierung an und die<br />
Verfestigung von sozial vorgefundenen Normen von „Männlichkeit – Weiblichkeit“<br />
lassen sich somit immer wieder „hausgemachte“ (oftmals auch unbeabsichtigte)<br />
geschlechtsstereotype Fortschreibungen von Benachteiligungen bzw. Einschränkungen<br />
einer selbstbestimmten Lebensführung von Mädchen und Jungen aufzeigen<br />
(Diskriminierungen, Ausgrenzungsmuster, u.a. ...).<br />
In der Pädagogik allgemein wie auch in der <strong>Suchtprävention</strong> speziell ist Genderpädagogik<br />
als ein grundlegender Ansatz zu begreifen, der vorgibt, Individuen in<br />
ihrer Geschlechtlichkeit zu stärken, der Polarisierung entgegenzuwirken und<br />
Strukturen, die eine Geschlechterhierarchie unterstützen, zu beeinflussen. Im<br />
Sinne von „Gender Mainstreaming“ geht es letztlich um eine Einbindung der<br />
Chancengleichheit in sämtliche politische Konzepte und Maßnahmen der Gemeinschaft,<br />
um bei allen gesellschaftlichen Vorhaben unterschiedliche Lebenssituationen<br />
und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig<br />
zu berücksichtigen.<br />
In dem Workshop sollte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern – neben Austausch<br />
und Information – die Möglichkeit gegeben werden, die konkrete Arbeit mit<br />
gemischtgeschlechtlichen wie auch homogenen Gruppen kennen zu lernen, die<br />
eigene Erziehung zur Männlichkeit bzw. Weiblichkeit zu hinterfragen und die Bedeutung<br />
geschlechtsspezifischer Aspekte <strong>für</strong> eine wirksame <strong>Suchtprävention</strong> und<br />
Förderung von Lebenskompetenzen kennen zu lernen. Denn als Förderer/Förderinnen<br />
von Jungen und Mädchen im Rahmen von <strong>Suchtprävention</strong> müssen<br />
wir zunächst bei uns selbst, bei unseren eigenen Ressourcen, Verhaltens-,<br />
Konsum-, und Beziehungsmustern anfangen und uns darüber klar werden, ob<br />
und wie wir diese transportieren (wollen).<br />
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